„… mayday, mayday, mayday, abandoning ship,
six persons entering life raft …
I repeat, position: Aaseebad Ibbenbüren …“
Segeln ist trotz allen Abenteuers eine der sichersten Sportarten. Jeder einzelne ernsthafte Vorfall wird eigens von der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung <www.bsu.de> ausführlich untersucht. Teilnehmer an Hochseeregatten müssen zertifizierte Trainings nachweisen.
Beim Segelclub Hansa-Münster werden schon lange Übungen für Vereinsmitglieder durchgeführt, seit zwei Jahren als realitätsnahe Rettungsübung, für die im Aaseebad Ibbenbüren extra die Wellenanlage vor den offiziellen Öffnungszeiten aktiviert wird.
Wie ernst das Angebot genommen wird, zeigt Ekkes Krügers Schilderung und die Angst, den Übungstermin zu verpassen: „Gegen eine Kaskade von drei Weckern bin ich nicht angekommen, es ist noch Dunkel draußen. Obwohl mir ein Traum kurz zuvor weiß machen wollte, ich hätte sowieso verschlafen und es sei schon 9:30 Uhr, also zu spät, um überhaupt für die Rettungsübung aufzustehen …“.
Kurz vor 8:00 Uhr stehen dann fast 20 Hanseaten und Hanseatinnen mit einigen Autos voll Ausrüstung wie Tauchhilfen, Schiffsschrauben, Rettungswesten, zwei Rettungsinseln, Tauwerk, Taljen, Schwerwetterkleidung und Badehose vor dem Aaseebad.
Der Zeitplan sieht fünf Stationen vor, die nach dem Aufbauen im 20 Minuten Takt durchlaufen werden:
- Bergen einer Person aus dem Wasser in voller Kleidung mit einer Talje
- Rettungswesten anlegen und auslösen, schwimmen mit Schwerwetterkleidung und Rettungsweste alleine und in Gruppen als „Wasserraupe“
- Tauchen zum Befreien einer Schiffsschraube von Tauen und Netzen
- Auslösen, Aufrichten und Besteigen einer Rettungsinsel im Wellengang
- Springen auf eine Rettungsinsel aus Bordwandhöhe, Lenzen und paddeln der Insel
Einige Eindrücke und Stimmen: Eine ausgelöste Rettungsweste drückt im ersten Moment die Luft ab und nimmt die Sicht, trägt mehr zur Panik als zu einem sicheren Gefühl bei. Man kann kaum zielgerichtet schwimmen, so dass die Anderen oder die rettende Insel schnell außer Sicht geraten können. Nur wenn man sich mit den Beinen um den Bauch eines Anderen sofort zu einer Raupe im Wasser verbindet bleibt man als Gruppe zusammen.
Jede Wiederholung bringt mehr Sicherheit oder wie Peter Hohenlöchter schilderte: „Beim ersten Mal kam ich nicht mal in die Rettungsinsel und war danach völlig fertig. Heute konnte ich die Insel alleine entern und hatte noch den Überblick, um anderen helfen zu können.“
Ein Mann, der Unterwäsche, Pullover, Stiefel und Jackentaschen voll Wasser hat, wiegt 120 und mehr Kilogramm. Unmöglich ihn ohne Hilfsmittel auch nur auf den Beckenrand zu ziehen, geschweige denn an Bord eines im schweren Seegang auf und ab schaukelnden Schiffes.
Wenn man mutig auf die Rettungsinsel gesprungen ist, darf man nicht gleich wieder vom wabbeligen Gummischlauch ins Wasser fallen (tja, Thomas!). Eine Rettungsinsel von innen heißt sechs Personen auf 2qm, die in den ersten 24 Stunden laut medizinischen Anweisungen nur eine Seekrankheitstablette zu sich nehmen sollen, kein Wasser, keinen Keks, nichts.
Die Aktion barg für die Teilnehmer so viele Eindrücke und Erfahrungen,
dass bei einem ausgedehnten gemeinsamen Frühstück in Ibbenbüren die Aufregung erst einmal mit einem – je nach Vorliebe – leichten oder deftigen Frühstück und vielen Gesprächen abgebaut werden musste.
Viel Spaß und wertvolle Erfahrung in gleichem Maße – besser geht’s nicht.
Ein herzliches Dankeschön an das Aaseebad Ibbenbüren für die Möglichkeit und an Stefan Brunnert für die Organisation. (Markus J.)