Am 1. Oktober in aller Frühe um 4 Uhr machten sich 28 Seglerinnen und Segler vom SHM auf, die Weiten der Amalfi-Küste und des Golfs von Neapel zu erkunden. Die Anreise klappte trotz zweier unterschiedlicher Flugrouten reibungslos, und die beiden Reisegruppen trafen sich nach leichter Zitterpartie wegen des Gepäcks, das etwas lange auf sich warten ließ, vorm Flughafen Capodicino in Neapel. Der Bus wartete schon, und es konnten noch etwa zwei Stunden in Neapel verbracht werden, wo noch zwei weitere Reisende zur Gruppe hinzustießen.
Die Reise ging weiter bis die SHM-Segler in Salerno vier bemerkenswert gut ausgestattete Segelyachten übernehmen konnten. Am Sonntag sollte es losgehen, doch das Wetter war düster und es regnete in Strömen. Gewitter und Regen sollten uns in den Folgewochen noch öfter begleiten. So verzögerte sich die Abfahrt, und man verständigte sich auf Amalfi als erstes Etappenziel.
Auf dem Wege dorthin führten einige verzweifelte Versuche, die Segel zu setzen jedoch leider nicht dazu, dass der Wettergott auch nur einen Hauch Wind zur Verfügung stellte, und die Weiterfahrt konnte nur unter Motor erfolgen. Kurz vor Amalfi wurde die Flottille dann vom "Pirata di Porto" geentert und Schiff für Schiff mit gekonnter Routine in den Hafen Coppola verbracht, wo die Schiffe zwar sicher, aber sehr unruhig bei knapper Wassertiefe an einem Schwimmsteg lagen.
Am nächsten Tag ging es mit genauso viel Wind weiter Richtung Capri, unterbrochen durch einen kurzen Stopp zum Schwimmen in der Bucht Seno di Ieranto nahe dem Punta Campanelle noch auf dem Festland der Halbinsel Sorrent kurz vor Capri.
Tags drauf ging es vom touristisch stark geprägten Capri weiter mit ein wenig mehr Wind, der aber auch nur kurze Segelversuche zuließ.
Die Flottille erreichte Isola di Nisida, die sich nicht nur als geschlossen herausstellte sondern auch eine aufgegebene Industrieumgebung aufwies. Das hinderte den "Patrone di Porto" jedoch nicht daran 200€ pro Schiff zu verlangen, ohne sanitäre Anlagen oder ähnliches. Nach einigem Verhandeln und etlichen Rücksprachen des Hafenmeisters mit seinem Patrone verständigte man sich auf erträgliche 300€ für die gesamte Flottille.
Dann endlich kam der erste richtige Segeltag. Mit Wind um 3-4 Bft aus Richtung Neapel flog die Flotte nur so dahin Richtung Sorrento. Nachdem sich die Mira über Funk zu einer Regatta bekannte, gab es ein heißes Rennen um die Führung. Zunächst setzte sich die Passion in Führung, verschenkte aber deutlich Raum.
Ein geschicktes Wendemanöver der Roberta brachte die Passion dann in eine Ausweichsituation, zu der diese jedoch erst durch ein deutliches Achtungsignal der Roberta ermuntert werden musste. Offenbar wollte der Kommodore der Passion mit seiner Crew das Manöver des letzten Augenblicks trainieren. Durch das Manöver setzte sich die Crew der Roberta deutlich in Führung und erreichte die Marina Grande von Sorrent als erste, vor der sie längere Zeit auf die anderen Schiffe wartete und den letzten Wind für Manöver ausnutzte.
Auch ermunterte der Kommodore andere Crewmitglieder gerne zum fleißigen Funktraining, was jedoch bis Törnende nicht zu prüfungstauglichen Seefunkgesprächen führte.
Ein anschließender Hafentag gab Gelegenheit zum Besuch von Pompeji, wo man sich unter anderem über die sexuellen Gepflogenheiten von damals interessierte. Ein gemeinsames Essen aller Crews schloss den Hafentag ab.
Bei gutem Wind erreichte die Flottille am folgenden, intensiven Segeltag die idyllische, weniger touristenlastige Insel Procida, bei den Italienen auch gerne als "Heiratsinsel" gebucht, was wir vor Ort auch sofort verstehen und bemerken konnten. Hier ging dann für einige Crewmitglieder die Reise und für andere die erste Woche zu Ende.
Die Nachfolger trafen am frühen Nachmittag ein und übernahmen ihre Kojen. Weiter ging es von dort rund Ischia zum kleinen Porto di Angelo, für einige trotz gutem Wind wieder nur mit Unterwassergenua, für andere unter Vollzeug mit Badestopp in einer kleinen Bucht im Nordwesten von Ischia.
Wir entschieden uns, noch eine Nacht auf der schönen Insel Ischia zu bleiben, jedoch in die Marina Porto di Ischia zu gehen.
Am folgenden Tag freute sich die Crew der Roberta auf einen tollen Segelwind, angekündigt nach Rückfrage per Funk von der Mira: 5-6 bft (oder doch Knoten?!) von dem jedoch nichts vorzufinden war, als die Roberta den Windschatten von Ischia auf dem Weg nach Sorrent verlassen hatte bis hin zur völligen Flaute. Später setzte dann jedoch noch toller Segelwind ein, der die Roberta mit max. 7.7kn nach Sorrent tragen sollte, abrupt gestoppt durch eine längere Starkwindboe, die zu leichteren Schäden führte, so dass die Reise in den Hafen nur unter Fock beendet werden konnte. Der Hafen wurde glücklich bei Einbruch der Dunkelheit erreicht.
Leichtere Reparaturen fanden dann am Folgetag statt und stellten die Einsatzbereitschaft der Roberta wieder her. Von Sorrent aus gab es dann auch für die Crews der 2. Woche die Möglichkeit Pompeji oder Ziele, wie Positano, aufzusuchen.
Der ursprüngliche Plan für die letzten beiden Tage, zunächst Amalfi und dann den Ausgangshafen in Salerno anzulaufen, schien zunächst durch ungünstiges Wetter ins Wasser zu fallen, da Amalfi wetterbedingt keine Schiffe aufnehmen wollte. Also segelten wir los, mit dem Ziel, Salerno direkt anzulaufen.
Dies gestaltete sich schwieriger als gedacht, da bei der Umrundung der Enge zwischen Capri und dem Festland plötzlich heftige Winde auftraten, die alle Schiffe bis ins 3. Reff zwangen. Auch kamen die Winde für die Fortsetzung der Fahrt nach Salerno recht ungünstig, so dass ein Kreuzen unausweichlich war.
Der Wind beruhigte sich jedoch im Laufe des Tages, so dass gegen Ende wieder mit unter vollen Segeln gefahren werden konnte. Leider drehte der Wind dabei noch ungünstiger und ließ schließlich stark nach. Glücklicherweise öffnete sich der Hafen in Amalfi dann doch noch kurzfristig für die Hansa-Flotte, so dass vor Einbruch der Dunkelheit der sichere Hafen erreicht wurde. Auch hier wieder mit vollem Einparkservice!
Der Empfehlung des Hafenmeister-Piraten folgend, lief die Flotille am kommenden Morgen schon zwischen 8 und 9 Uhr aus, da schweres Wetter kommen sollte. Sie erreichte Salerno bereits gegen 11 Uhr nach kurzem Tankstopp im Porto Touristico. Das Unwetter zog jedoch weit südlich an uns vorüber. Den Tag verbrachten wir mit Aufräumen, Schiffsübergabe und Stadtbummel bis wir uns um 19:30 Uhr zum gemeinsamen Flottillen-Abschluss-Essen ganz in der Nähe des Hafens trafen.
Die Heimreise am folgenden Tag verlief reibungslos und so erreichten wir gegen Mitternacht im kalten Münster den SC Hansa. Damit gingen dann leider zwei Wochen mit schönen, warmen, sonnigen, stürmischen, gewittrigen, flautigen und aufregenden (für den Kommodore motorlastigen) Tagen zu Ende.
(Matthias)