Zwei Wochen (12. – 26.10.), drei Törns.
Wie geht das? Zwei mal eine Woche und ein mal zwei Wochen!
Ein logistisches Meisterstück hat unser Fahrtenseglerobmann Klaus da vollbracht: 12 Segler, die auf vier Yachten in einer ersten Woche mit 12 weiteren „Einwochen-Seglern“ von Kastela (nahe Split) nach Komolac (nahe Dubrovnik) segeln und von dort mit zwei weiteren Yachten und 32 neuen Seglern zurück nach Kastela schippern. Das Ganze unter Berücksichtigung zweier mit dem PKW anreisender Gruppen und vollendet mit den Transfers von Münster zum Flughafen Köln und zurück, sowie den Transfers in Kroatien, wobei die beiden einwöchigen Crews noch eine eindrucksvolle Busfahrt entlang der Küste mit dem Reisebus inklusiv hatten.
Daneben gab es natürlich in der Perfektion von Klaus noch diverse weitere organisatorische Schmankerl, aber die noch zu beschreiben, an dieser Stellen den Rahmen sprengen würde.
Der Törn durch die Süddalmatinischen Inseln vor den Herbstferien (11 Seglerinnen & 13 Segler) hatte sehr abwechlungsreiche Wind- und Wetterverhältnisse, der in den Herbstferien (16 Seglerinnen, 21 Segler & 7 Kinder) ausnahmslos Sonne bei schwachen bis mittleren Winden.
Es steht je ein Bericht zur ersten und zur zweiten Woche zur Verfügung.
Ein Blick auf die kommentierte Route der „Stipan“ in maps.google, Klick auf Datum oder Routenabschnitt öffnet Kommentar.
Kroatien-Törn 2013 des SHM – Kroatien Woche 1
Infos zum -Törn Der gesamte Törn ging über zwei Wochen (12. – 26.10.). Einige Seglerinnen und Segler hatten zwei Wochen gebucht, andere nur jeweils eine. Der Törn ging von Split nach Dubrovnik. Hier verließ ein Teil der Gruppe nach einer Woche die Schiffe, wurde mit Bussen wieder nach Split zum Flughafen gefahren. Der Rest blieb an Bord der vier bereits in Split gecharterten Yachten. Die neue aus Deutschland nach Split angereiste Gruppe wurde am Samstag wiederum mit Bustransfer nach Dubrovnik gebracht. Dort füllte ein Teil die dezimierten Crews wieder auf, ein anderer Teil übernahm zwei zusätzliche ab Dubrovnik gecharterte Yachten, so dass sich am Sonntag insgesamt sechs Schiffe wieder an die Rückfahrt von Dubrovnik nach Split begaben. Diese Gruppe kehrte am 26.10. wieder nach Münster zurück.Bei Maps-google ist ein kommentierter Bericht der Route der Stipan einzusehen.Zum Bericht der zweiten Adriawoche |
Vollmond und Sonnenaufgang begleiten den Rückweg
Langsam folgen zwei Kleinbusse der Linie der gewundenen und auf- und absteigenden Küstenstraße von Dubrovnik nach Split. Es ist kurz nach sechs Uhr am Samstagmorgen, noch dunkel und die 14 Fahrgäste noch etwas müde. Das ändert sich, als nach ein paar Kilometern der Blick frei wird auf eine großartige Kulisse: auf der linken Seite die hintereinander gestaffelten Silhouetten der der kroatischen Küste vorgelagerten Inseln, getaucht in helles Mondlicht, das sich im Wasser spiegelt, rechts die dunklen Bergrücken, unterbrochen von den einzelnen Lichtern in den kleinen Hafenstädtchen. In den Linkskurve wird dann der Blick der Businsassen zur Seite gelenkt auf den beginnenden Sonnenaufgang in leuchtend roten und gelben Farbtönen, aufgelockert durch zarte Wolkenformationen und die deutlich sich abzeichnenden Kondensstreifen der Ferienflieger. Einzelne Fischerboote auf dem frühen Weg zur Arbeit scheinen auf dem goldfarbenen Wasser direkt in die Sonne hineinzufahren. Zu schön und zu real, um kitschig zu sein. Mit diesen imposanten Eindrücken geht langsam, aber unaufhaltsam der ereignisreiche und erholsame Segelurlaub zumindest eines Teils der SC-Hansa-Segler dem Ende entgegen. In Split warten sie auf den Flieger nach Köln-Bonn. Genau eine Woche vorher hatte in der Marina „Kastela“ in der Nähe von Split das Abenteuer „Fahrtensegeln in Kroatien“ seinen erwartungsfrohen Anfang genommen. Vier Segelyachten von 37 bis 46 Fuß Länge hatten auf ihre 26 Segler gewartet, um sie von Split nach Dubrovnik zu bringen.
Kreative Törnplanung und Top-Logistik im Hintergrund
Die hohen Erwartungen an das zum wiederholten Male stattfindende Segelevent des Segelclubs Hansa sind voll erfüllt worden. Das war kein Zufall, sondern gewollt und geplant, war doch der Törn in den sonnigen Süden seit Monaten und Wochen von vielen Händen und Köpfen bestens vorbereitet worden: die Reservierung und Buchung des Fluges und der Segelyachten, die Einteilung und Information der einzelnen Crews, die Abbuchung und Überweisung der Flug- und Chartergebühren, die Transfers zu den Flughäfen und Marinas, die Berechnung, Bestellung und Anlieferung der Nahrungsmittel und Getränke, die Planung des Törnverlaufs einschließlich alternativer Routen, das Herausfinden der touristischen Highlights, und, nicht zu vergessen, die vielen Kleinigkeiten, auf die situativ vor Ort reagiert werden musste. Klaus Mechler, Hansa-Vorsitzender und Fahrtenseglerobmann versäumte es daher auch nicht, sich ganz herzlich bei den zahlreichen Hansa-Mitgliedern zu bedanken, die viel Zeit und Arbeit in Vorbereitung und Durchführung des Törns gesteckt hatten. Der sich anschließende laute und ehrlich gemeinte Applaus der Hansa-Segelgemeinde war daher mehr als gerechtfertigt.
Die erfahrenen Skipper und Co-Skipper (Klaus/Gabi, Ekkes/Christopher, Bernhard/ Manfred, Volker/Lutz), törnerfahren und engagiert, waren gut vorbereitet, hatten Route, Wetterdaten, und das Geschehen an Bord im Griff und konnten Tag für Tag nach nur kurzer gemeinsamer Skipper-Besprechung ihren Crews das jeweils neue Tagesprogramm erläutern. Es gab keinen Widerspruch und zum Moppern oder gar für Meutereiversuche boten die Kapitäne keinerlei Anlass.
Blaues Wasser, idyllische Buchten und architektonische Kleinode
Mit Törnbeginn tauchte die Hansa-Flottille ein in eine dalmatinische Postkartenidylle: stille, geschützte und versteckte Buchten, bewaldete, z.T. felsige Hügel und Bergketten, blaues, klares Wasser, einsame Segler am Horizont, weiße Fähren mit blauem Schriftzug auf dem Weg zur nächsten Insel, die Umrisse der kleinen Küstenorte mit Häusern aus hellem Naturstein und roten Dächern, die schmalen und spitzen Kirchtürme.
Und dann natürlich die traditionsreichen Städte und Städtchen mit einer Fülle architektonischer und städtebaulicher Schätze:
die Altstadt von Split mit dem zweitausendjährigen Diokletian-Palast, das sich malerisch in eine Bucht schmiegende Städtchen Hvar mit der beleuchteten Burgruine im Rücken, der komplett erhaltene, mittelalterliche Innenstadtkern der weit ins Wasser ragenden Festung Korcula, die abgeschiedene Bucht von Okuklje auf Miljet, das 150-Seelendorf Sudurak auf der Insel Sipan mit seinem verschlafenen Charme und natürlich als Höhepunkt das Weltkulturerbe Dubrovnik.
Der Rundgang am Freitag auf der mächtigen, die Altstadt komplett umschließenden Stadtmauer erlaubte faszinierende Blicke und immer wieder wechselnde Perspektiven auf die Kirchen, Straßen, Plätze, Häuser und den Hafen der Stadt sowie auf das Meer und die vorgelagerten Inseln. Gekrönt wurden diese Eindrücke am Ende des Fußmarsches noch durch einen Bilderbuch-Sonnenuntergang, der die Stadt kurz in ein warmes Licht tauchte, bevor die Straßenlaternen eine ganz andere, romantische Stimmung in die alte, aber sehr belebte und lebendige Stadt zauberten.
Bedrohliche Böen, Badestops und Bikinisegeln
Der Wind hielt sich, jedenfalls für diejenigen, die am liebsten acht Stunden am Tag unter Vollzeug gesegelt hätten, dann doch zu oft zurück, dafür hatte die Sonne noch ein paar wärmende Herbst-Gastspiele parat; diese wurden ausgiebig genutzt für ein Sonnenbad in der Plicht oder auf dem Vordeck. Sogar ein kurzer textilfreier Badestopp im offenen Meer oder ein paar erfrischende morgendliche Schwimmzüge in den Häfen bei Wassertemperaturen knapp über 20 Grad Celsius boten da eine gewisse Entschädigung für die ausbleibenden höheren Beaufort-Werte.
Dass Wind, Welle und Wolken auch anders können, haben die Crews allerdings auch hautnah in der Mitte der Woche miterlebt. Bei Regen, schlechter Sicht und tiefhängenden Wolken hatte die kleine Hansa-Flotte das schöne Fleckchen Korcula am Morgen verlassen, bei achterlichem bis raumen, aber böigem Wind konnten zeitweise die Genuas gesetzt werden. Dann sorgte eine ohne Vorwarnung einsetzende Gewitterfront mit heftigen Böen, Blitz und Donner, Starkregen und stark verminderter Sicht für einen Adrenalinstoss bei Skippern und Besatzung. Gegen starken Winddruck nur mit der Winsch zu bergende Vorsegel, das eingerissene Vorliek einer Genua, ein sich selbständig machendes Dinghi, das Fast-Eintauchen der Lee-Winsch in die Wellen – diese seglerischen Herausforderungen der heftigen Wetter-Attacke riefen allen mal wieder in Erinnerung, dass mit den Elementen nicht zu spaßen ist. Nach einer halben Stunde war der Spuk vorbei, die Schiffe waren ohne größere Schäden geblieben und die Crews zwar völlig durchnässt, aber ansonsten wohlauf. Der Himmel klarte auf, die Sonne ließ sich wieder blicken und es konnte bei moderaten Wind noch eine gute Weile gesegelt werden, bis die Flotte die versteckt liegende Einfahrt in die Bucht von Okuklje und den kleinen Steg direkt vor einem idyllisch gelegenen Restaurant erreicht hatte. Das eingerissene Vorsegel wurde am Steg notdürftig repariert und an Gesprächsstoff für den abendlichen Plausch im Restaurant oder in der Plicht war gesorgt. Die kroatische Gewitterfahrt wird sicherlich auch am Hansa-Steg in Münster in den nächsten Wochen und Monaten – in unterschiedlichen Versionen und Ausschmückungen – Stoff für Erzählungen und Einschätzungen bieten, wahrscheinlich mit der Zugabe einer kleineren oder größeren Portion Seemannsgarn.
Auch wenn der Wind die Crews nicht gerade verwöhnte, konnten doch an jedem Tag zumindest für eine kurze Zeit die Segel gesetzt werden. Auf dem überschaubaren Schlag von Okuklje nach Sudarak gab es sogar das Verwöhnpaket mit Rauschefahrt unter vollen Segeln und Sonnenschein.
Segeln macht hungrig (und durstig)
Das auf den Booten (ja, gelegentlich auch auf dem reinen „Männerboot“!) der eine oder die andere den Umgang mit Bratpfanne und Gewürzmischungen nicht nur aus den Fernseh-Kochshows kannte, bewiesen allein die Duftwellen, die aus den Kombüsen über Boote und Stege wehten und die den Appetit auf kulinarische Leckerbissen weckten. Dank vorausschauender Verproviantierung und der Ergänzung der Vorräte durch den Kauf frischer Zutaten wie Tomaten, Zwiebeln, Auberginen, Gurken, Schafskäse und Schinken auf dem Wochenmarkt am Samstag in Split, war die Versorgungslage für das Abendessen oder den kleinen Zwischenimbiss sehr komfortabel.
Aber auch in den Konobas, wie die Kneipen und Restaurants in Kroatien genannt werden, oder in den kleinen Straßencafes fand sich auf den Speisenkarten genug, um den Kalorienverlust des anstrengenden Segeltages auszugleichen: Renner waren hier Tintenfische in gebackener, gegrillter, gedünsteter oder marinierter Form, anderes Meeresgetier , aber auch Lamm oder der bekannte gemischte Grillteller. Auch das „Karlovacko“, das zumeist von den Crews getrunkene einheimische Bier, konnte dem Vergleich mit deutschem Karlsquell oder Krombacher gut standhalten (na ja, fast jedenfalls). Ein kleineres, aber lösbares logistische Problem bestand darin, ausreichenden Stauraum für die großzügig bemessenen Trinkvorräte zu finden und diese dann auch noch in der benötigten Menge gekühlt vorzuhalten.
Unvollendete „Wettfahrten“ und spannendes Dinghi-Rennen
Zugegeben, das sportliche Segeln, unter einem Wettbewerbsgedanken gar nicht im Vordergrund. Doch am ersten Segeltag, dem Sonntag, wurden, sobald sich etwas mehr als ein Lüftchen regte, die Segel gesetzt und der Schiffsdiesel bekam eine Ruhepause. Und dann ging es, zwischen den Besatzungen der einzelnen Yachten unabgesprochen, aber doch sicht- und spürbar, los mit der Optimierung von Geschwindigkeit und Kurs: direkt an der Windkante wurde die bestmöglichen Höhe gesegelt, das Unterliek noch etwas fester durchgesetzt (oder gefiert), die Holepunkte versetzt, der günstigste Zeitpunkt errechnet, um vom Holebug wieder auf den Streckbug zu wechseln, Winddreher präzise ausgesegelt und natürlich der Gegner und seine Manöver genau beobachtet und bewertet. Mit anderen Worten: in Wirklichkeit wurde eine inoffizielle und nicht gestartete, „heimliche“ Wettfahrt gesegelt. Die einsetzende Dunkelheit brach diese dann allerdings ab und der Motor übertönte wieder die angenehmen Geräusche von Wind und plätschernden Wellen. Am Abend nach erfolgreichem Anlegen in Hvar wurde dann engagiert darüber gestritten (oder zumindest gefachsimpelt), wer denn wohl der Sieger gewesen sei oder bei Beendigung der Fahrt unter Segeln hätte sein können („Wir waren viel schneller und haben mächtig aufgeholt!“ „Ja, aber dafür habt Ihr viel Höhe verloren“).
Einen klaren, unangefochtenen Sieger hatte dagegen das Dinghi-Rennen der Co-Skipper, das in diesem Jahr in der dritten Auflage stattfand. Mit ausgefeilter Technik und dosiertem Krafteinsatz konnte Manfred Müller von der PORER einen komfortablen Start-Ziel-Sieg erringen und damit seine jüngere Konkurrenz auf die hinteren Plätze verweisen.
Hafenkino und verbesserte Seemannschaft
Die Crew, die den jeweiligen Zielhafen als erste erreichte, hatte die besten Aussichten auf spannendes Hafenkino und eine kostenlose Lehrstunde in die Ausführung diverser Hafenmanöver, konnte diese doch das Anlegen mit Hilfe von Mooringleinen bei den drei nachfolgenden Schiffen genauestens unter die wohlwollende bis kritisch-skeptische Lupe nehmen („mal sehen, wie die das hinkriegen“). Das zuletzt einlaufende Schiff hatte dann die ungeteilte Aufmerksamkeit der drei anderen fachkundigen Crews für sich. Aber alles in Allem klappte im Ergebnis alles gut oder zumindest zufrieden stellend: hoch konzentriert, ohne Hektik und laute Kommandos wurden die Festmacher klariert, das Boot im richtigen Winkel (meistens jedenfalls) rückwärts an den Steg manövriert, die Achterleinen übergeworfen, die Mooringleine aufgeholt und belegt und das abschließende Feintuning durchgeführt – dann Maschine aus und dem obligatorischen Anlegerbier stand nichts mehr im Wege. Die Hansa-Skipper und Crews konnten zeigen, dass sie seemännisch was drauf haben. Aber auch sonst gab es immer mal wieder selbst für die alten Hasen neue Situationen, auf die reagiert werden musste und die das seglerische Wissen und Können ein Stück verbessern halfen. Das galt natürlich erst recht für diejenigen, die noch am Anfang ihrer Segelkarriere stehen.
Flottillentörn ist mehr als Schiff plus Schiff plus Schiff, …
Waren die einzelnen Crews tagsüber weitgehend mit sich allein beschäftigt, gab es abends am Steg einen munteren Besuchsverkehr zwischen den einzelnen Booten; da konnte selbst die Plicht einer 46er Oceanis schon mal eng werden. Das Sitzen auf Tuchfühlung tat der Stimmung aber überhaupt keinen Abbruch – im Gegenteil. Es wurden Tageserfahrungen ausgetauscht, Tipps gegeben, gefahrene Manöver durchgehechelt, manch lockerer Spruch in die Runde gegeben. So erlebten alle ihre Mitseglerinnen und Mitsegler von einer anderen , vielleicht weniger bekannten Seite. Gekühlte Getränke (meistens), kleine Snacks und kalorienhaltige Knabbereien rundeten die gelöste Chill-Out Atmosphäre an Bord ab. Einmal klappte es sogar mit einem gemeinsamen Essen aller Hansa-Seglerinnen und –segler: der Abend auf der Terrasse in der versteckt liegenden, fast kreisrunden Bucht von Okuklje auf der Insel Mljet wird sicher bei allen in lebhafter Erinnerung bleiben: die Boote am improvisierten Steg in Sicht- und Reichweite, die Köstlichkeiten vom offenen Freiluftgrill auf dem Teller, angeregte Gespräche mit den Tischnachbarn, der sich auf dem Wasser spiegelnde (Fast-)Vollmond.
Die Nächte wurden dann doch oft kürzer als gedacht und als am Morgen noch geplant („Heute geh ich mal früher ins Bett“): für die, die sich bei bester Laune viel zu sagen hatten, sowieso, aber auch für die, die in den ja nicht sonderlich schallgedämmten Kojen ihrer Schiffe Anteil nahmen, oder besser, nehmen mussten, an den Gesprächen und am Gelächter der Nachtschwärmer. Dabei sollen sich, so hörte man, einige der Nachteulen besonders dadurch ausgezeichnet haben, dass sie mit besonders lautem Lachen und sehr vernehmbarer Stimme die Dezibel-Zahl nochmal höher geschraubt hätten. Dichtung oder Wahrheit? Wie auch immer, zumindest spricht dies für einen gelöste und lockere Stimmung im Hansa-Lager. Eine Mitseglerin brachte es auf den Punkt: „Diese Woche ersetzt einen kompletten Lach-Yoga-Kurs zu Hause“.
Am nächsten Morgen zeugten dann kleine Augen, verzögerte Bewegungen, herzhaftes Gähnen und manchmal auch schon mal übliche Kater-Beschwerden von den Anstrengungen der Nacht – aber im Urlaub, an viel frischer Luft waren die morgendlichen Beschwernisse schnell vergessen und die Lust auf das unweigerlich kommende Anlegerbier wuchs stündlich.
Nach dem Törn ist vor dem Törn
Der Rest ist schnell erzählt: nach Mondschein- und Sonnenaufgangsintermezzo endete für die erste Hansa-Gruppe die Busfahrt wenig spektakulär am Flughafen, auch Rückflug und -fahrt nach Köln-Bonn bzw. Münster liefen ohne Probleme ab. Mittlerweile ist auch der Rest der Gesamtgruppe wieder in heimatlichen Gefilden angekommen. Aber: nach dem Törn ist vor dem Törn und viele Hansa-Urlauber werden schon bald die ersten Gedanken auf das Jahr 2014, auf den hoffentlich wieder stattfindenden neuen Törn in südliche Gefilde, richten. Vorsicht, Hansa-Flotilllentörns können süchtig machen; es besteht Ansteckungs- und Wiederholungsgefahr. Also, auf ein wahrscheinliches Wiedersehen, wohl in einer anderen Ecke des Mittelmeeres im Herbst 2014!
Münster, 27.10.2013
Karl-Heinz K.
Kroatischen Adria 2013 des SHM – Woche 2
„Rasmus, altes Rübenschwein, blas‘ den Wind in Schüben rein!„
Rasmus war uns Teilnehmern der zweiten Woche der diesjährigen Mittelmeer-Flottille gnädig. Er bewahrte uns mit einer milden und sonnigen Wetterlage vor der Seekrankheit. Doch hatte dies auch seine Schattenseite. Ihr seglerisches Können konnten die sechs Crews nicht an jedem Tag so unter Beweis stellen, wie sie und unsere Skipper sich das gewünscht hätten. Das tat aber der guten Stimmung und dem hohen Erlebniswert unserer Fahrt keinen Abbruch.
Nach einem ruhigen Flug im Morgengrauen von Köln nach Split ging es mit dem Bus weiter nach Dubrovnik. Die Fahrt entlang der Küstenstraße machte mit der atemberaubenden Landschaft Lust auf mehr/Meer. Nachdem die Crews ihre Segelyachten bezogen und Vorräte geordert hatten, ging es aber zunächst mit dem Linienbus in die Altstadt von Dubrovnik. Wer zum ersten Mal dorthin kam, dem verschlug es den Atem ob der Schönheit dieser Stadt. Die Crew der MIHA durfte den Sonnenuntergang in einem einzigartigen „Fels-Küsten-Bistro“ mit Blick aufs Meer genießen.
Am Sonntagmorgen wollten die Crews den Yachthafen von Dubrovnik voller Ungeduld zügig verlassen. Wir hatten aber die Rechnung ohne unseren verantwortungsvollen, auf Sicherheit bedachten Skipper gemacht. Insbesondere die Unerfahrenen unter uns mussten sich einem Crash-Kurs im Leinenwerfen und anderen seglerischen Handgriffen unterwerfen. Aber es machte Spaß, insbesondere die Modenschau mit den Schwimmwesten. Die Crew der MIHA durfte in der Bucht vor Dubrovnik noch ein Segelmanöver üben: „Mütze über Bord!“ hieß es, als unserem Skipper Klaus die Hansa-Mütze vom Kopf wehte. Das Manöver verlief tadellos; nur ließ uns die Mütze im Stich – sie konnte nicht schwimmen.
Den zweiten Abend verbrachten wir nach gelungenem Anlegemanöver (Klaus: „Zwischen Anlegen und Anlegebier passt kein Blatt Papier“) in einer kleinen Bucht bei Sobra auf der Insel Mljet. Die Bucht lud zum Schwimmen ein; Helmut und Gunnar ließen Poseidon vor Neid erblassen. Das Abendessen nahmen wir in einem Restaurant ein, das direkt am Steg lag. Fischgerichte dominierten die Speisekarte, z. B. eine frisch gefangene, gegrillte Zahnbrasse. Der Abend klang aus mit den zur Gewohnheit werdenden Besuchen der Schwester-Crews untereinander.
Bei der Weiterfahrt zum Städtchen Korcula auf der gleichnamigen Insel ließ uns Rasmus im Stich. Die anfangs hoffnungsvoll gesetzten Segel mussten wegen Flaute geborgen werden. Unter Motor erreichten wir unser Ziel. Im Städtchen Korcula, in der unser großes Vorbild Marco Polo geboren sein soll, bestiegen einige den Glockenturm von St. Markus und wurden mit einem traumhaften Blick bei Sonnenuntergang belohnt. Mehrere Crews aßen in einem Restaurant unter freiem Himmel an der Stadtmauer. Die Insel Korcula wurde auf der MIHA übrigens „Stiletto-Island“ getauft (Eingeweihte wissen Bescheid).
Am nächsten Vormittag segelten wir weiter. Unser Ziel, eine unbemannte Bucht auf der kleinen Insel Scedro, in der wir vor Anker gingen, erreichten wir durch Kreuzen; da ging das Segler-Herz auf. Beim Ankern wurde zusätzlich eine Achterleine (Landfeste) an einem Poller befestigt. Dingi-Käpt’n Helmut erfuhr, dass nicht alles, was von Weitem nach Poller aussieht, auch ein Poller ist. Die Bucht selbst lud zum Schwimmen ein und natürlich auch zu Besuchen der anderen Crews mit dem Dingi-Shuttle. Das Abendessen mit anschließender geselliger Runde fand an Bord statt.
An unserem nächsten Zielort, St. Klement auf einer kleinen Insel vor Hvar, erwartete uns an der Rückseite der Landzunge, an der der Hafen liegt, ein traumhafter Badestrand, von dem viele Gebrauch machten. Einige Crews gingen anschließend zum Essen in die Restaurants auf dieser Landzunge, andere bereiteten das Abendessen in der Kombüse. Am Morgen wurde der Hafen zur Wettkampfstätte. Im ersten Wettkampf paddelte aus jeder Crew ein männliches Mitglied seine weibliche Fracht. Nach erbittertem Kampf siegte Peter mit seiner Katharina als Passagier. Aber auch die anderen Teams, vor allem die Passagiere, machten eine gute Figur. Im zweiten Wettkampf durften sich unsere Kinder, die schon in der „Anker-Bucht“ das Dingi-Paddeln geübt hatten, beweisen. Sieger im Einer-Dingi wurde Jobst.
Der eigentliche sportliche Höhepunkt der Flottille fand aber erst am anderen Morgen auf hoher See statt. Nachdem Rasmus im Zuge der Gleichberechtigung seiner Frau den Vortritt hatte lassen müssen („Rasmusa, alte Rübensau, wir grüßen dich, Rasmus‘ Frau„), erblickte unser MIHA-Skipper Klaus bei leidlichem halben Wind von Steuerbord auf der Backbordseite die von Susann und Ekkes geführten Schiffe. Sofort blitzte sportlicher Ehrgeiz in seinen Augen auf. Nach erbittertem Kampf der gesamten Crew, zunächst gegen Susann, dann gegen Ekkes – unser Schiff nahm den auf der Lee-Seite liegenden Schiffen den Wind –, zog die MIHA souverän davon. Die Hackordnung im Hansa-Klub wurde nicht in Frage gestellt. Wir erreichten unser Ziel, das malerische Städtchen Milna auf der Insel Brac mit seinem morbiden Charme, und landeten direkt am Steg in einem Restaurant, das uns u. a. einen frisch gefischten Tunfisch mit kapitalen Ausmaßen anbot. Direkt neben dem Grill aufgehängt, wurden diesem die Steaks aus der Seite geschnitten und aufs Rost gelegt; frischer und leckerer geht es nicht. Übrigens gingen an diesem vorletzten Abend alle Crews gemeinsam essen. Klaus hielt eine kleine Ansprache, in der er sich u. a. für das Engagement aller Beteiligten, besonders der Skipper, bedankte. Der Abend blieb dem Feiern der durcheinander gemischten Crews vorbehalten („Rasmus, alter Kugelblitz, bring‘ uns neuen Slivovitz!„).
Unsere letzte Fahrt mit leidlichem, später nachlassendem Wind führte uns nach Split. Zuvor wurde mit allen Crews noch ein Gruppenfoto der zweiten Woche der Kroatien-Flottille geschossen. In Split sahen wir im Stadthafen ein riesiges Kreuzschiff, wie wir sie auch schon in Dubrovnik gesehen hatten. Wir waren uns einig, dass unsere Art der Seefahrt mit dem ihr eigenen Naturerleben und der überschaubaren Geselligkeit (44 inklusive zweier Meerjungfrauen statt 1500 oder gar 3000 Passagiere) vorzuziehen ist. Im Yachthafen angekommen, erwartete uns ein Heer an Masten, das ahnen lässt, wie viele Segelyachten im Sommer unterwegs sind. Die Crews fuhren mit Sammeltaxen oder dem Bus in die sehenswerte Altstadt von Split. Sie ist die einzige Stadt der Welt, die aus einem Kaiserpalast hervorgegangen ist, nämlich aus dem von Diokletian.
Abends saßen einige Crews in einem Restaurant im Yachthafen und durften neben dem leckeren Essen auch das Schauspiel feiernder russischer Crews mit großen Pokalen, herausgeputzten Damen und hochprozentigen Getränken verfolgen. Meiner Gaby sollte das zu mitternächtlicher Stunde noch zugute kommen. Der schmale „Laufsteg“ der MIHA zum rettenden Ufer war diesmal besonders lang. Zum Austreten reichte es noch. Dann schwand ihr aber der Mut, die allzu schmale Brücke aufs Schiff zu betreten. Da bot sich ihr unvermittelt die Chance zur Völkerverständigung: Ein junger Russe half ihr galant an Bord.
Mit Wehmut fuhren alle Flottillen-Teilnehmer (bis auf die Autofahrer) am nächsten Morgen zum Flughafen Split. Auf dem Rückflug nach Köln und der Busfahrt nach Münster konnten wir uns eines gelungenen Urlaubs zu Land, zu Wasser und in der Luft erinnern. Unser Dank gilt dem Hauptorganisator und Skipper Klaus sowie seinen Mit-Skippern Bernhard, Ekkes, Ralph, Volker und nicht zuletzt der Skipperin Susann. Ohne das Wohlwollen von Rasmus wären aber auch unsere Skipper machtlos gewesen.
Deshalb: „Rasmus, altes Rübenschwein, please, hold the line!“ (Willy K.)