Rette sich wer kann 2022

Die Erprobung des Ernstfalls

Mensch über Bord?
Tampen in der Schraube?
Verlassen des Bootes und Einstieg in eine Rettungsinsel?
Bergung per Hubschrauber?

Diese Szenarien sind sicher für Skipper und Besatzungsmitglieder der größte anzunehmende Unfall. Wenn schlechtes Wetter, kaltes Wasser und Unfallstress hinzukommen, können auch besonnene Segler schnell die Nerven verlieren. Wie gut ist es dann, wenn man so etwas schon einmal geübt hat: z.B. im gut beheizten Aaseebad in Ibbenbüren, mit und ohne Wellen, ohne Zuschauer und in der Gewissheit, dass der rettende Beckenrand wenige Meter nah ist.

Auch hierzu gibt es im SHM regelmäßig eine Veranstaltung gleichnamigen Titels, die wieder gut besucht war. Im vorgeschalteten Themenabend haben die Teilnehmer beispielsweise gelernt, wie eine geöffnete Rettungsweste aussieht oder was in welcher Reihenfolge zu tun ist, wenn sich ein Tampen um die Schiffsschraube gewickelt hat.

Zwei Tage später trafen sich alle Teilnehmer um 8 Uhr am Wellenbad. Wir waren ausgestattet mit vollständiger Segelbekleidung, Automatikwesten, und Organisator Stephan hat Tampen, Rettungsgurte, eine Schiffsschraube an einer Stange und eine funktionsfähige Rettungsinsel mitgebracht.

Die Schwimmmeisterin ließ uns vor Beginn des Badebetriebes in’s Bad… Kurze Zeit später waren wir umgezogen und drei Übungsstationen im Wellen- und im Sprungbecken aufgebaut.

Nach der Vorbereitung wollte jede/r endlich wissen, wie es ist, wenn sich die Rettungsweste aufbläst und eine/n hoffentlich auf den Rücken dreht. Lerneffekt: nicht alle Westen blasen sich binnen fünf Sekunden auf, eine erst durch Ziehen am manuellen Auslöser und eine durch ein Missgeschick schon vorher. Schwimmübungen mit und ohne Wellen oder hineinander als „Raupe“ brachten weitere Erkenntnisse.

Dann ging es aus dem Wasser in die Rettungsinsel – gar nicht so einfach. Auch vom Beckenrand aus einem Meter Höhe als simuliertem Bootsrumpf gesprungen nicht viel einfacher. Und in der Insel: nass, extrem eng, alles durcheinander, schaukelig auch ohne Wellen.

Reihum ging es in Kleingruppen an die anderen Stationen mit dem Tampen in der Schiffsschraube (selbst im Schwimmbadwasser ohne Taucherbrille nicht zu machen) und einem am Sprungbrett montierten Flaschenzug mit Rettungsgurt zum simulierten Abbergen aus dem Wasser durch einen Hubschrauber (wir sind in voller, nasser Montur noch schwerer als üblich und die Gurte wollen so angelegt sein, dass es möglichst wenig Schmerzen gibt).

Um Viertel vor zehn hieß es: „Abbauen und anziehen!“. Eine Nachbesprechung bei einem Bäcker rundete das Erlebte nicht nur kulinarisch ab.

Ich glaube, alle waren sich einig: solche Situationen möchte man nicht im Ernstfall erleben, aber es ist gut, vorbereitet zu sein.

Hans-Christoph (hc)
Fotos: div. Teilnehmer*innen