Flottille Mittelmeer 2021

Im Oktober 2021 war die offizielle SHM Mittelmeerflottille für drei Wochen in den nördlichen Sporaden unterwegs. Ein Highlight daraus ist ja schon eine Weile veröffentlicht. Hier nun vier Berichte dieses erlebnisreichen Törns von verschiedenen TeilnehmerInnen der einzelnen Zeiträume.

Route Woche 1

Monika (1. Woche): Die nördlichen Sporaden sind eine Inselgruppe geprägt von Pinienwäldern, Olivenhainen und vielen Badebuchten. Hat man den Pagasitischen Golf verlassen, entsteht ein Gefühl, am Ende der Welt zu segeln – weit weg vom Weltgeschehen. Auf insgesamt drei Yachten, der ‚Silver III‘ (Bavaria 45), der ‚Silver VI‘ (Bavaria 46) und der ‚Nimertis‘ (Sun Odyssey 440) segelten wir vom 2. bis 9. Oktober von Volos nach Agnontas (Skopelos), Patitiri und Tzortzi (Alonnisos), Skiathos und zurück zum Ausgangspunkt (insgesamt 162 Seemeilen) bei hervorragendem Wetter und sehr guter Laune. Skiathos mit seinem schönen Hafen und den wunderschönen Gassen sowie der ‚Mamma-Mia-Kirche‘ gefiel uns besonders gut. Große Klasse war auch das gemeinsame Flottillenessen zum Kennenlernen der anderen Crew-Mitglieder. Maria und ich als Neulinge haben uns auf der Silver VI sehr wohl gefühlt und vieles neu dazu gelernt. Wir wurden von Anfang an super in das Team aufgenommen und hatten unsere Aufgabengebiete. Hiermit möchten wir uns für die hervorragende Organisation bedanken. Wir freuen uns auf die nächsten Segelerlebnisse!

Agnontas Hafen

Dagmar (1.+2. Woche): Nun bin ich zwar kein ‚Neuling‘, aber es gab in meinen beiden Wochen doch ‚Ersterlebnisse‘. Ich war auf der Silver VI, und wir können von spektakulären Anker-Geschichten berichten. So am Morgen des zweiten Tages, in der Hafenbucht von Agnontas. Wir hatten alle Leinen klar, hatten heckwärts bereits abgelegt und Anne war dabei, die Ankerkette hochzuholen. Die Crew richtete den Blick schon auf fernere Ziele, als Anne plötzlich rief: „Geht nicht mehr hoch! Tut sich nichts!“ Von vorne: „Wie, geht nicht?“ Anne: „ Ja, geht nicht!“ Wir hörten kurz darauf das Ausrauschen der Ankerkette! Nicht einen Moment, nicht zwei, sondern endlos lange! Eben 90 Meter! Anne dachte bei sich: „Hoffentlich ist die Kette durch eine Leine gesichert!“ Nicht nur Augen waren zum Ort des Geschehens gerichtet, jetzt steuerten auch alle Beine auf den Bug zu. Nur ich blieb wie angewurzelt am Ruder stehen, Blick starr geradeaus. Die Crew schaute vorne dem Skipper über die Schulter, als dieser mit Tricks und Raffinesse an der Ankerwinde hantierte, um die Kette wieder aufzunehmen. Maria half mit ‚Bärenkräften‘, und es klappte. Nach wirklich spannendsten Minuten schaffte es Kalle, diese wieder in die Ankerwinde zu führen! In dieser Zeit jedoch trieb das Boot vor, zurück, hin und her! Das Gebot der Stunde war für mich: Erstmals das Bugstrahlruder zu betätigen! Bislang war ich so gut wie gar nicht vertraut damit. Mein Versuch: Es „musste“, es „wird schon“, es „gelang“, rechts und links, äh steuerbord – backbord – loslassen – mit Gefühl – uff! Noch wieder Motor, vor – zurück. Tiefe? Oh! Motorkupplung rückwärts, Bugstrahlruder steuerbord … „Kette kommt“, vorwärts – aufstoppen – vorwärts … „Anker frei“, rief es von vorne. Ruder backbord, raus aus der Bucht!

Skiathos

In der zweiten Woche bekamen wir im Hafen von Skiathos erneut Schwierigkeiten beim Ankerheben. Diesmal waren alte, auf Grund liegende Mooringleinen, in die sich unser Anker verhakt hatte, die Ursache. Ohne externe Hilfe kamen wir nicht frei. Erst ein Taucher, auf den wir doch einige Zeit warteten, bekam mit Geschick und Geduld den Anker frei. Für seine Entlohnung musste unsere Bordkasse herhalten.

Route Woche2

Insgesamt können wir sagen, dass der Trainingstörn ganz und gar seinen Zweck erfüllt hat! Wenngleich die Flottille heute kein neues Ziel ansteuerte – nur die Nimertis war auf Exkursion rausgesegelt und unternahm Manövertraining – fand der Tag einen überraschenden, wirklich schönen Ausklang mit gemeinsamem Flottillenessen. Schööön!

Dirk (1.+2. Woche): Als absoluter Neuling, der gleich zwei Wochen an einem Törn teilnahm, wechselte ich nach einer sehr schönen ersten Woche auf der Silver III das Boot und kam als Moses auf die Nimertis. Und so ging es von Volos nach Skiathos Stadt, wo wir einen weiteren Aufenthalt genießen konnten.

Segelfreude pur

Der folgende Tag sah vielversprechend aus. Bei herrlichem Sonnenschein sollte es nach dem Frühstück losgehen. Vorgesehen war, dass wir in umgekehrter Reihenfolge ablegen wollten wie angelegt wurde, um so ein Heben einer Kette oder eines Ankers des Nachbarn zu vermeiden. Dieses Schauspiel hatten wir in der vergangenen Woche einige Male miterleben dürfen. So sollte nun die Silver VI als erstes raus und da geschah es. Der Anker ließ sich nicht heben und die Crew musste die Hilfe eines Tauchers in Anspruch nehmen. Als Neuling mit SKS, aber ohne jegliche Erfahrung hatte ich mir vor dem Törn viel vorgenommen, so auch Ankermanöver zu fahren. Dazu hatte ich mir vorher auf YouTube bei Yacht TV den Beitrag „Richtig ankern“ angesehen. „Ganz so schwer sieht das ja nicht aus, das werde ich wohl hinbekommen“, dachte ich; aber die Realität sah dann doch anders aus, so dass ich von einem Ankermanöver erst einmal Abstand nahm.

Nach Absprache mit den anderen Crews wurde beschlossen, dass wir auf der Nimertis die Zeit nutzen wollten, um einige Manöver zu fahren. Auch Delphine wurden in einiger Entfernung gesichtet, hatten aber leider kein sonderliches Interesse daran, uns einen Besuch abzustatten – stattdessen frönten sie der Mittagsmahlzeit.

Nach einem erlebnisreichen Tag wurde das gemeinsame Essen der Flottille auf den Abend vorverlegt und in einer geselligen und sehr harmonischen Atmosphäre ließ man den Abend ausklingen. Belohnt wurden wir dann noch durch einen Abendhimmel, der die Bucht in ein Licht mit einem Farbenspiel von Orange-, Rosa- und Blautönen wie bei einem Aquarellgemälde tauchte.

Patitiri

Richard (3. Woche): Dies war mein erster Segeltörn auf einem Dickschiff. Ich bin seit ca. einem Jahr im SHM und bekam die Gelegenheit, eine Woche an dem Sporadentörn teilzunehmen. In den ersten beiden Wochen war eine Flottille von drei Yachten gesegelt, nun, in der dritten Woche, war die Silver VI allein unterwegs. Die Crew bestand aus 7 Personen, inklusive Skipper und Schiffsführer. Aufgrund von fehlendem Wind starteten wir von Volos aus mit Motorkraft durch in den Pagasitischen Golf. Nachdem wir den Ausgang des Golfes passiert hatten, frischte der Wind auf und wir konnten gegen Mittag die Segel setzen. Das Wetter war nicht besonders schön , denn es war stark bewölkt und deutlich kälter als üblich für diese Jahreszeit. Wir segelten Richtung Insel Skopelos. Einige von uns kannten nahe dem Ort Panormos eine kleine versteckte Bucht, in der wir ankern konnten.

Trikeri „alter Hafen“

Nachdem wir am Montag bis Patitiri gekommen waren, übten wir am Dienstag bei der Insel Skopelos intensiv das Manöver ‚Boje über Bord‘. Nachmittags liefen wir in den Hafen von Skopelos ein, mit anschließendem Landgang durch den Ort. Am Mittwoch ging es dann unter Segel weiter an der Nordküste von Skopelos entlang. Highlight an diesem Tag: Wir sahen die ‚Chapel of Agios Ioannis Prodromos‘, eine kleine Kapelle bekannt aus dem Musicalfilm ‚Mamma Mia‘. Später ankerten wir in einer Bucht mit Sandstrand nahe dem Ort Koukounaries. Auch hier nutzten wir die Gelegenheit, ausgiebig im Meer zu schwimmen.

Delphinschule begleitet Silver VI

Der Donnerstagmorgen lief nicht so wie geplant, denn unser Anker hatte sich im Meeresgrund verhakt und ließ sich nicht bergen. Leider hatte sich bei dem Manöver auch noch die Ankerrolle am Bugspriet verkantet. Wir hatten aber großes Glück, denn ein Freizeittaucher schwamm in der Bucht. Wir konnten ihn heranwinken und er machte den Anker frei, so dass wir ihn trotz verkanteter Ankerrolle bergen konnten. Nachdem wir weiterfahren konnten, bei jetzt bestem Wetter, aber wenig Wind, kamen wir nachmittags wieder im Pagasitischen Golf bei der Insel Palaio Trikeri an und legten im ‚alten Hafen‘ an.

Am Freitag bot sich uns ein weiteres Highlight: Eine Delphinschule begleitete unser Boot. Da wir kaum Wind hatten, war das Wasser spiegelglatt, so dass wir die Delphine sehr schön beobachten konnten, wie sie vor und neben unserem Boot um die Wette schwammen. Ein unvergessliches Erlebnis. Alles in allem ein toller Törn!