Am Anfang ist der Traum: Flottillensegeln mit "seinen" Hanseaten in der Karibik. Mit dem Katamaran. "Träumer" Klaus M. überzeugt, begeistert, organisiert. Drei Kats 45 Fuß werden gechartert für je acht Crewmitglieder.
Am 12. 3. starten 23 Segelfreunde über DUS / Paris Charles de Gaulle / Paris Orly nach Martinique. Unser Ideengeber Klaus fährt derweil ins Krankenhaus, eine Herzoperation lässt all seine Träume zerplatzen. Wir fühlen mit ihm und denken während des Törns oft an ihn.
Martinique, die französische Karibikinsel, bietet einen großen Vorteil: Einkäufe werden in Euro beglichen und das Angeibot ist umfassen!
Den Nachteil merken wir am eigentlichen Beginn des Törns (den 2. Tag verbringen wir zwecks Test des Materials in der Nähe der Marina Le Marin): Es ist viel weites Wasser zwischen Martinique und unserem nächsten Ziel, St. Lucia. Das bedeutet viel Segelzeit.
Eine eigenständige Verwaltung, Zoll, Einwanderungsgesetze werden unseren Skipper Christopher nun ständig begleiten beim obligatorischen Ein- und Ausklarieren. Zum Glück konnten sich die folgenden Inseln der Grenadinen wenigstens auf eine gemeinsame Währung, den "East Caribbean Dollar" kurz XCD einigen. Wie üblich müssen wir die bürokratischen Vorgaben üppig bezahlen.
Den Vorteil des langen Schlags über den Canale St Lucia: eine Gruppe von Delfinen begleitet uns eine Weile, tanzt um uns, spielt mit uns, schwimmt zwischen den beiden Rümpfen. Wir können unser Glück kaum fassen.
Ein Wort zu unserer alten Lady OUPS (unser Cat heißt wirklich so, der Name steht sogar jetzt in unseren Pässen). Es ist ein recht abgetakeltes Schiff -obwohl "abgetakelt" in der Segelei ja etwas anders bedeutet.
Das Groß mit dem Lazy-Bag beult vor sich hin, die Genua hat Falten wie Omma. Und erst das gesamte Tauwerk: vom vielen Führen durch die Klemmen und nicht mehr rollenden Blöcken zersplissen und zerbröselt. Das lange Festmachertau ist aufgedröselt.
Ekkes schlägt es neu und takelt es dann gekonnt zu einem wieder festen Ende.
Das Innere hat auch schon bessere Tage gesehen. Die beiden Kühlschränke und die Kältebox in der Pantry sind oft überfordert (irgendwas mit der Batterie), die Feststell - Klemmen für den Herd sind kaputt, in den Bädern zeigt sich Schimmel – aber segeln kann der Cat, wenn das auch nach Meinung unserer Profis nicht mit einem Dickschiff vergleichbar ist.
In Rodney Bay, unserer ersten Bucht auf St. Lucia wird am nächsten Morgen erst mal Geld gewechselt, bevor es an der grünen Karibikküste, bei angenehmen Winden, vorbei an schönen Buchten und den berühmten "Pitons", zum alten Industriehafen Vieux Fort am Südzipfel der Insel geht.
In den nächsten Tagen können wir das Segeln der unterschiedlich langen Strecken in verschiedene Kategorien einordnen: ruhige Schläge, heftiges Stampfen, Schlingern, Berg- und Talfahrten, heftige Wasserböen bis in die Pantry, dumpfe Schläge von unten beanspruchen Kreislauf und Gleichgewichtssinn unserer Crew ganz unterschiedlich.
Spannend wird es immer beim "Landen":
Fasst der Anker? Sitzt der Hahnepot? Sind die Anweisungen der Helfer beim Mooring verständlich?
Zum Glück sind viele helfende (auch junge) Hände – ebenfalls für andere seglerische Tätigkeiten – an Bord.
Jede unabhängige Insel hat eine eigene Hoheitsflagge. Wer über die Grenze segelt, muss Flagge zeigen. Also regelmäßig Gastlandsflaggenwechsel. Bei heftigem Wind und / oder den obligatorischen Regengüssen verlangt das von unseren Skippern oft viel ab.
Über Stopps in St Vincent (Chateaubelair), Bequia (Port Elizabeth mit der Admirality Bay), ist endlich der Sehnsuchtsort aller Karibiksegler erreicht: die Tobago Cays am Horseshoes Reef. Schildkröten tummeln sich im türkisfarbenen Wasser, laden zum Schnorchelbesuch ein. Leider müssen wir bald an den Rückweg denken. Man weiß ja nie,
welche Wind- und Wetterverhältnisse noch vorherrschen werden.
In der "Blue Lagoon" auf St. Vincent sitzt noch ein Landgang drin: Besuch von Kingstown (für die einen) und Fahrt zu einem privaten Botanischen Garten im Landesinneren, durch fruchtbares Ackerland und an tropischen Bäumen vorbei (für die anderen). Wieder in der Chateaubelairbucht werden wir fast wie alte Bekannte begrüßt.
Soufriere, das Städtchen an den beiden Pitons von St. Lucia vermittelt noch einmal ein wenig "städtisches" Karibikflair, muss aber auf einen Abendbesuch von uns verzichten. Selbst kochen ist angesagt, die Vorräte müssen langsam weg.
An den letzten Tagen bestimmen Sicherheitsüberlegungen unsere Streckenplanung. Wo kann man ein- / ausklarieren, schaffen wir (alle 3 Boote!) bis zu der und der Zeit die Ankerbucht…
Schade, so können wir die berühmte "Dr. Doolittle" – Marigot Bay nur mit einem Sightseeing Schlenker besuchen.
Viele Eindrücke werden noch lange im Gedächtnis bleiben.
Die uns begleitenden Tiere (fliegende Fische, mehrfach Delfine, Fregattvögel und andere elegante Flieger, Schildkröten zu Wasser und zu Land, Warane, Krebse, Rochen und und und….
Zum Glück konnten Antibrumm, Nobite, Moskitonetz und Co im Schrank bleiben, auch der Killerbaum ließ uns in Ruhe. Nur der Sonnenmilchverbrauch schwoll in gewaltige Höhe…
Wir konnten unser aller Traum leben - auch für den Organisator mit. (Was ihm ein schwacher Trost sein dürfte.)
Ostermontag: Nach einem typischen – Regen und Sonne im Wechsel - Tag auf der Oups (danke, liebe Vercharterer, dass wir nach der Abnahme noch bis zum Bustransfer an Bord bleiben dürfen) treten wir die entspannten Rückflüge nach DUS an.
Währenddessen fährt Klaus nach der OP zur Reha. (Brigitte)