Kirschen in Nachbars Garten 2023

Andere Bootsklasse in anderem Revier: Viel Licht und etwas Schatten

Vor einigen Tagen erhielt ich vom Clubmitglied Walter eine Einladung zum Mitsegeln auf dem unteren Aasee bei Overschmidt. Walter hatte nämlich dort das günstige Zwei-Monats-Ticket gebucht, um wegen des verzögerten Hafenumbaus bei uns früher wieder auf das Wasser zu kommen.

Gestern war es dann für mich soweit: 8 bis 9 Knoten Wind aus Südwest waren für die Mittagszeit angekündigt. High Noon: wir konnten das Boot pünktlich betreten und startfertig machen. Walter hatte eine bei der Yachtschule 2022 neu angeschaffte Mariner-Jolle ausgewählt. Mariner ist eine polnische Werft, deren Boote im Osten Deutschlands recht verbreitet sein sollen.

Unsere Mariner 600 hatte eine moderne Optik, war gut in Schuss, wies kaum Gebrauchsspuren auf und ähnelt unseren c55-Booten deutlich und etwas auch den allerdings altbacken wirkenden Polyvalken. Das Groß ist an Bord, das Vorsegel muss angeschlagen werden, was sehr einfach vonstatten geht. Nach 15 Minuten waren wir soweit und los ging’s.

Foto: Yachtschuile Overschmidt

Auch der vordere Aasee ist ein schönes Segelgewässer, stärker bebaut, etwas wind-verwirbelter und – Gott sei Dank nicht gestern – üblicherweise deutlich stärker befahren als unser Stammrevier. Anfangs machten uns nur die Solaaris und zwei Übungs-Barnegats die Wasserfläche streitig. Später kamen noch einige Tretboote hinzu. Da es am Mittwoch Schulzeugnisse gab, waren die schattigen Teile der Aaseewiesen bei angenehmen Temperaturen dagegen (laut-)stark bevölkert.

Der Versuch einer Kreuz Richtung Torminbrücke wurde von uns bald abgebrochen, da einige Windböen heftiger als vermutet herein kamen. Also zurück in den Hafen, ein Reff in das Groß und wieder los. Der Wind dachte sich, das unterstütze ich, und er stellte kurz darauf stärkere Aktivitäten weitgehend ein. Nach längerem Gedümpel vergrößerten wir das Großsegel auf dem Wasser wieder auf das Normalformat und waren nun tatsächlich etwas weniger langsam unterwegs.

Die Mariner 600 ist ein schön geschnittener, wendiger Bootstyp mit offenem Heck und einem Klappschwert. Die einfache und sehr übersichtliche Bedienung gefiel uns gut, lediglich die Schienen für die verstellbaren Fockholepunkte könnten weiter vorn sitzen. Besonders angenehm sind der reichliche Platz an Bord und die sehr durchdachte Bedieneinrichtung des Ruders mit einem ovalen Bedienelement anstelle eines Pinnenauslegers (Foto hier), das auch während der Fahrt stufenlos hochklappbar ist und stehendes Fahren bzw. Manövrieren ermöglicht – äußerst rückenschonend, zumal auch der Baum eine dazu passende Länge aufweist.

Insgesamt war es ein gelungener Ausflug auf das Nachbargewässer mit einer vielleicht auch für den SHM interessanten Bootsklasse. Wie haltbar die Boote bei intensiver Nutzung sind, entzieht sich allerdings unserer Kenntnis. Der Klappkiel verursachte bei stärkerem Winddruck gewöhnungsbedürftige Geräusche, und das Ruder hatte deutliches Seitenspiel. Auch die Abdrift erschien uns recht groß, weshalb bei dem meist geringen Wind das Kreuzen kaum Höhe brachte.

Hans-Christoph