Als Segler*in vom Aasee ist man für gewöhnlich froh, wenn man zu größeren Revieren fährt, um dort bessere Segelbedingungen zu erfahren… Die deutschen Meisterschaften und die erstmalige deutsche Juniorenmeisterschaft (bisher Jugendmeisterschaft) haben allerdings bewiesen, dass größere Reviere ebenfalls extrem wechselnde Bedingungen aufweisen können.
Aber fangen wir erstmal von vorn an:
Zuerst ging es Anfang Juli mit zwei Hansa Teams und drei SCM Teams zum Wannsee außerhalb vom städtischen Berlin. Bei intensiver Sommersonne und einem starken Starterfeld sollte der deutsche Meister bzw. die deutsche Meisterin ersegelt werden.
Diejenigen Teams, die schon früh genug angereist waren, versuchten das Revier kennenzulernen und bekamen schnell zu verstehen, warum auf Berliner Revieren an Wochenenden keine Meisterschaften gesegelt werden dürfen.
Trotz nahezu kompletter Flaute gab es durch eine schier unendliche Anzahl an Motorbooten Wellen über „Deck und Luken“. Montags waren die Motorbootler dann wieder arbeiten o.ä., und der See war für Wettkämpfe frei.
Nachdem die Veranstaltung durch den Ausrichter Segelclub Oberspree eröffnet wurde, ging es für die ersten zwei Wettfahrten aufs Wasser, und bei kräftigem Wind und hackigen Böen gab es intensive Wettkämpfe.
Abends wurde ein alter Vereinspirat des SCO in Einzelteilen versteigert und der Erlös für „Kühlflüssigkeiten“ während der kommenden Tage verwendet. Hierbei ersteigerten wir ein dringend benötigtes Großsegel für Trainingszwecke.
Wettfahrttag Nummer zwei glänzte mit Flaute und brennender Hitze; die Wettfahrtleitung lies uns diesen im Hafen verbringen, und die Zeit wurde intensiv für Bootstrimm und Tischtennisduelle genutzt. Gleichzeitig wurden für den nächsten Tag vier Wettfahrten angekündigt.
Eine sehr gute Entscheidung, da der dritte Tag erneut mit zunehmendem Wind und kräftigen Böen aufwartete und faire Bedingungen für spannende Wettfahrten bot.
Meine noch sehr unerfahrene Vorschoterin und ich nutzen diese aus, um uns elf Platzierungen nach vorne zu arbeiten. Diese verlangten von den Segelnden alles ab, da der Wannsee mit teils starken Drehern, einer spitzen Welle und wechselnden Winden die Zieleinläufe durchwürfelte.
Zusätzlich machten die Fähren auf dem Wannsee das Geschehen nicht gerade einfacher! Der Klassenpräsident Kalle wurde von der „Havelstern“ sogar nahezu versenkt, Kalle grüßte den Kapitän der Fähre nur freundlich und setzte seine Wettfahrt unversehrt fort.
Zusätzlich möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass wir in einem Zeitraum von gerade mal sechs Stunden, inklusive Auslaufen aus dem Hafen und Rückweg, diese vier Wettfahrten abhielten. So blieb abends noch Zeit für ein wenig Erfrischung und weitere Tischtennisduelle.
Am darauffolgenden Tag war Leichtwind angesagt… Dementsprechend wurde das Boot getrimmt, nach den Erfahrungen des Vortags nahmen wir glücklicherweise aber dennoch die Starkwindkleidung mit aufs Wasser.
Und wie der Wannsee so spielt, kam pünktlich zum Start, wie auch an den Vortagen, ein kräftiger, böiger, unnötig stark drehender Wind auf. Kräftiger Wind ist natürlich immer gern gesehen, der Trimm war dennoch für die Tonne…
Trotz leicht schizophrener Platzierungen in diesen vier Läufen (30; 42; 18; 8????) konnten wir einige Plätze gutmachen und waren nun im Mittelfeld angelangt.
Der nächste Wettfahrttag sollte im zweiten Wettfahrtgebiet abgehalten werden, weil der Wind über Nacht gedreht hatte. Dort hätte man sich zusätzlich zu den Fähren die Regattabahn mit polnischen Kanalschiffern teilen müssen. Diese sind berüchtigt dafür, weder ihre Anwesenheit anzukündigen, noch aufzustoppen oder Ausweichversuche zu unternehmen. Außerdem war der Wind sehr schwach und nur einzelne leichte Böen zogen durch.
Um auf bessere Bedingungen zu warten, gab es eine Startverschiebung an Land und die Segler*innen wurden minütlich spürbar nervöser, und alle möglichen Windprognosen wurden konsultiert, wie es wohl weitergehen würde.
Auch hier muss ich erneut den Hut vor der Wettfahrtleitung ziehen, da diese sich entschied, dass man erfolgreich zehn Wettfahrten unter fairen Bedingungen abgehalten hatte, und der letzte Wettfahrttag wurde abgebrochen. Somit wurden abends die Sieger geehrt und kräftig gefeiert!
Donald Lippert und Roland Wensel vom Yachtclub Berlin Grünau segelten gnadenlos acht erste Plätze und ließen damit keine Zweifel daran, wer diese anspruchsvollen Bedingungen und ein starkes Starterfeld beherrscht.
Stefan und Nils Theuerkauf vom Sportverein Mecklenburgisches Staatstheater e. V. ersegelten mit 34 Punkten Abstand auf die Erstplatzierten Silber.
Andreas und Martin Ebel vom Wassersport-Verein-Güstrow kamen mit drei Punkten Abstand auf den dritten Platz. (Anscheinend legt man sich nicht mit den „Ossis“ auf ihren Revieren an.)
Bestes Team aus Münster (Platz 18) waren Frederik Nees und Jules Tronquet vom SCM.
Mia (FSCK), die vor dieser Meisterschaft ihre Wasserstunden noch an den Händen abzählen konnte, wurde zehn Wettfahrten lang intensiv von mir ausgebildet, und wir belegten den 26. Platz.
Luca (SHM) und Lenny (SCJ) kamen insgesamt auf Platz 49.
Trotz der anspruchsvollen Winde bewies der SCO, dass er zu Wasser, wie an Land, eine fantastische Meisterschaft ausrichten kann. Vielen lieben Dank, wir kommen gern wieder!
Von Berlin aus ging es dann nahezu nahtlos über vom Osten Deutschlands kurz vor die belgisch-deutsche Grenze in die Eifel zum Rursee.
Und wer glaubte, dass er in Berlin die Fahnenspitze an anspruchsvollen Wettfahrtbedingungen kennengelernt hatte, wurde erneut eines Besseren belehrt.
Nachdem der Trainingstag wegen Sturms abgesagt wurde, konnte zumindest das Practicerace stattfinden. Leider ohne Mia und mich, weil unser Boot und die Segel noch vermessen werden mussten. Zur zweiten Runde dieser Wetffahrt waren wir aber dann doch noch dabei, und der Rursee zeigte uns, was er alles kann.
Durch die bergige Umgebung des Sees gibt es so etwas wie stetige Winde nicht! Sekündliche Dreher, stark wechselnde Windstärken und dazu Fallböen ließen nichts Gutes für die nächsten Tage erhoffen.
Erneut wurde die Meisterschaft feierlich eröffnet, und die Mannschaften gingen für den ersten Start an die Linie. Wie angekündigt, lies der Wind aber auf sich warten. Die erste Wettfahrt ging trotzdem los und musste, mangels Wind, schon während der ersten Runde abgebrochen werden. Nach einigen Stunden Startverschiebung wurde der Wettfahrttag abgebrochen und für Aktivitäten an Land und am Badesteg genutzt.
Wie in Berlin schon geübt, wurden also vier Wettfahrten am nächsten Tag gesegelt. Auch hier zeigte sich, dass der Rursee gnadenlos mit Seglern ist. Meine ersten drei Starts an diesem Tag waren fürchterlich!!! Die Platzierungen waren trotzdem gut (9; 4; 6). Der vierte Start des Tages ging aus meiner Sicht gut voran – die Platzierung 24. Also doch lieber hinten starten?
Neuer Tag neues Glück, oder auch nicht. Die Rurseewinde ließen nur eine Wettfahrt zu, welche nicht gerade bei „fairen“ Bedingungen abgehalten wurde… Also wieder Startverschiebung an Land bis zum Abbruch des Wettfahrttages bei dem üblichen Landprogramm.
Tag vier auf dem Wasser wurde für mindestens zehn Startübungen genutzt, alle davon mussten abgebrochen werden wegen zu stark drehenden, oder einschlafenden Windes.
Unter lautstarken Rufen der Segler*innen und einer zunehmend nervösen Wettfahrtleitung wurde auch an diesem Tag keine Wettfahrt gesegelt. So wie an den vorangegangen Tagen trumpfte der Aachener Boots Club mit dicken Buffets und frischen Getränken beim Abendessen auf.
Letzter Wettfahrttag: Die nerven liegen blank, die Windprognose ist miserabel, die Wettfahrtleitung unter Zugzwang. Und entgegen aller Prognosen und Erwartungen kam der Wind: diesen See kann man einfach nicht verstehen.
Es wurden drei Wettfahrten bei (nahezu) ordentlichen Bedingungen, also wieder mit extremen Drehern, hackigen Böen aus unterschiedlichen Richtungen und von 2 bis 6 Windstärken alles dabei, gesegelt. Einfach kann ja auch jede/r… Zum Glück kannte ich diese Bedingungen schon von den Regatten, die ich seit circa 2011 regelmäßig am Rursee segle.
Die Top 10 wurde trotzdem nochmals kräftig durchgemischt, und zum Glück waren wir einer der Profiteure. Lediglich Fynn Ausborn und Henrik Junge hatten noch mehr Erfolg und waren endlich mit dem See warm geworden. Sie fuhren zwei erste Plätze an diesem Tag und verweigerten uns somit den Zugang zum Treppchen.
Wie auch schon 2015, bei der letzten Meisterschaft am Rursee, ließen sich Nick Houben und Tobias Call (Aachener Boots Club) auf ihrem Heimatrevier nichts vormachen.
Silber ging an Nadine Edinger (Segelclub Spandau) und Karen Jansen (Aachener Boots Club), die ebenfalls bis zum Ende die Nerven beisammen hielten.
Wie schon erwähnt, schlichen sich Fynn Ausborn (Seglervereinigung Brunsbüttel) und Henrik Junge (Aachener Boots Club) verdient am letzten Wettfahrttag noch auf den dritten Platz. Anscheinend ist auch hier örtliche Kompetenz gefragt, Mia stammt ebenfalls vom Rursee und hat mich auf den vierten Platz gebracht.
Neuheit in diesem Jahr war die Anpassung der Jugendmeisterschaft (U20) zu einer JUNIORENmeisterschaft (U28). Die oben genannten Teams sind alle in der U28 Wertung gewertet.
Das Beste U20 Team stammt mit Marc Fichtner und Marie Bark von der Müritz und aus Güstrow.
Der SCM landete auf den Plätzen 6, 8 und 28.
Luca Wlecke und Benedict Otto ersegelten den 32. Platz
Dem ABC unseren größten Dank für die Ausrichtung der IDJoM. Winde und See haben es Wettfahrtleitung und Jury nicht einfach gemacht, dennoch wurde das bestmögliche Event (ebenfalls an Land) durchgeführt.
Im nächsten Jahr werden die Junioren-Meisterschaften vor Ribnitz-Damgarten abgehalten und somit ein schöner Kontrast zum diesjährigen Programm geschaffen, wir freuen uns drauf.
Auf eine weiterhin freudige und erfolgreiche Saison.
JOSH GER 4398