Die Wettervorhersage für das Wochenende des Dümmer Finales der Piraten und Conger (1.-3.10.) sorgte bei uns für Vorfreude und Befürchtungen. Zum einen sollte wunderbarer Wind sein: 5-6 Windstärken, also perfekt für viel Spaß. Zum anderen war dauerhafter Starkregen angesagt, und wir litten bereits letztes Jahr unter vollgelaufenen Zelten. Doch kurz vor der Abreise wendete sich die Regenvorhersage, und es sollte nur noch vereinzelte Schauer geben und nachmittags vielleicht ein Gewitter vorbeiziehen. Also fuhren Josh und ich, Melina, frohen Mutes samstags zu der dreitägigen Regatta. Die einzige Ungewissheit war, ob der See genügend Wasser hatte, um nicht mit dem Ruder aufzusetzen. Von einem ganz runtergelassenen Schwert hatten wir uns innerlich schon verabschiedet.
Nachdem das Boot flott abgeladen und aufgebaut war, konnten wir sogar noch im Trockenen das Zelt hinstellen. Auf dem Wasser indes dauerte es nicht lange, bis die ersten Tropfen fielen. Das störte aber nicht weiter, da wir mit einem Mordsspaß gerade mit Spi den See entlang flogen.
Der erste Start wurde recht pünktlich angesagt und Josh, nach Ewigkeiten nochmal am Steuer, fasste den Plan, am Startschiff zu starten. Etwa 20 Sekunden vorm Start, ich zählte gerade laut die Zeit runter, waren wir noch immer leicht rechts vorm Startschiff mit einigen Booten links, die auch dort starten wollten. Plötzlich hörte ich nur von hinten ein „Passt das?!“ von Josh und trotz meines vehementen Neins schoss er zwischen Booten und Startschiff durch die Lücke zur Linie – leider 10 Sekunden zu früh, denn abfallen oder bremsen ging nicht mehr. Und schon war klar, dass wir gerade einen Frühstart vom Feinsten hingelegt hatten, immerhin ohne jemandem wirklich behindert zu haben. Entsprechend bedröppelt waren wir, als wir nach der Rückkehr zur Startlinie als Vorletzte über die Linie segelten (ein anderes Team war viel zu spät zum Start gekommen und winkte uns fröhlich zu, während auch sie starteten).
So war der Start zwar ein kleines Fiasko, aber wir ließen uns den Spaß nicht nehmen und hatten bereits kurz vor der Luvtonne das eine oder andere Boot eingeholt. Optimistisch baute ich also den Spibaum an. Da kam schon wieder eine Überraschung von hinten: wieso zögerte Josh, den Spi zu ziehen? Zu viel Wind? Nicht in meiner Welt! Schließlich hatte ich in diesem Jahr schon bei mehr Wind den Spi oben, vertraute vollkommen auf unser beider Fähigkeiten und überzeugte Josh, einfach das Teil hochzuziehen (Dass nur ich den Trockenanzug angezogen hatte, ignorieren wir mal geflissentlich). Ab da ging es bergauf; nicht nur die Laune stieg mit jeder Welle, auf der wir entlang bretterten, sondern auch unsere Platzierung wurde immer besser und wir rasten an allen ohne Spi oder ohne Welle vorbei. Nach drei Runden hatten wir den zehnten Platz erreicht und waren sichtlich stolz, aber auch etwas überrascht, dass der Frühstart keine Hürde gewesen war.
In der Pause zum zweiten Lauf entdeckten wir eine schwarze Wolkenwand am Himmel. Kein gutes Zeichen, aber es schien, als würde sie vorbei ziehen. Einige Zeit später sahen wir jedoch plötzlich AP über H am Startschiff, also ab in den Hafen. Die Wettfahrtleitung hatte scheinbar Infos, die wir nicht sahen. Entsprechend versuchten wir, zügig zum Hafen zu segeln. Ein kleiner Umweg musste jedoch sein, da wir abseits des Wertfahrtgebietes sonst mit dem Ruder aufsetzen würden. Etwa 100 m vorm Hafen holte uns dann das Gewitter ein, und wir holten schnell die Segel runter. Währenddessen kenterten einige Piraten und Conger; der Wind wurde unglaublich stark, die Blitze gleichzeitig mit Donner, und der Regen verwandelte sich in Hagel. Insgesamt war es also so laut, dass der zwei Meter weiter in luv stehende Josh mich absolut nicht mehr verstehen konnte. Zum Glück kam der Wind weiterhin auflandig, und so trieben wir flott in den Hafen und mussten nicht gegen den Wind schieben (paddelnd hätten wir keine Chance gehabt).
Insgesamt war es eine Erfahrung, die ich ungern wiederholen möchte. Es ist letztlich nichts Ernsteres als ein kaputtes Deck bei einem anderen Piraten passiert. Trotzdem war der Anblick von etlichen gekenterten Booten während eines Gewitters recht beklemmend. Mir war zu dem Zeitpunkt noch nicht klar, ob die Boote absichtlich gekentert waren, um einem Blitzschlag abzuwenden oder ob die Böen alle umgerissen hatten. Gut, dass Josh super kompetent ist und das Boot stets im Griff hatte.
Die nächsten Tage verliefen ruhiger; wir segelten mal mehr, mal weniger zufriedenstellend, und der Wind war auch etwas gezähmter. Einige Winddreher sorgten für Haareraufen, da eine Wettfahrt in einem Straßenbahnrennen endete, da der Wind so weit gedreht hatte, dass viel taktisches Segeln nicht mehr möglich war. Auch zerrte ein Lauf an unseren Nerven, da manchen die Bedeutung von Bahnmarkenraum plötzlich fremd geworden war.
Die Platzierungen in den Wettfahrten waren immer bunt durchmischt, da viele Teams ähnlich gut und erfolgreich waren und auch die besten Teams sich immer wieder von hinten nach vorne kämpfen mussten. Trotzdem können wir auf sechs schöne Wettfahrten und drei Tage mit einer tollen Gemeinschaft und leckeren Buffets beim Abendessen zurückblicken.
Wir gratulieren herzlich den Siegern Fynn (SVB) und Henrik (ABC), den Zweitplatzierten Andreas und Martin (WVG) und den Drittplatzierten Torsten (SVK) und Tobias (WVG).
Bericht: GER 4398 (Melina & Josh)