Ostseeflottille 2019

Von Hitze bis Dauerregen, von Flaute bis Windstärke sechs, von Ruhe bis Trara – beim diesjährigen Ostseetörn (20.-26.07.) war für jeden Geschmack etwas dabei. Mit siebzehn Hanseaten auf drei Yachten erkundeten wir die dänische Südsee und legten in sechs Tagen knapp 170 Seemeilen zurück.

Los ging es am Freitagabend (19. Juli) beim Vorabend-Check-In in Heiligenhafen, wo gerade ein Rummel stattfand, sodass wir unsere Autos mit Blick aufs Riesenrad entluden. Unsere drei Schiffe hießen Ulysses, Finnyocean und Seerose; die beiden letztgenannten waren 37 Fuß-Bavarias und baugleich bis auf eine Mikrowelle in der Kombüse der Finnyocean. Unsere Seerose ließ uns immer wieder aufs Neue staunen, wie kreativ man selbst als erfahrener Yachtbauer an den Bedürfnissen des Seglers vorbei designen kann; Seeventile an den unmöglichsten Stellen, ein Navigationstisch von der Größe eines Frühstücksbrettchens, wild im Schiff verteilte Hauptschalter und zu wenige Sitzgelegenheiten am Tisch in der Messe waren nur einige der Dinge, die im täglichen Betrieb für Kopfschütteln sorgten. Dafür waren die Festmacherleinen endlich mal lang genug.

Am Samstagvormittag ging es los in Richtung Langeland. Auf See erwarteten uns kräftiger Wind und Meterwellen, die die ungeübten Mägen gehörig auf die Probe stellten. Wir erreichten Bagenkop gerade rechtzeitig vor dem Eintreffen einer dunkelvioletten Gewitterfront und legten ruhig und konzentriert an, ohne uns von dem Mann am Kai irritieren zu lassen, der wohl der Ansicht war, unser Anlegemanöver durch lautstark gebrüllte Hinweise auf das nahende Unwetter beschleunigen zu können oder zu müssen. Vielleicht hoffte er, eine Anstellung als Nebelhorn zu ergattern – die Lautstärke wäre jedenfalls ausreichend gewesen.

Der Sonntag führte uns nach Marstal auf der Insel Aero. Im Vorjahr hatten wir Aeroskobing besucht und waren ganz begeistert gewesen von dem gemütlichen Fachwerkstädtchen; Marstal kann aber beinahe mithalten. Auch hier gibt es kleine Gassen, gemütlich aussehende niedrige Häuser, massenhaft Stockrosen und obendrein im Hafen die Bonavista, ein vor kurzem renovierter Schoner aus dem Jahr 1914. Nach dem Spaziergang durch die Stadt und den Hafen (ein Softeis durfte auch nicht fehlen) beschlossen wir den milden Abend mit gemütlichem Plaudern auf der Finnyocean.

Den meteorologischen Tiefpunkt markierte der Montag, an dem wir uns von Marstal durch den Tonnenstrich nach Svendborg vorarbeiteten. Dauernieselregen war unser Begleiter, und auch beim Stadtbummel blieb es nass. Dafür gab es in Svendborg die mit Abstand urigste Bäckerei, in der man dem Bäcker bei der Arbeit zuschauen konnte, und die obendrein die leckersten Brötchen verkaufte.

So ging es am Dienstag gut gestärkt nach Omo. Der Regen war vergessen, und die Sonnencreme kam wieder zum Einsatz. Die Hitze verlangte nach Gegenmaßnahmen, und so wurde es Zeit für die Badeplattform, von der die Kids die Füße ins Wasser halten konnten; auch der obligatorische Fenderritt – diesmal ohne fiese Quallen – durfte nicht fehlen.

Im Hafen von Omo gibt es Fischer und eine Fähre, sodass weder Nase noch Ohren geschont werden – dafür lohnte aber der Gang zum nahe gelegenen Strand, der mit einer Badeplattform und einem traumhaften Sonnenuntergang punkten konnte. Obendrein gab es in Omo kostenlose Leihfahrräder, die zur Erkundung des Inselchens genutzt werden konnten.

Spodsbjerg hieß unser Ziel für den Mittwoch. Abermals umrahmte uns ein fast wolkenloser Himmel, und mangels Wind schob uns der Motor durch die See.

Am Donnerstag brachen wir noch vor dem Frühstück auf, denn vor uns lagen stolze 47 Seemeilen bis nach Burgtiefe auf Fehmarn. Der Wind hatte wieder aufgefrischt, und so konnten wir große Teile der Strecke unter Segel fahren. An Fehmarns Südwestspitze war es damit jedoch vorbei; bei strammem Gegenwind und kräftiger Strömung warfen wir den Motor an und kamen doch nur allmählich der Fehmarnsundbrücke näher. Erst zur Abendbrotzeit erreichten wir den Yachthafen von Burgtiefe und brachen sogleich zum Abschlussessen im (sehr empfehlenswerten) Restaurant “Windrose” auf. Trotz des Schwankens, das mancher Teilnehmer angesichts des ungewohnt bewegungsarmen Mobiliars zu spüren glaubte, wurde der Abend zum würdigen Abschluss eines tollen Törns.

Nach dem obligatorischen Flottillen-Gruppenfoto war es am Freitag von Burgtiefe aus nur noch ein kurzer Schlag zurück nach Heiligenhafen, und gegen Mittag machten wir unsere Seerose in ihrer Box fest. Unser Fazit war ausnahmslos positiv: Mit bester Laune, gutem Essen, größtenteils Traumwetter und genügend Wind verlebten wir eine herrliche Woche und hatten – neben unzähligen Fotos – eine gute Portion Sonnenbräune als Souvenir im Gepäck.

(Lars)

Und wer weiß – vielleicht steht in Bagenkop auch jetzt noch der seltsame Mann wie das HB-Männchen auf dem Kai und geht bei jedem einlaufenden Schiff aufs Neue in die Luft. Dem empfehle ich unser extrem entspannendes Törnvideo:

Musik: www.bensound.com