Nachdem der Vier-Wochen-„Dänemark-Rund“-Törn“ 2022 mit Teilcrewwechsel in Skagen allen Beteiligten sehr gut gefallen hatte, wurde ein vom Anspruch ganz anderer, aber im Ablauf ähnlicher, Törn für den Sommer 2023 geplant. Die Crewzusammensetzung entsprach nur teilweise der des Vorjahres: Schiffsführer waren Ingo Mühlenhöver und sein Stellvertreter Ekkes S-Krüger. Die Crew der ersten beiden Wochen bestand aus Peter D., Richard H. und Bertram H. . In den weiteren zwei Wochen wechselten sie gegen Walter D., Markus B. und Achim R. . Stockholm mit seinen Schären war bei diesem Törn das Ziel.
Schnell hat sich als Ausgangshafen Greifswald abgezeichnet, weil mit Hinblick auf häufige Westlagen bei der Rückfahrt dann weniger Wind gegenan zu erwarten war. Die Reisedauer war erneut mit vier Wochen angesetzt und der Crewwechsel für Stockholm, mit Ausweichmöglichkeiten (Plan B und C) an der Schwedischen Ostküste, anvisiert.
Die Auswahl von Drei-Kabinen Charter-Yachten für den Zeitraum von vier Wochen beschränkte sich dann auf nur auf zwei Boote! Wir wählten von ecoSail eine nicht mehr ganz junge Sun Odyssey 40 (Bj. 2002). Nicht zuletzt bewog uns als „nice to have“ das vorhandene, aktive AIS, da wir im Jahr zuvor eine große Fangemeinde hatten, die unsere Etappen im Internet verfolgte. Das wollten wir erneut bieten. Unsere „Moulin Rouge“ bot: Rollgenua und Lattengroß mit Lazybag (Ein-Leinen-Reff), VHF-DSC Funkgerät, aktives AIS und kleinen Kartenplotter mittig des Cockpittisches zwischen den beiden Ruderrädern, ein 40 kW Vierzylinder Volvo Penta, ein „Bugstrahlruder“ unter den Bug gebolzt, was sich als reines Spielzeug nahezu ohne Funktion herausstellte, sowie ein Gennaker.
Mitgenommen haben wir von Zuhause ein kleines Schlauchboot mit 5 PS Außenborder, eine selbst gebaute hölzerne Bugleiter für das Von-Bord-Gehen an Schären sowie einen selbst gebauten Teleskop-Ausbaumer (Laser-Baum mit darin eingeschobenem Opti-Mast, mit Spi-Beschlag am Ende). Hinzu kam das übliche an technischen Hilfsmitteln: ein gutes Fernglas mit Peilkompass sowie Notebook und Tablet mit verschiedenen Navigationshilfsmitteln, dazu die aktuellen Delius Klasing Seekartensätze 11 und 12 sowie Revierführer und die aktuellen schwedischen Hamnguiden 7 und 8. Die schwedischen Notices to mariners wurden abonniert, die Karte der relevanten Küstenfunkstellen mit deren Arbeitskanälen am Naviplatz aufgehängt, zudem Multimeter, Sicherungen, Tape etc. (wer mich kennt, weiß, wie viel das ist!). Außerdem hatten wir noch ein Sonnenschutzsegel, ergänzendes Pantryzubehör, Reservekanister mit Diesel und reichlich Hilfsleinen eingepackt.
So und auch gut mit Proviant und Kaltgetränken versorgt, ging es nach Funktions-Check aller wichtigen nautischen Geräte am 18. Juni gegen 8:30 Uhr zu fünft los, um die erste Brückenöffnungszeit am Wieck sicher zu erreichen. Die Wetterprognose ließ gemächliche Fahrt im Bodden und der offenen Ostsee erwarten. Die Zeit ging mit Sicherheitseinweisung im Fluge vorbei. Der eigentliche Törn in kurzen Worten: insgesamt 890 sm, drei Hafennächte in Stockholm und je zwei in Oxelösund und Sassnitz.
Die ersten 14 Tage: Eine große Etappe über Nacht, Greifswald bis Bergkvara (ca. 180 sm, dabei nur gut 6 h Segeln möglich, aber auch Angelversuche), sowie der Schlag Brixelkrog bis Nynäshamn (100 sm reines Segelvergnügen), sonst eher beschauliches Segeln gemischt mit Motorpassagen mit Etmalen zwischen 55 sm und 10 sm. Die Mittsommernacht in Nynäsham war ebenso ein Highlight wie das freie Ankern oder vor Heckanker direkt mit dem Bug an einer Schäre anzulegen. Gleichwohl auch der Besuch des Artipelag Museums mit seinen vielfältigen Objekten auch nahe des zugehörigen Yachtanlegers, oder die enge und flache, aber stark durchströmte Passage Baggensstäket.
Abgerundet wurde dieser erste Teil des Törns mit dem Anlegen im Zentrum von Stockholm im online reservierten Platz im Wasahamnen. Den Wasahamnen mussten wir leider nach einer Nacht wegen des „Round Gotland Race“ verlassen und haben unseren ebenfalls über „Dockspot.com“ reservierten Platz im sehr schönen und an die Straßenbahn #7 angebundenen privaten Navishamnen direkt neben dem Waldemarsudde angelaufen. Dieses Verholen nutzten wir für eine ausgiebige „Stadtrundfahrt“ mit unsrem Schiff, jeweils bis uns Brücken die Weiterfahrt verwehrten.
Die ganze erste Hälfte des Törns hatten wir überwiegend leichte bis mittlere Winde bei täglich nahezu lückenlos blauem Himmel – perfekt! Hier im Navishamnen fand der Crewwechsel mit kleiner Grillparty der Doppelcrew am Hafengrill statt. Zwei Nächte verbrachten wir zu acht an Bord und machten Ausflüge in verschiedene Bereiche der Stadt und nutzen auch eine lange Hop-on-hop-off Bustour.
Die zweiten 14 Tage: Neue Crew, neues Wetter, neue Routenplanung. 200 Schiffe sind zur Regatta aufgebrochen, die wollten wir nicht zusammen mit den großen Kreuzfahrtschiffen in der NE-Route aufmischen. Die Route unserer Hinfahrt durch Skurunsundet bis insbesondere Baggensstäket, bei dem wir in den engen und flachen Passagen Strom von achtern hätten, wollten wir meiden. So sollte es jetzt zunächst WSW aus Stockholm heraus durch den Südzipfel der Maelaren und dann die Södertalje nach Süden werden. Die 35 sm nach Skansholmen konnte nur recht wenig gesegelt werden; die neue Crew lernte zunächst Schiff und Bordleben kennen. Entspannt war die Fahrt durch Stockholm mit vielen Brücken und der Hammarbyslussen. Spannend dagegen war, wie es klappen wird, in der ziemlich maroden, wegen Reparatur- und Umbaumaßnahmen nur maximal alle zwei Stunden für Yachten öffnenden Södertälje Schleuse, die um 18:00 Uhr eine Pause einlegte.
Am Tagesziel Skansholmen musste am Folgetag zunächst getankt werden, bevor es auf die nächsten 45 sm nach Oxelösund ging. Da wegen der neuen Route die Stockholmer Schären außer Reichweite lagen, sollte die neue Crew die Schären nördlich des Kalmarsundes zu schätzen lernen.
Der bisweilen etwas frische SW-Wind, der auch immer wieder versuchte, durch Regen die oft geschlossene Wolkendecke loszuwerden, machte es uns nicht leicht im Wirrwar der vielen Überwasser- und beliebig vielen Unterwasser-Schären gut segel- oder kreuzbare Passagen zu finden. Entsprechend kurz waren die Etmale nach Arkösund, Fangö und Torrö.
Dann endlich wieder ein schneller Segeltag mit 65 sm nach Sandvik auf Öland mit kleinem „Rennen“ bis zum Ziel. Kurze Flautenetappe via Kalmar, dann wieder unter Segeln nach Kristianopel. Jetzt noch zwei größere Schläge: erst knapp 70 sm zu den Erbseninseln (Christiansö) und von da gut 80 sm nach Sassnitz. In diesem Seegebiet herrschte reges Treiben durch die auf Reede liegenden LNG-Tanker, die gemäß VHF-Revierzentralen Sassnitz– bzw. Wolgast-Traffic sowie angekündigt in den Nachrichten für Seefahrer großräumig zu passieren waren, aber auch durch die Marineübungen der Nato-Verbände, die ein großes Gebiet mit Befahrenverbot aufgespannt hatten (interessanterweise mit Verwechslungen von „East“ und „West“ in den 15-minütigen wiederholten Meldungen über Funk). Der vorletzte Tag auf dem Weg nach Gager auf Rügen ließ uns noch einmal richtig spüren, wozu man gutes Ölzeug braucht. Dann die abschließende kurze Heimfahrt nach Greifswald.
Technisch, nautisch und crewmäßig lief alles perfekt. Das gut 20 Jahre alte Schiff zeigte sich von seiner besten Seite (wenn man von den von der Crew fachmännisch beseitigten Problemen mit dem Kühlschrankthermostat und den undichten Stellen der Leitungen des Warmwasserboiler absieht)! Das Wetter hätte sich etwas besser auf den ganzen Törn verteilen sollen, aber so ist das nun mal bei unserem Wassersport …
Ekkes S.-K.