Kornatentörn 2015

Auch in diesem Jahr fand die SHM Flottille Mittelmeer mit einer Woche vor und einer Woche in den Herbstferien statt (26.9.-10.10), so dass sowohl Lehrer und Schulpflichtige als auch solche Hanseaten, die in den Ferien schwierig Urlaub bekommen, an der Veranstaltung teilnehmen konnten. Seglerisch waren die Crews – insgesamt gab es 76 Teilnehmer – sowohl durch Stark- als auch durch Schwachwinde ebenso wie durch das navigatorisch durchaus anspruchsvolle Revier gefordert und es konnte ausgiebig der Austausch nautischer Informationen über VHF erprobt werden. Mooringbojen und Mooringleinen Manöver kamen auch nicht zu kurz. Natürlich war für Viele auch Baden im noch warmen Adriawasser an der Tagesordnung.
FrischFrisch war es trotz Sonne in der ersten Woche infolge der oft kräftigen und kühlen NE Winde, in der zweiten Woche dann, wenn Schauern oder Gewitter nieder gingen.
In diesem Jahr waren besonders viele neue Gesichter unter den Teilnehmern zu verzeichnen. Klaus hat wieder Unglaubliches hinsichtlich der Organisation vor und während des Törns geleistet.

Einen Eindruck von der 1. Woche vermittelt der Bericht von Thomas, von der 2. Woche der von Wolfgang:


Mittelmeer-Flottille aus Kroatien zurück
Die erste Woche

Anflug
Sieben Tage mit sieben Personen auf einem Boot? Das war die Aussicht, wenn ich am Flottillentörn 2015 des SC Hansa Münster in Kroatien teilnehmen wollte. Auf den ersten Blick erschien mir das, der ich bisher immer nur auf Eignerbooten mit guten Freunden gesegelt hatte, doch etwas riskant. Um es aber gleich vorwegzunehmen, meine Bedenken lösten sich nach kurzer Zeit in Luft auf; unsere Crew auf der „Lucina“ (4 Männer, 3 Frauen) war Spitze.
Gepäck im Bus Abfahrt am Samstag, 26.09., um 01:00 Uhr Nachts mit dem Bus vom Segelclub Hansa. Bei dieser Startzeit war natürlich an vorherigen Schlaf nicht zu denken. Der Bus fuhr uns mit 36 mehr oder weniger dösenden Teilnehmern von Münster zum Flughafen Köln, wo der Flieger pünktlich um 6:00 Uhr nach Zadar in Kroatien startete. Da wir die gecharterten Boote aber erst um 14:00 Uhr übernehmen konnten, mussten wir die Zeit von der Landung um 7:40 Uhr bis zur Übernahme der Boote überbrücken. Dank der guten Organisation durch die Flottillenleitung konnten wir das Gepäck im Bus lassen, der uns zur Marina Dalmacija bringen sollte, und den Vormittag lang Zadar, eine Stadt aus der Römerzeit, besichtigen.
Gegen 14:00 Uhr konnten wir dann in der Marina unsere Boote übernehmen. Gechartert waren für die Flottile sechs baugleiche Bavaria Cruiser 45, über 14 m lange Boote mit doppeltem Steuerrad, zwei Ruderblättern und Bugstrahlruder. Es versprach also eine interessante Zeit zu werden, wenn man an Hafenmanöver unter Wind in engen Häfen dachte. (Wer sich selbst einen Eindruck von diesen Booten verschaffen will, braucht nur „Bavaria Cruiser 45 Lucina“ im Internet zu googlen). die YachtenNachdem die Kojen auf unserem Schiff verteilt waren, galt es noch einige Einkäufe zu machen, was sich als schwierig erwies, weil der kleine Markt in der riesigen Marina angesichts der zahlreichen Chartercrews schnell ausverkauft war. Unsere Getränke und andere großvolumigen Ausrüstungsstücke hatte unser Skipper in seiner Weisheit aber vorher bestellt, sie wurden angeliefert, so dass wir sie nicht vom Lidl, dem einzigen großen Supermarkt in der Nähe anschleppen mussten.
Am nächsten Morgen ging es dann endlich – wenn auch mit Verspätung – los. Der Plotter war nämlich noch auf Russisch eingestellt. Da niemand von uns die kyrillische Schrift lesen konnte, mussten erst die Jungs der Charterfima kommen und ihn auf die deutsche Sprache einstellen. Der „Kommodore“ Klaus Mechler und die übrigen fünf Skipper hatten sich als Ziel für diesen Tag auf ein Mooringfeld in einer Bucht einer dem Festland vorgelagerten Insel geeinigt, von der es dann später in die Kornaten, eine Ansammlung von vorgelagerten Inseln gehen sollte. Die Fahrt ging durch eine wunderschöne Inselwelt voller Abwechslung, verlangte aber wegen der Vielzahl von Inseln, Inselchen und Steinhaufen im Wasser eine aufmerksame Navigation. Der Wind frischte im Verlauf des Tages ordentlich auf, es begann die Bora zu laufen, die uns die nächsten Tage begleiten sollte. Wir hatten zur Eingewöhnung nur das Rollgroß gesetzt, mit dem unser Boot aber eine Höchstgeschwindigkeit von über 6 Knoten erreichte. Mehr Tuch war also gar nicht nötig. Die Crew hatte bei der Gewöhnung an das Schiff keine Schwierigkeiten und auch das Manöver am späten Nachmittag, an die Mooringtonne zu gehen, klappte auf Anhieb. Boje anders
Ein anderes Boot von uns – der Name soll hier verschwiegen werden – hatte dabei offensichtlich mehr Schwierigkeiten und setzte zu unserem Erstaunen für dieses Manöver sogar ein Crewmitglied als Schwimmer ins Wasser. Ob diese Manövertaktik Eingang in das Handbuch der Seemannschaft finden wird, bleibt aber abzuwarten. Unser Beiboot hatte leider, wie sich erst jetzt herausstellte, ein Leck, so dass wir das Restaurant am Ufer nicht aufsuchen konnten. Es wurde deshalb an Bord gekocht (Nudeln mit roter Sauce). Zu unserer Überraschung wurden wir dann aber von einem Boot mit „Parkrangern“ gestört. Wir ankerten nämlich zwar noch nicht im Nationalpark der Kornaten, für den wir bereits die Eintrittsgebühr gezahlt hatten, sondern in dem Naturpark „Telascica“, für den unser Boot ebenfalls eine Eintrittsgebühr von 350 Kuna (entspricht knapp 50,- €) zahlen musste. Zum ersten Mal konnten wir erfahren, dass das Segeln in Kroatien nicht billig ist.
Am nächsten Morgen hatten dann alle „einfachen“ Crewmitglieder unseres Bootes die Möglichkeit, die „Lucina“ unter Motor zu steuern und Rückwärtsfahren, AnlegerAufstoppen und Drehen auf dem Teller zu üben. Das war angesichts der Größe des Bootes, des Doppelruders und des Bugstrahlruder für die meisten Crewmitglieder eine neue Erfahrung. Dann ging es weiter. Ziel war die Kornateninsel Piskera. Die Bora lief mit ordentlich 6 bis 7 Beaufort aus Nordost, so dass wir uns mit kleinem Tuch möglichst unter Land der vielen Inseln und Inselchen hielten. Das abendliche Hafenmanöver verlief bei dem von der Seite kommenden Wind nicht ohne Schwierigkeiten, letztlich aber erfolgreich. Am Abend machten wir in einem „Sommerrestaurant“ – einem Restaurant mit vielen Öffnungen und demgemäß bei Wind sehr zugig – erste Erfahrungen mit der Angewohnheit der kroatischen Gastronomie, Rotwein tiefgekühlt zu servieren. Man muss sich erst daran gewöhnen, aber dann schmeckt der kalte Rotwein auch.
Viel Wind Der nächste Tag versprach spannend zu werden, Die Windvorhersage kündigte starken Nordostwind mit Böen bis zu 8 Beaufort, der sich im Laufe des Tages noch steigern sollte. Wir mussten genau „gegen an“, zunächst zwischen zwei Inseln durch und dann 9 sm über freies Wasser ohne jegliche Landabdeckung zum Festland. Wir entschieden uns angesichts der Windrichtung und dem drohenden weiter Auffrischen des Windes, unter Maschine zu laufen, um möglichst schnell das Festland mit seiner Abdeckung zu erreichen. Es wurde ein kleiner Höllenritt. Zwischen den beiden Inseln, die eine Düse bildeten, drohte unser Boot sich in den Wellen festzustampfen, so dass wir den Hebel mehr auf den Table legen und die Drehzahl erhöhen mussten. Der Windmesser zeigte zwischenzeitlich Windböen in der Spitze von über 40 Knoten, was Windstärke 9 bedeutet. Das immerhin 14 m lange Boot Boot tanzte in den hohen Wellen wie ein Korken auf dem Wasser. Unsere Crew konnte die Schiffsbewegungen aber ganz gut ab; niemand wurde seekrank oder zeigte sonst irgendwelche Ausfallerscheinungen, wenn man einmal davon absieht, dass der Mittagsimbiss auf gemeinsamen Wunsch ausfiel. Trotzdem waren wir froh, als wir heil den Hafen Jezera auf dem Festland erreichten, wo dank der Voranmeldung durch den „Kommodore“ alle sechs Boote der Flottile nebeneinander zu liegen kamen. So konnten sich abends alle Bootsbesatzungen über die Heldentaten des Tages austauschen.
Die Weiterfahrt am nächsten Tag war im Vergleich dazu die reinste Kaffefahrt. Ziel war das Städtchen Skadrin, landeinwärts am zunächst fjordartigen Fluss Krka gelegen. Auf dem Programm stand die Besichtigung der berühmten Wasserfälle des Krka, bei denen der Fluss Krka über 17 Stufen etwa 45 m abstürzt. Bis Skadrin konnten wir auf eigenem Kiel fahren, dann mussten wir in Motorboote umsteigen, die uns die letzten 2 sm zu den Wasserfällen brachten. Die Besichtigung der Wasserfälle – wiederum ein Nationalpark – war ein Erlebnis, das die obligatorische Eintrittsgebühr und die „Flussfahrt“ nach Skadrin rechtfertigte.
Segeln Am nächsten Morgen ging es zurück zum Meer und weiter nach Rogonznica, wo abends der Flottilenabend stattfinden sollte Die Marina, in der wir wieder alle nebeneinander zu liegen kamen, war groß, entprechend groß war das Hafenrestaurant, in dem das gemeinsame Abendessen der Flottile stattfand. Selbstverständlich erschienen die Teilnehmer zu diesem Abendessen wie bei solchen Veranstaltungen üblich im Hansa-Polohemd. Nur Klaus Mechler und seine charmante weibliche Crew tanzten modisch etwas aus der Reihe und trugen ein selbst entworfenes (auch selbst gebatiktes?) T-Shirt, das über die bisherigen ruhmreichen Törns der Crew Auskunft gab. Angesichts seiner Stellung als „Kommodore“ und dem Charme seiner Besatzung sei ihm und seiner Mannschaft aber diese modische Extravaganz verziehen.
Der Törn neigte sich nunmehr leider für die Teilnehmer an der ersten Woche dem Ende zu. Am Freitag segelten wir bei schönem und warmem Wetter mit gutem Wind nach Trogir in der Nähe von Split, wo am nächsten Tag der Crewwechsel stattfinden sollte. Ein abendlicher Besuch der wunderschönen Altstadt von Trogir (Weltkulturerbe) war der krönende Abschluss. Am Samstag hatte das Wetter umgeschlagen. Es begann zu regnen, was den Abschied für die abreisenden Teilnehmer leichter machte. Für die anreisenden Teilnehmer an der zweiten Woche bedeutete dies aber wohl einen etwas traurigen Start.
AbschiedInsgesamt betrachtet war dieser Wochentörn, bei dem wir eine Strecke von fast 190 sm zurückgelegt hatten, eine runde Sache. Wir haben ein wunderschönes Segelrevier im Mittelmeer mit gutem Wetter und im Vergleich zur Ost- und Nordsee warmen Temperaturen kennengelernt und auch die Bora gemeistert. Der Zusammenhalt sowohl der Crews als auch der Flottille ist durch den Törn gewachsen. Wer bisher noch nicht auf Booten dieser Größe gesegelt hatte, konnte seine seemännischen Erfahrungen ausweiten. Man kann nur jedem Vereinsmitglied empfehlen, bei einem entsprechenden Törn des Vereins im nächsten Jahr einfach einmal mitzufahren und selbst solche Erfahrungen zu machen. ( Thomas M.)


Mittelmeer-Flottille aus Kroatien zurück

Update für die Seemannschaft

 Der Fahrthebel steht auf „neutral“. Vorsichtig schalte ich in den Rückwärtsgang – da bewegt sich wenig. Zwölfeinhalb Tonnen Leergewicht fordern offensichtlich mehr Kraft. Also: mehr Gas. Langsam schiebt sich jetzt „Lavsa“, eine Bavaria 45, auf die rote Tonne in knapp 100 Metern Entfernung zu. Das Steuern fällt schwer, dauernd muss ich korrigieren. Warum fährt der „Kahn“ nicht geradeaus?
Manöver 2 Manöver 1 Die Antwort von Skipper Christoph und seinem „Co“ Ekkes ist einfach: Unter dem Heck stehen zwei Ruderblätter. Anders als ein einziges Blatt in der Mitte des Schiffes sorgen sie erst bei kräftigem Tempo für eine ruhige Geradeausfahrt. Das passende Tempo muss gefunden werden. Übung macht den Meister, sagt ein Sprichwort, oder, mit anderen Worten, Training tut not. navigare necesse est Schoten dicht Auch beim Flottillensegeln im Mittelmeer. Ob die Auffrischung von Knoten, der Kontrollblick für den richtigen Stand der Segel, die Kursbestimmung oder am Abend das Anlegen an der Mooring – das alles fordert Routine und Erfahrung. Der Urlaub unter Segeln wird mit kleinen Trainingseinheiten gewürzt. Wo ginge das besser als im Segelclub?
Plotter Stärkung  Über 70 Aktive haben das genutzt. In der ersten Woche von Zadar nach Split, in der zweiten Woche zurück nach Zadar. Sechs große Yachten vom Typ Bavaria 45 standen zur Verfügung – die Skipper Bernhard Wuth, Christopher Wessling, Volker Bertermann, Jürgen Middeke, Klaus Mechler und Ralph Matschke blieben die gesamte Zeit über an Bord, die Mehrzahl der Crewmitglieder wechselte in Trogir bei Split. Gute Stimmung begleitete die Fahrt – bis hin zum gemeinsamen Abendessen in Mulje, wo die Wirtsleute einen riesigen Thunfisch in beachtliche Steaks aufteilten und als Alternative einen Grillteller mit Fleisch anboten. „Lecker!“, war das am meisten gehörte Urteil im Laufe des Abends, den Club-Chef Klaus Mechler in seiner Eigenschaft als Kommodore der Flottille mit einer kurzen und zufriedenen Bilanz eröffnet hatte.
Nachdenklich Front  Kapriolen bot lediglich das nur sehr bedingt sonnige Herbstwetter. Es wurde von einem Tief über der nördlichen Adria beeinflusst. So musste unser Start in der malerischen Bucht Vrulje angesichts der Gewitterwarnungen der Wetterdienste kurzerhand um anderthalb Stunden verschoben werden – bis Blitz und Donner an unserem Standort (eher weit) vorbeigezogen waren. Der Weg bis Sali war dann auch am Nachmittag noch leicht zu schaffen und belohnte die Hanseaten mit guten Segelbedingungen. Ähnlich schön hatte sich gleich der erste Schlag von Seget nach Sibenik mit knapp 30 Seemeilen angefühlt.
Sibenik Krka  Für die gute Stimmung der Crews sorgten auch gemeinsame Unternehmungen am Abend. In Sibenik brachte uns ein Wassertaxi in die malerische Innenstadt, die sich in der Dämmerung vor dem Abendessen besonders reizvoll präsentierte. Spektakuläres Naturschauspiel boten dagegen gleich am nächsten Tag die Wasserfälle des Flusses Krka, die wir von Sibenik aus per Bus besuchten. Ihre Kraft reichte früher sogar für die Stromproduktion aus. Unser gut einstündiger Rundweg brachte uns an die besten Ausguckplätze – Foto- und Filmmotiv waren die tosenden Wasser allemal.
Einsatz  Bei eher schwachem Wind erreichten wir nahe Zadar die Riesen-Marina Sukosan – den Endpunkt unseres diesjährigen Flottillentörns im Mittelmeer. Die Abnahmen gingen schnell und reibungslos vonstatten. In Zadar besichtigten wir noch die Altstadt und die urige Wellenorgel, bevor der Rückflug nach Düsseldorf und die Ankunft am Aasee in Münster endgültig den ziemlich kalten Schlusspunkt setzten. „Wo geht’s eigentlich nächstes Jahr hin?“, fragte irgendwer am Flughafen. Die Flottille scheint anzukommen. (Wolfgang)


Infos zum Törn
Der gesamte Törn ging über zwei Wochen (26.9. – 10.10.). Wie in den Vergangenen Jahren auch waren einige Seglerinnen und Segler beide Wochen dabei, andere nur jeweils eine. Der Törn ging von der Marina Sukosan nahe Zadar über die Nationalpark Telascica und Kornati nach Trogier der UNEXSCO Weltkulturerbestadt nahe Split. Zurückgelegt wurden in dieser ersten Etappe knapp 140 Seemeilen überwiegend unter Segeln. In Trogier verließ ein Teil der Gruppe nach einer Woche die sechs Schiffe und wurde mit Bussen zum Flughafen gefahren.
Die neue aus Deutschland angereiste Gruppe kam kurz drauf zur Marina Seget, von wo aus es erneut durch die Kornaten mit neuen Buchten und Marinas zurück ging. Jetzt konnten knapp 120 Seemeilen im Kielwasser gelassen werden und es musste mangels Wind mehr motort werden.
Die erste Woche war von kühlen nordöstlichen Starkwinden mit Sonnenschein geprägt, die zweite von milden eher schwachen Winden unterschiedlicher Richtungen mit viel Regen.