So oder ähnlich mag manch ein Segelenthusiast zum Saisonbeginn 2025 denken. Vom ANLEGEN nach dem ersten Törn mit Jolle oder Dickschiff ganz zu schweigen.
Aber wozu gibt es schließlich im SHM alljährlich zum Frühlingsbeginn die Kultveranstaltungen „Hafenmanöver“ und „Leinen werfen“? Immer sehr gut besucht, wie beispielsweise am 20. März. Als sich weit über dreißig Mitglieder trotz strahlenden Frühlingssonnenscheins zur Vorbesprechung der ersten Segelveranstaltung des Jahres „Hafenmanöver“ ab Ende März in und um Lemmer herum mit dazu gehörigem Teil 1 des Themenabends „Hafenmanöver ohne Stress“ im Clubraum drängelten.

Außer den kühlen Blonden in den Flaschen waren auch die Sitz- und Stehplätze mit guter Sicht auf den Vortragenden Walter D., die Leinwand und das daneben stehende Übungs-Whiteboard heiß begehrt. Die knapp zehn per Zoom Teilnehmenden hatten nach anfangs technischen Problem dagegen gute Plätze. Für die hohe Qualität der Wissensvermittlung sprach, dass nur wenige Termingeplagte die Ausführungen vorzeitig in Lee liegen ließen.
Spannend wurde es – begleitet von giraffenähnlich langen Hälsen – gleich mit Walters Einstieg ins Thema. Ein hier nichts zur Sache tuender Hafenplan präsentierte sich den wissbegierigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, garniert mit Information zu Windrichtung und -stärke (West, 4 Bft.), Bootslänge (40′) sowie -tiefgang (2,20 m). Aufgabenstellung: Besprich mit Deinem Platznachbarn die beste Anlegeposition sowie Pläne B und C, falls A nicht funktioniert.

Es dauerte nur Sekunden, bis es im Clubraum lebendig wurde, sehr laut und lebhaft, vermutlich wie im Innern eines Ameisenhaufens. Jede/r diskutierte mehr oder weniger lautstark mit, so dass Walter Mühe hatte, die Flöhe kurz darauf wieder in den Sack zu bekommen. Flugs kamen dann einige, durchaus sehr unterschiedliche, Vorschläge, die fix durch Gegenvorschläge, Verbesserungstipps und Bedenken ergänzt wurden. Fragen zu den vorgetragenen Ausführungen der Redner ergänzten die lebhafte Runde. Fazit: DAS Anlegemanöver gibt es gar nicht. [Ekkes S.-K. würde jetzt ergänzen: „Erstes Lerngeschenk.“]

Zahlreiche Videos, theoretisches Hintergrundwissen (was bedeutet: Kraft?), Fotos, Fragen ans Publikum und mancher Lacher ließen die Zeit schnell vergehen; auch Zwischenrufe wie „Komm, lass sein, das musst Du nicht so breit treten, Walter!“, als dieser von einem besonderen Ankermanöver berichtete.
Und so wurde Walter wenig später von einem eindringlichen Piepton aus seiner Lehrtätigkeit (ja, „Lehr…“ mit „h“) gerissen, schaute irritiert auf den störenden Rechner und bemerkte lapidar: „Kritischer Akkustand“. Eine Minute später – man ahnt es – waren der Akku leer und die Flimmerkiste schwarz. „Oh, ich habe zwölf Minuten überzogen…“, war seine letzte hörbare Äußerung, bevor tosender Beifall den ersten Theorieteil beendete, den Abend aber keineswegs abschloss. Denn der Hafenplan warf natürlich Fragen auf und regte die Fantasie an (s.o.), und das kühle Blonde in der Flasche schmeckte nach getaner Arbeit besonders gut (Segelanfänger*innen suchen in Online-Lexika bitte nach dem Begriff „Anlegerbier“.). Auch die Anlass zur Sorge gebende und kaum als solche zu bezeichnende Qualität der Luft trug, vereint mit der hohen Temperatur im Clubraum, zum Durst bei.
Wir freuen uns auf die nächsten dazu gehörigen Veranstaltungen:
* Workshop „Leinen werfen“ am 25. März ab 17 Uhr im Hansa-Hafen
* Themenabend „Hafenmanöver ohne Stress II“ am 27. März ab 19:30 Uhr im Clubraum
* Übungstörns „Hafenmanöver“ ab 28. März, 30. März und/oder 4. April in Lemmer.
Übrigens: Auch wenn es anhand von Text und Fotos schwer fällt, es zu glauben, so waren nicht nur Personen mit männlichem Äußeren anwesend.
Text: Hans-Christoph T.
Fotos: Jan M.