Fahrtensegeln 2024

Rund 800 Mitglieder, jährlich regelmäßig über 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, mehr als 20 Trainingstörnangebote und weitere Ideen für 2024 und die Folgejahre. So etwas bringen sicherlich nicht viele Segelvereine zustande.

Fahrtensegeltörns als Trainings für Vereinsmitglieder in unterschiedlichen Revieren sind im SHM seit vielen Jahren Tradition. Selbst in Corona-Zeiten wurden sie vereinzelt in sehr vorsichtiger und abgespeckter Form durchgeführt, dann aber privat organisiert. Der Zuspruch erhöht sich kontinuierlich, die Auswahl an Ausbildungsfahrten war wohl noch nie größer als in der kommenden Saison.

Ostsee-Flottillentörn“ 2023

Die Rahmenplanung für die kommenden Törns ist im wesentlichen abgeschlossen, und Ende Oktober waren die Törninteressierten zur Vorstellung der Törnplanung ins Clubhaus eingeladen. Jeder Tön wurde dort kurz vorgestellt, gewürzt mit einigen Appetit-machenden Fotos, Fragen gab es zahlreich, die Anmelde- und Interessentenlisten wurden schnell gefüllt und sowohl langjährige Vereinsmitglieder und Fahrtensegler*innen als auch Vereins- und Fahrtensegelneulinge zeigten starkes Interesse an den verschiedene Törnangeboten.

2024 finden sich neben den bekannten Größen wie dem „Training Mittelmeer-Flottillentörn“ oder der „Segelfreizeit Polyvalken“ einige Neuheiten im Programm wie dem „Training Nordsee-Tidentörn“ oder zeitweise ausgesetzte Spezialveranstaltungen wie dem „Training Distanztörn“, der – meist in der Ostsee – lange Segelstrecken mit Nachtfahrten im Fokus hat.

„Hafenmanöver“ in Lemmer 2023

Auch ein spezielles Programm für Eltern mit Kindern wird in den NRW-Sommerferien angeboten. Ähnliches gilt z.B. für die bekannten „Hafenmanöver“ in Lemmer/NL, die nächstes Jahr sogar an zwei Terminen und mit jeweils zwei unterschiedlichen Längen stattfinden werden.

Das „Training Mittelmeer-Flottillentörn“ wird anders als bisher 2024 ohne Crewwechsel über zwei Wochen durchgeführt, um auch Ziele anfahren zu können, die sich in einer Woche nicht erreichen lassen. Der Wunsch hiernach bestand bereits länger und konnte in der 2024er Planung gut berücksichtigt werden, weil die NRW-Herbstferien erst anfangen, wenn im Mittelmeer die attraktiven Ziele, Häfen und Marinas bereits mehrheitlich auf „Winterbetrieb“ umgestellt haben und nicht oder kaum noch verfügbar sind. Aus der Not eine Tugend machen, nennt man das wohl.

„Polyvalken-Segelfreizeit“ in Friesland 2022

Wir sind gespannt, ob die Törnteilnehmerzahl erneut gesteigert werden kann und freuen uns auf abwechslungs- und lehrreiche Segelzeiten im nächsten Jahr.

Text: Hans-Christoph T.
Fotos: Besatzungsmitglieder von SHM-Törns

Hansa Flottille 2023 Vulkaninseln (2 Berichte)

Aufgezeichneter Track der „Hedoné“

Manche/r wird sich gewundert haben, dass es hier im Web noch keine Rückmeldung zum Mittelmeer-Flottillentörn 2023 gab – hat er überhaupt stattgefunden?
Ja natürlich! Einiges war bezüglich der Organisation komplexer als die Jahre zuvor. Stichworte dazu: Fünf Yachten von drei Vercharterern mit vier zumindest Teil-Crewwechseln sowie eine weitere Yacht vom gleichen Ausgangshafen (Porto Rosa), allerdings eine Woche später startend, jeweils zwei Wochen unterwegs. Dabei der Crewechsel in zwei verschiedenen Häfen.
Es wurde alles gut gemeistert und es war eine erlebnisreiche Zeit:

„Endlich an Bord“ war für Crewteile einstimmige Meinung, als sie auf zwei ersten Yachten der Hansa-Flottille (zwei von von 5 + 1 Yachten) in Porto Rosa im Norden Siziliens an Bord gingen. Der zugehörige Skipper einer der beiden Yachten war noch wie die restlichen 23 Segler*innen unterwegs von Catania zum Ausgangshafen.

Zwei abwechslungsreiche Wochen folgen, diverse unterschiedlich große – ich nenne es mal – Unschönheiten gepaart mit sehr vielen großartigen Erlebnissen. Insbesondere für die Seglerinnen und Segler, die die ganzen 14 Tage an Bord verbringen konnten.

Die Schwerpunkte wurden teils durch äußere Umstände, teils durch Yachtcrew-spezifische Vorlieben etwas unterschiedlich gesetzt, wenn es etwa um die Aufenthaltsdauer vor den Inseln Lipari, Panarea, Salina, Vulcano und dem Highlight Stromboli ging. Im Bild oben die gefahrene Route der „Hedoné“, links der Stromboli am Morgen des 4.10. von Bord aufgenommen.

Ausführliche Berichte über den Törn werden im nächsten gedruckten Hanseaten erscheinen.

Ekkes

Blau-weiß-rot: Neue Farbkombi im Mittelmeer 2023

Blaues Wasser und blauer Himmel, weiße Wolken und ebensolche Segel, dazu grünes Land. Solche Farbkombinationen hatten wir schon öfter auf den SHM-Törns. Aber rot? Nun ja, dieses Jahr ging es mit dem Mittelmeer-Flottillentörn nach Italien, genauer gesagt nach Sizilien, noch genauer gesagt in Richtung Liparische Inseln und um sie herum. Was daran besonders ist? Es handelt sich um eine nördlich von Sizilien gelegene Inselgruppe vulkanischen Ursprungs, deren bekanntester und regelmäßig aktiver Feuerberg der Stromboli ist. Seine Rauchwolke war tagsüber häufig sichtbar und seine rotglühenden Eruptionen und Lavaströme in der Dunkelheit der Nächte von nah und fern beeindruckend – wenn nicht gerade Wolken die obere Hälfte des Kegelberges einhüllten.

Um die Monatswende September/Oktober platziert, gab es mediterrane Wasser- und Lufttemperaturen, die wärmende Kleidung meist überflüssig machten, viel Sonne, einige Wolken, gelegentlich ein heftiges Gewitter und ab und zu guten Segelwind, davon aber leider etwas wenig.

Die Landschaft der Inseln und ihre pittoresken Städtchen laden zu Landbesuchen und -ausflügen ein, Vulkane gibt es nicht überall, die Meeresenge Straße von Messina ist eine Herausforderung für Segler*innen, die ihr mit Respekt begegnen, und im Hintergrund – im Dunst, aber nicht unerreichbar – ist das italienische Festland, Kalabrien, zu erahnen. Ortsnamen wie Taormina und Tropea lassen Landeskenner*innen schwärmen.

Der Törn war in vielerlei Hinsicht lehrreich, abwechselungsreich und, egal ob eine oder zwei Wochen, kurzweilig und ist eine Wiederholung wert. Und kulinarisch braucht sich der südeuropäische Staat bekanntermaßen ja sowieso nicht hinter dem dafür bekannten Frankreich zu verstecken.

Mehr erfahren geneigte Leser*innen über diesen Flottillentörn im gedruckten „Hanseaten“ in einem ausführlichen Bericht, der Anfang des nächsten Jahres mit der Einladung zur Jahreshauptversammlung verschickt werden soll.

Text: Hans-Christoph T.
Fotos: Törnmitseglerinnnen und -mitsegler

Bestanden haben 2023 …

Wie, bestanden? Wo bestanden und was überhaupt? Ach so, es geht um Segelscheine und -prüfungen beim SHM.

Schon am 9.9.2023 fanden auf „unserem“ Aaseeteil die praktischen Prüfungen zum Segelteil des SBF-Binnen statt. Einige Aspirant*innen haben ihre Prüfung auch nach diesem Datum abgelegt. Der SHM gratuliert zur bestandenen Prüfung:

  • Bernadette Branse-Kropp
  • Max Beckervordersandfort
  • Jens Beckmann
  • Clara Müller
  • Konstantin Seidel
  • André de Vries
  • Annamaria Deak
  • Frauke Engelhardt
  • Alexander Vogel
  • Carl Feldmann
  • Monika Helbig
  • Oliver Koen
  • Niklas Köster
  • Fabian Kubis
  • Stefan Kleine
  • Raphael Schnocks
  • Hannah Schrief
  • Christoph Unger
  • Emil Vorwerk
  • Maurice Köbbing

Zum Erfolg beigetragen haben neben den Theorieausbilder*innen auch die Praxistrainer*innen Reinhard Baum, Christian Baumgart, Henry Fock, Olaf Holler, Richard Höpper, André Kemler, Kerstin Köster, Thomas Köster, Julia Lingens, Rupert Osterhaus, Leo Schürmann, Maik Senger, Hans-Christoph Tielbaar, Petra Unterbrink und Klaus Veelker. Auch ihnen allen gebührt Dank für das Engagement.

Nur wenig später, am 14.9.2023 nämlich, ging es für mehrere Mitglieder um die SKS-Praxisprüfung. Der SKS ist die formale Voraussetzung, um eine Segelyacht anmieten zu können. Dazu hatte Prasixausbilder Walter Dorgarten bereits ab dem 11.9.2023 zum SKS-Ausbildungstörn eingeladen, wie auch dem Hansa-Kalender zu entnehmen war. Also sollte dieses Jahr das IJsselmeer mit angrenzendem Wattenmeer für einige Tage unsicher gemacht werden, hieß es. Und die Theorieausbilder*innen haben natürlich auch Ihren Anteil an dem Gesamtpaket gehabt. Vielen Dank auch an Euch!

Im Vorfeld zum SKS-Ausbildungstörn hatte ich einige SKS-Aspirant*innen auf dem Ostseetörn und dem IJsselmeer-Wochenende kennengelernt. Und ihre speziellen Fragen und Wünsche am Rande mitbekommen, aber eben nur „am Rande“.

So kam es, dass im Chatforum unseres Ostseebootes kurz nach dem (bei mir schon in Vergessenheit geratenen) Prüfungstermin die Frage einer Mitseglerin an Trainer Walter auftauchte, ob es stimmen würde, dass alle Prüflinge bestanden hätten. Darauf entspann sich folgender Chatverlauf: „Ja, sichi haben alle bestanden, habe ihnen die Patentwende und die Q-Halse dermaßen eingetrichtert, dass die Prüfer nur so begeistert waren (diverse Smileys)“. Diese Meldung wurde von einem Ostseetörn-Mitsegler dann (wahrscheinlich berechtigt) so kommentiert: „Das kann ich mir vorstellen. Die müssen jetzt bestimmt erst wieder einmal geradeaus Segeln lernen … (auch ein Smiley)“.

Wir gratulieren:

  • Richard Höpper
  • Barbara Tietz
  • Georg Romer
  • Roman Birkenstein

Und wie ein frisch gebackener SKS-Scheininhaber aussieht? Na, schaut hin.

Übrigens werden auch in diesem Winter wieder Theoriekurse für die verschiedenen Scheine vom SHM für MItglieder angeboten. Die fangen Anfang November an. Mehr erfahrt Ihr hier: https://www.segelclub-hansa.de/ausbildung/ und auf den Seiten zu den einzelnen Scheinen. Für die schnelle Information haben wir Flyer (Übersicht und zu den verschiedenen Scheinen) zum Download vorbereitet. Wir freuen uns auf Eure Fragen und zahlreichen Anmeldungen bei Günni Terwey (ausbildung@segelclub-hansa.de).

Text: Hans-Christoph T.
Fotos: Prüflinge, Trainer*innen, Ausbilder*innen

Skipper of the Day 2023

„Wenn ich ein Tretboot leihe, bin ich doch Skipper!?“ Also, was soll die Frage?

Natürlich, eine/r ist immer an Bord verantwortlich, siehe auch Wikipedia. Aber darum geht es nicht, sondern für Crewmitglieder einen Tag die Verantwortung für eine Segelyacht mit Crew zu übernehmen, um ein Gefühl zu bekommen, was Skipper-sein bedeutet. Welche Aufgaben dazu gehören, was Skipper of the Day kann und weiß (oder noch nicht). Und dann kommt noch das bekannte Unbekannte hinzu, die seglerischen bzw. seefahrerischen Überraschungen, mit denen auch Skipper of the Day rechnen muss.

Als ich 2022 einen Dickschifftörn machte, hörte ich auf dem Partnerboot, dass Skipper Stefan Interessierten so etwas nicht zum ersten Mal anbot. Nachdem mich seine Crewmitglieder schlau gemacht hatten, war mein Interesse geweckt. Auf unserem Boot ergriff ich flugs, mit Einverständnis von Skipper Walter, die Gelegenheit und habe (zum ersten Mal) etwas in’s Logbuch geschrieben, mich wieder etwas in Seekarten-Lesen und Kurs- bzw. Position-Bestimmen eingefuchst. Die Binnenscheinprüfung war einige Jahre her und die Halbwertzeit des Wissens… weiter äußere ich mich nicht. Am Ende der Reise fragte ich Walter, ob er das auch für Noch-Nicht-Skipper machen könne anlässlich einer nächsten Segelreise.

In diesem Jahr ergab sich die Gelegenheit auf dem Törn von Greifswald nach Bornholm. Ich hatte mir überlegt, welche Kenntnisse ausbaufähig sind, was ich mir verspreche, was mir wichtig ist. Walter hatte für uns zusammengestellt, was zum Skipper-sein dazu gehört. Das war ziemlich viel und sehr aufschlussreich, beschrieb die Liste nicht nur den nautischen Aufgabenteil, sondern auch den bootsmännischen – also alles, was für Verantwortliche dazugehört, bevor es am Morgen losgeht, während der Tagesstrecke und im Zielhafen.

Kurzum, die lange Strecke quer über das baltische Meer stand bevor und Stichwort „bevor“, bevor ich mich versah, hatte ich eine neue Großaufgabe, die ich sicherheitshalber mit Crewmitglied Martin gemeinsam bewältigen wollte; außerdem hat er einen Funkschein.

Die To-Do-Liste war lang, der Abend nach dem Essen kurz, die Müdigkeit groß und 70 sm lautete der Plan für den Folgetag. Also „frisch“ ans Werk mit den Vorbereitungen für diese Themen:

– Wie komme ich aus dem Hafen Sassnitz heraus?
– Wo muss ich danach hin?
– Was erwartet uns nach Seekarte auf der Strecke?
– Welches Wetter ist angekündigt?
– Wie sieht der Zielhafen Rønne aus?
– Wann müssen wir los, um nicht zu spät anzukommen?

Gott sei Dank war die Etappe nautisch recht einfach. Die Vor-Abstimmung mit Walter ergab kaum neue Erkenntnisse. Uff.

Am Morgen hieß es, frühzeitig aus der Koje kommen, Ablegesituation und erste Kurse rekapitulieren, Ablegemanöver planen, Wetterberichte einholen, Situation an Oberdeck begutachten, Funke an, Etappenerläuterung für die Crew, Ablegemanöverbesprechung und Aufgabenverteilung vor dem Ableger sowie währenddessen. Ist viel Zeug, aber die Crew bestand aus erfahrenen Seebär*innen, die vieles im Griff hatten.

Kurz gesagt, es klappte: wir kamen ohne Komplikationen los, und dank wenig Wind, ruhiger See und angenehmen Temperaturen genossen wir – an Steuerbord die aufgehende Sonne, an Backbord die Kreidefelsen der Insel Rügen – unser Frühstück an Deck, sogar Martin und ich. Etwas überraschend konnten wir später ein Verkehrstrennungsgebiet ohne Querverkehr geradlinig queren; das war das Einzige, was mir aufgrund der Vorjahreserfahrung südlich Lolland Sorgen bereitet hatte (man wundert sich, wie die Schiffsriesen gar nicht aufhören größer zu werden, näher zu kommen, und wir sie vielleicht doch vor uns passieren lassen oder besser hinter uns, mit oder ohne unsere Kursänderung …). Naja, selbst langsame Pötte sind doppelt so schnell wie wir, viele fahren die drei- bis vierfache und manche gar die siebenfache Geschwindigkeit (Wo kommt der denn her? Der war doch eben noch gar nicht zu sehen!).

Nach vielen, teils abwechselungsarmen Stunden kam Rønne in Sicht. Unter Deck und am Kartenplotter die Hafensituation erneut checken, wann erreichen und verlassen welche Fähren mit welchen Kursen den Zielhafen, Hafenbecken und Liegeplatz auswählen, Anlegemanöver planen und vorbereiten, Leinen fest, Boot hafenfertig machen, Hafenmeister und Sanitärgebäude besuchen, Logbucheinträge abschließen, Seekarte ausradieren, Nachbesprechung (gute Infopolitik, manchmal zu schnell im Hafen, Gastlandflagge vergessen). High five, Anlegerbier, abschalten, Abendessen, schlafen.

Das hat echt Laune gemacht, viel gebracht, war weniger anstrengend und herausfordernd als gedacht und gern noch mal.

Auf der Rückfahrt gab es bald ordentlich Wind, und wir konnten richtig gut segeln. Unser Gennaker kam zum Einsatz und direkt nach dem Setzen durfte ich, Sassnitz Steuerbord querab, das bekannte Unbekannte erleben. Wir hatten zwischen 13 und 14 Knoten raumen Wind, Ballonsegel und Groß gesetzt, als aus heiterem Himmel eine Bö mit 19 Knoten heranbrauste. Die Krängung nahm stark zu, unsere Yacht luvte schlagartig an, und trotz mehr und mehr Gegenruder dauerte es einige, gefühlt viel zu lange, Sekunden, bis das halb aus dem Wasser ragende Ruder in einer größeren Welle wieder griff und das Boot gerade rechtzeitig in die gewünschte Richtung fuhr (Ich hatte einen Moment wirklich Zweifel, ob ich das Ruder zur richtigen Seite drehte). Nochmals uff! Wenn das schief gegangen wäre, hätten wir einen sog. „Sonnenschuss“ erlebt. Kurz darauf noch einmal, auch gut gegangen, diesmal mit einem anderen Rudergänger. Darauf hin holten wir das Groß ein und konnten dadurch entspannter mit immer noch 7 kn durch die 1,5 m hohen Wellen rauschen.

Fazit: jederzeit wieder Skipper of the Day, am besten ohne Beinahe-Sonnenschuss oder andere Erlebnisse der dritten Art. So schwierig ist das nicht, halt eine Menge auf einmal, davon vieles Neue. Tipp: zu zweit macht der Skipper of the Day mehr Spaß, weil man seine Überlegungen teilen und besprechen kann. Nebenbei entdeckt man seine eigenen Holzwege und kann interessierte Crewmitglieder an Gedanken und Gefühlen teilhaben lassen.

Eines bleibt natürlich: Der „richtige“ Skipper ist immer dabei, greift bei Bedarf ein, und die Verantwortung für Crew und Boot bleibt erheblich. Ob ich jemals Skipper sein werde, steht in den Sternen, da mir u.a. die nötigen formalen Scheine (noch) fehlen. Wie sagte Herr Beckenbauer? „Schaun mer mal.“

Text: Hans-Christoph T.
Fotos: Crew der „Becks“

Ostseetörn 2023

Die Wetternachrichten reden von einem Gewittercluster über Süddeutschland. Ob wir davon etwas im Bereich der Ostsee abbekommen? Während des Törns sahen wir am Handy Bilder von überfluteten Flugplatzvorfeldern und U-Bahnen in Frankfurt. Doch nein, wir konnten nur ein paar Tropfen zählen, ansonsten bescherte uns das Wetter auf dem Törn eitel Sonnenschein mit blauem Himmel, leider zu oft auch keinen Wind. Die Ostsee hat ihr eigenes Wetter.

Der Freitag diente – wie so oft – zur Anreise, diesmal ging es von Münster nach Greifswald an die Ryck. Dort lagen unsere Charteryachten im Hafen und warteten auf die Besatzungen. Nach ca. 6 Stunden Autobahn und oftmals Stau kamen alle glücklich an und hofften, die Yachten zügig übernehmen zu können, aber zunächst knurrte der Magen. Also: Essen in der Gaststätte mit „gesalzenen“ Preisen; weniger macht auch satt.

Dann ab ca. 22:00 Uhr ging es los: Die Yachten „BECKS“, „FREIHET“ und die „NATURE“ waren gesäubert, und wir konnten unseren Proviant und die sonstigen schönen, auch flüssigen Dinge bunkern. Als dann noch unser privates Gepäck des Seglerlebens auf der „FREIHET“ verstaut war, waren wir glücklich, zufrieden und müde.

Am Samstag sind wir ausgelaufen und zunächst von Greifswald nach Sassnitz gesegelt. Ja, was kann schöner sein, als bei ruhiger See im Angesicht der Rügener Kreidefelsen in Ruhe im Cockpit zu frühstücken. Das könnte ewig so weiter gehen, aber dafür waren wir ja nicht unterwegs. Wir wollten trainieren und etwas lernen, und so gab es öfters kleine Einlagen wie zum Beispiel BÜB = Boje über Bord; diverse Wenden und Halsen komplettierten das Programm.

In Sassnitz angekommen, meinte die dortige Wasserschutzpolizei, man könne ja mal das arme Crewmitglied stören, das da kartoffelschälend an Deck saß. Sehr höflich, aber auch sehr bestimmt wurde uns mitgeteilt, dass die Wasserschutzpolizei prüfen möchte, ob die Vercharterer ihren Job, insbesondere im Hinblick auf die Sicherheit, gut gemacht hatten. So ging es fast 45 Minuten durch alle Höhen und Tiefen der Dokumentationen, bis zum Schluss das Thema Automatikwesten kam. Der Vercharterer muss alle Westen betriebsfertig übergeben, diese sind aber nur betriebsfertig, wenn die Patronen eingesetzt sind. Das war aber bei drei Westen nicht der Fall; wir waren ja auch nur 6 Personen, und die hatten alle private oder Charterwesten mit eingesetzter Patrone. Der Vercharterer bekommt wohl einen Liebesbrief, ansonsten war alles ok, und die Kartoffeln wurden danach zu Ende geschält.

Nach einer schönen Nacht setzten wir am Sonntag zum ersten großen Sprung nach Bornholm an; Zielpunkt war die Marina Rønne. Ausgedehnte „offshore Windparkprojekte“ wie Baltic Eagle, Arkona und Wikinger etc. etc. lagen auf unserem Kurs, also immer am Rand entlang erreichten wir nach vielen Stunden den Hafen von Rønne. Die Sonne schien den ganzen Tag, und erste Anzeichen von Sonnenbrand machten sich breit.

Am Montag hieß dann das Ziel Nexø. Im Hafen von Nexø hat unser Skipper Stefan Meyer mit der gesamten Crew ein Hafentraining durchgeführt; das hat wirklich etwas gebracht.

Dienstag sind wir nach Christiansø, zu den Erbseninseln zum Erbsenzählen gesegelt. Erbsen zählen? Aber nein, Christiansø entpuppte sich als ein idyllischer Ort, der auch entsprechend Zulauf bei den Seglern hatte. Liegeplätze im Viererpack scheinen dort normal zu sein. Nach einer kleinen Erkundung der Insel Christiansø fuhren wir weiter zum Hafen von Gudhjem auf Bornholm. Dort hatten wir keinen Landstrom, dafür aber sehr leckeres Eis, was durchaus Zuspruch fand.

Am Mittwoch erreichten wir unser letztes Ziel beim Törn rund um Bornholm: den Hafen von Hasle. Nach einer gemütlichen Runde an Deck wurde verkündet, das wir am nächsten Morgen ohne Frühstück um 05:00 Uhr auslaufen wollen, da wir am Donnerstag die längste Tour vor uns hatten. Schnell verbreiteten sich gewisse Schlaftöne an Bord und jeder versuchte, für den kommenden langen Tag gewappnet zu sein.

Am anderen Morgen polterte es schon weit vor 5 Uhr – schnell noch duschen und die Toilette erledigen – bevor es losging. Der Ordnungsruf des Skippers Stefan katapultierte auch die letzten beiden Duschkönige aus dem Häuschen, und ab ging es in die aufgehende Sonne hinein. Irgendwie hat uns der Wind immer gemieden, jedenfalls mussten wir ca. ¾ der Strecke unter Motor fahren, dies gepaart mit einem seitlichen heftigen Geschaukel, das für den einen oder anderen recht anstrengend wurde.

Bornholm verschwand am Horizont, die Sonne knallte von oben, der Motor lief und lief, und die Windparks kamen wieder in Sicht – alles imposant zu sehen. Und dann grüßte uns Rügen aus der Ferne, wir näherten uns langsam dem Festland. Der Hafen von Gager sollte unsere letzte Station sein. Bei der Anfahrt auf den Hafen meinte der Wind plötzlich, alles zeigen zu müssen, was er kann. In der Spitze erreichten wir 7,2 Knoten – geht doch.

Am nächsten Morgen war die Rückreise nach Greifswald angezeigt. Auf der Fahrt dahin flog noch so manche Boje über Bord, und sogar eine MÜB-Übung kam dazu. Dazu verlor ein Segelkamerad seine Mütze und diese schwamm dann rot leuchtend in der Ostsee. All hands on Deck – jetzt galt es, die Mütze wieder zu erreichen, bevor sie endgültig unterging. Hat aber alles funktioniert, und die Mütze war sauberer als vorher.

Wir hatten bis zur Brückenöffnungszeit genug Zeit eingeplant, um noch ca. 3 Stunden Hafenmanöver absolvieren zu können und ohne Stau an der Seetankstelle Kraftstoff zu bunkern. Jetzt wurde es wieder hektisch, aber das kennt man ja schon: Ausladen des Proviants und des Gepäcks, staunende Gesichter über die Menge der leeren Bierdosen („waren wir das????“). Und zu guter Letzt machte das sorgfältig ausgefüllte Logbuch der „NATURE“ vom Tisch am Oberdeck die Flatter in das kühlende Nass. Panik und Hektik wurden durch den beherzten Sprung eines mutigen Segelkameraden beendet, und das wichtige Dokument bekam wieder Luft und Sonne. Aber wie bekamen wir nun den Segelkameraden wieder aus dem Wasser? Eine kleine, aber feine Strickleiter verhalf ihm wieder an Bord. Einige waren etwas neidisch, denn es war wohl eine nette feine kleine Abkühlung, und so manch anderer wünschte sich diese wohl auch.

Was gab es sonst noch? Highlight für uns alle war sicherlich die leider zu kurze Segelstrecke mit dem Gennaker. Alle konnten ihr Wissen auffrischen, so wechselten sich Segel- und Trimmmanöver und Hafenübungen mit Leinenarbeit ab. Unser Skipper hat sogar jeden Tag ein Crewmitglied als Wachführer eingesetzt, zum Üben der Schiffsführung mit Skipper-Aufgaben, Kursbestimmung und Navigation etc. Unsere 301 nautischen Meilen mit oftmals zu wenig Wind haben uns trotzdem den Alltag vergessen lassen; bei den Temperaturen machte die „dänische Südsee“ wieder ihrem Namen alle Ehre.

Voller schöner Erinnerungen und für mich persönlich mit der Gewissheit, neue (Segel-)Freunde/ Kameraden gefunden zu haben, machten wir uns wieder auf den Heimweg. Gute 6 Stunden später waren die meisten wieder zu Hause, der Boden unter den Füßen bewegte sich noch manchmal, aber das geht vorbei.

So endete der Ostseetörn 2023; aber bekanntlich ist nach dem Törn wieder vor dem Törn.

Text: Alfred Mevenkamp
Fotos: Segelbesatzungen

Von Hamburg nach Riga 2023

Zum Schluss lagen 940 sm hinter der Crew der RUBIN. Wenn man die Hoheitsgebiete einiger Länder mitrechnet, haben wir in 16 Tagen insgesamt sieben Länder besucht.

Leider spiegelte sich die aktuelle geopolitische Situation auch in der Ostsee wider. Militärische Schiffsbewegungen und gesperrte Manövergebiete zwangen uns zu manchem Ausweichmanöver.

Drei spannende und ereignisreiche Nachtfahrten entlang der polnischen Küste rundeten das Seglerprogramm perfekt ab. Sichtlich zufrieden und stolz lieferte die Crew die Yacht pünktlich, sauber und im ordentlichen Zustand im lettischen Riga ab, wo die Yacht von einer Nachfolgecrew übernommen wurde.

Ein ausführlicher Bericht folgt in der gedruckten Version des Hanseaten.

Thomas K.

Super Crew, super Skipper, super Wetter 2023

So einfach könnte man unser Hafenmanöver Training in Lemmer/NL am Osterwochenende zusammenfassen.

Geplant war der Workshop zwei Wochen früher, doch eine Sturmwarnung machte den Organisatoren einen Strich durch die Rechnung. Der Vercharterer Enjoy Sailing ließ kurzfristig eine Umbuchung aller sieben Boote (hauptsächlich Bavaria 37er) zu, und so wurden jetzt aus einem gemeinsamen Wochenende der 35 Teilnehmer vier individuelle neue Termine mit neuer Crewverteilung. Hier gilt vor allem Beate T. als Hauptorganisatorin und den Skippern ein großer Dank, die innerhalb von ein paar Tagen neue Termine aushandelten und die Boote und Crews neu zusammenstellten.

Zu den Vorbereitungen gehörten aber auch zwei Themenabende im Vereinshaus und ein kleiner Leinenworkshop in der Bootshalle. Konzipiert ist das Hafenmanövertraining eigentlich für SKS-Anwärter*innen oder -Absolvent*innen und angehende Hansa-Skipper*innen, um zum Start der Segelsaison das An- und Ablegen einer tonnenschweren Segelyacht unter Aufsicht eines erfahrenen Skippers zu üben und zu verfeinern.

Die Anreise meiner Crew im eigenen PKW am Karfreitag ging reibungslos vonstatten. Auch die Übernahme des Bootes gegen 17 Uhr war problemlos. Nach einer Sicherheitseinweisung durch unseren Skipper Ekkes konnten wir uns noch vor dem Abendbrot mit der NINA, einer noch durchaus gepflegten 16 Jahre alten Bavaria 37, mit dem Hafenbecken rund um Enjoy Sailing vertraut machen. Der Abend klang mit selbstgemachten Gulasch und wohltemperierten Getränken (unterstützt durch einen Heizlüfter) aus.

Am Samstag nach dem Frühstück und der Theoriebesprechung ging es endlich richtig zur Sache: alle „Pflichtübungen“ wurden abwechselnd durchexerziert; An- und Ablegen in allen Varianten in Boxen als auch seitlich am Steg mit unterschiedlichen Springleinen – etwas Wind und Sonne hatten wir auch. Anschließend ging es noch durch die Schleuse und kurz raus aufs IJsselmeer unter Segeln. Einfach nur schön.

Sonntag kam dann die Kür. Jeder durfte sich was wünschen. Und so übten wir das An- und Ablegen am Fingersteg und noch vieles mehr. Der krönende Abschluss war aber unsere Fahrt nach Lemmer hinein. Adrenalin pur für mich am Ruder unser altes Dickschiffes an der gut besuchten Uferpromenade neben einer auf Hochglanz polierten Edelyacht auf 20 Zentimeter genau rückwärts „einzuparken“. Wir hatten zwar ausreichend gefendert, wollten aber nicht dass den genauso herausgeputzten Edelyachtbesitzern der Prosecco aus der Hand oder ihr Pudel über Bord fällt.

Auch das Ausschwenken mit der Achterspring gefolgt vom Drehen auf dem Teller im sehr engem Kanal bei der Rückfahrt zum Vercharterer lief nach der ganzen Überei wie geschmiert und sorgte für wenig Aufregung oder Aufsehen unter den Schaulustigen. Kein freies Hafenkino der Hansa Crew.

Der Tag klang mit einer Nachbesprechung in unserer Heimatbox aus, besser und schöner hätte es nicht laufen können: Boot, Crew und Skipper sind heil geblieben und alle hatten eine lehrreiche und tolle Zeit.

Fritz

Leinenarbeit: SHM-Workshop 2023

Worum geht es? Suchmaschinen liefern hauptsächlich zwei Ergebnisse:

  • Wie führe ich meinen Hund optimal?
  • Wie bekomme ich mein Boot/Schiff am besten an die sprichwörtliche Leine gelegt?

Leinenarbeit ist weitgehend uninteressant für Jollensegler*innen, dafür aber um so wichtiger für Crews von Segelbooten z.B. auf SHM-Ausbildungs- und anderen -Fahrten.

Neulinge auf Dickschiffen (keine Suchmaschine bedienen!) stehen manchmal auf verlorenem Posten, nachdem der/die für das Manöver verantwortliche Rudergänger*in/Steuermann bzw. -frau die Crew zum An- und Ablegen einteilt hat. „Du, <Name>, gehst an die Backbord-Achterleine und wirfst sie an Land, wenn ich es sage.“, könnte die Anweisung lauten. Oder, befehlsmäßig knapp: „Zieh Leine!“, bei jemandem, der/die mit den Nuancen unserer Sprache weniger vertraut ist. Kein Wunder, wenn ein fragendes Gesicht auftaucht oder das Manöver anders abläuft, als geplant.

Exkurs für Nicht-Seeleute: mit „Dickschiff“ meinen wir Segelboote, auf denen Besatzungsmitglieder nicht nur segeln, sondern z.B. auch übernachten, essen und Freizeit verbringen können, also größere Segelwasserfahrzeuge als es Jollen, die wir vom Aasee her kennen, meist sind.

Gut an der oben genannten, ersten Aufgabe: eine konkrete Person bekommt eine definierte Aufgabe zugeteilt. Schon daran können An- und Ableger scheitern. Schlecht daran: Chefe hat sich nicht vorher über die Fähigkeiten und Kenntnisse des Besatzungsmitgliedes informiert oder gefragt, ob alles klar ist.

Leinenarbeit meint den Teil der Vorbereitung von An- und Ablegemanövern auf Dickschiffen, der mit Seilen, Festmachern, Tampen, Tauen bzw. Leinen zu tun hat.

Ideal: die Rudergängerin bzw. der Rudergänger teilt die Besatzung mit genauer Aufgabenbeschreibung ein. Und das mit reichlich Vorlaufzeit vor Manöverbeginn! (Wir unterstellen, die Crew ist in der Lage, die gewünschte Tätigkeit auszuführen.) Beauftragte Person geht an die zugeteilte Position, macht die Leine klar oder holt vorher eine geeignete an die vorgesehene Stelle und verklart sie. Dann wartet das Besatzungsmitglied auf die Ansage des/der Verantwortlichen, führt die Aufgabe mit Rückmeldung durch und verbleibt bis zum Manöverende an Ort und Stelle vorbehaltlich einer Neueinteilung durch die Schiffsführerin oder den Schiffsführer.

Zur Leinenarbeit gehören beispielsweise das saubere Aufschießen von Leinen als Wurfvorbereitung oder nach Manöverende, das Werfen von Tampen meist zu Helfenden an Land oder über Poller bzw. Dalben/Pfähle. Je nach Aufgabe muss der Wurf ein- oder beidhändig geschehen. Gern vergessen: lose Enden festhalten! Auch das Belegen an Ringen, Klampen oder Pollern gehört dazu, ebenso wie das Fieren und Holen von Tampen, was ungleich dem Festmachen/Belegen ist!

Festmacherleinen müssen von außen, unter der Reling hindurch an Bord befestigt werden, sonst ziehen die zahlreichen Tonnen Bootsgewicht die Reling platt – dumm gelaufen, sieht Sch… aus und wird teuer.

Sonderthemen sind Muringleinen, wie sie im Mittelmeer anzutreffen sind, und Fender an Bord. Ach so: keine Öse am Tampen … wie geht der Palstek???

Auch die Kenntnis des seemännischen Vokabulars gehört zur Leinenarbeit: Was ist der Unterschied zwischen fieren, (dicht-)holen und belegen, und daraus ergibt sich die unterschiedliche Bedeutung der Befehle „Leine fest“ und „Leine belegen“; was heißt hissen; die Leine ist das Ganze – der Tampen eines der beiden Leinenenden. Und so weiter.

Wir sehen: Tampen werfen kann jede*r. Aber so, dass sie am Ziel ankommen, schnell und genau, ist nicht einfach. Und nach einem Fehlversuch das schnelle Einholen des im Wasser treibenden, nassen Tampens, neues Aufschießen, erneuter Wurf, als Rechtshänder*in aus Platzmangel mit Links auch noch, Gegenwind, die sich drehende Schraube dräut … Je nach Routine und Gelassenheit der Rudergängerin oder des Rudergängers kann der Blutdruck schnell steigen und auch die Gesichtsfarbe stark verändern. Da ist es manchmal sinnvoll, das Manöver abzubrechen und in Ruhe neu anzugehen; aber das entscheidet der manöververantwortliche Mensch und nicht das leinenwerfende Crewmitglied.

Leinenarbeit ist also keine Sklavenarbeit für Dummies, sondern eine verantwortungsvolle Tätigkeit zur sicheren Bedienung von Dickschiffen. Auch, damit es keine Verletzung gibt (Festmacher mit Fuß im Kinken bekommt plötzlich Zug und schwupp ist der Fuß …) und damit das Manöver planmäßig, auch in akustischer Ruhe, durchgeführt und beendet werden kann („Da ist ein Knoten vor der Klampe. DAS SEIL KLEMMT!“ Und dann kleinlaut-hektisch-ratlos: „Ich krieg‘ den Knoten nicht los….“).

Spur der Bartok beim Manövertraining
So sollte keine Leine an Bord liegen, auch wenn es sich hier „nur“ um den Kurs bei einem Boje-über-Bord-Manöver handelt

Leinenarbeit ist sehr viel Teamarbeit, bei der miteinander Reden hilft. Auf geht’s. Da kann jedes Mitglied noch etwas lernen oder auffrischen. Der nächste Workshop kommt garantiert: e-Hanseat lesen bzw. SHM-Kalender beachten.

Hans-Christoph T.

Segelsport 2023: Auch was für schmale Geldbeutel?

Segeln ist etwas für Menschen mit dicken Portemonnaies. Eine Meinung, die weit verbreitet ist. SHM-Mitglied Hans-Christoph hat den Selbstversuch unternommen und ist überrascht von dem Ergebnis.

Vorweg: ich war ein halbes Jahr auf dem Segelschulschiff Gorch Fock stationiert und wollte Jahrzehnte später wissen, ob an der „Faszination Segeln“ noch etwas dran ist, was ggf. die Begeisterung auslöst und ob Segeln für Normalverdienende bezahlbar ist.

Also habe ich mich informiert und festgestellt: Segelunterricht gibt es in Segelschulen und -vereinen. Der Standort von Segelgewässer und Ausbildungsstätte sollte nahe am Wohn- und Arbeitsort sein, denn Stunden Auto zu fahren, um eine Alltagssegelmöglichkeit zu haben, hätte mir den erhofften Segelspaß definitiv verdorben, von Umweltgesichtspunkten ganz zu schweigen.

In Münster gab es mehrere Möglichkeiten, von denen mich die des SHM ansprach: Segeln in meiner Stadt, Ausbildung im Verein und danach kostenlose Nutzung der Vereinsboote. Und der Preis? Einmalige Aufnahmegebühr, Jahresbeitrag, Prüfungsgebühr. Lässt sich alles beim SHM und dem DSV nachlesen. On top: Theorieausbildung und Praxistraining auf dem Aasee waren (und sind) für Mitglieder extrem kostengünstig. Also hieß es für mich „ran an den Wind“!

Ein Jahr später hatte ich meinen Schein, ein Segelgewässer und Boote. Was für ein ungeahnter Luxus. Mit der Jolle auf dem Aasee, abschalten nach der Arbeit, Sport, Ruhe usw., usw., usw. Mehr wollte ich gar nicht.

Einige Jahre später fand ich einen Segelpartner, mit dem ich mich im Sommerhalbjahr wöchentlich zum Segeln treffe. In den letzten Jahren sind wir einmal nicht gefahren, weil das Wasser so spiegelglatt war, dass wir uns die Augenbrauen hätten auszupfen können; aber das Bier am Hansa-Hafen war auch lecker!

Seit etwa derselben Zeit habe ich andere Jollentypen, andere Segelreviere und das Dickschiff-Segeln ausprobiert und nicht ganz überraschend Gefallen daran gefunden. Engagement im Vereinsleben führte schnell zu zahlreichen interessanten Kontakten und einem weiten Einblick in die für mich bis dahin ungeahnte Vielfalt meines Segelclubs.

Und stimmt die Meinung, Segeln sei teuer? Ich glaube, dass ein Erwachsenen-Jahresbeitrag von weniger als 200 Euro mit dem Gegenwert von 70 vereinseigenen, nutzbaren Booten aus sieben Bootsklassen das Gegenteil beweist. Kleidung? Ja, legt man sich im Laufe der Jahre zu, aber auch hier gilt: design follows function, es geht auch kostengünstig. Dickschiff-Segeln? Von Vereinsmitgliedern auf Charterbooten organisiert, Skipper*innen aus dem Verein, wenig Luxus und viel Segelspaß: eine Woche Griechenland im Herbst 2021 inkl. An- und Abflug, Transfers, Bootscharter, Versicherungen, Verpflegung usw. für gut 1000 Euro. Ich halte das für absolut bezahlbar und wirklich kostengünstig.

Die Leute im Verein sind Jedermänner und Jederfrauen, von solchen in der Ausbildung über berufstätige Handwerker*innen, Bürokräfte und Akademiker und Akademikerinnen bis hin zu Menschen im Ruhestand. Ich kann nicht erkennen, dass es Mitglieder gibt, die ihre Nase hoch hängen haben, weil sie sich das Segeln leisten (können).

Dass es auch anders geht, lässt sich in der einen oder anderen Marina oder Bucht an Nachbaryachten erleben und auf den bekannten Bootsmessen. Traumboot aussuchen, Preis erfragen und ab mit dem Rettungswagen – liegend – ins nächste Krankenhaus, zur Schockbehandlung. So ginge es mir. Aber die Messlatte hängt ja für jeden Menschen auf einem anderen Niveau.

Fazit: Segeln ist nicht teuer, kann es aber sein. Und ist Segelsport exklusiv? Schon mal gar nicht. Jedenfalls nicht im SHM.

Hans-Christoph T.

Jolle versus Dickschiff? Lanzenbruch für das Jollensegeln 2022

Dass Fahrtensegeln auf Dickschiffen glücklich macht, ist in mindestens einem Beitrag vorgetragen worden und wird von ganz vielen FahrtenseglerInnen bestätigt. Aber warum soll Jollensegeln, z.B. auf dem Aasee, nicht auch glücklich machen??

Welches sind die Vorteile des Jollensegelns, wie es mit den zahlreichen, verschiedenartigen Vereinsjollen des SHM möglich ist? Aus meiner Sicht zählt zu allererst die innenstadtnahe Lage des Aasees dazu. Und sooo klein ist der nun auch nicht. Egal, ob zu Fuß, per Leeze, Bus oder Pkw, das Stadtgewässer ist nie weit entfernt. Ob ich einen Laser, einen Zugvogel, die Polyvalken „Luna“ bzw. „Stella“ oder noch einen anderen Bootstyp ausleihe, ich kann allein segeln, wenn mir danach zumute ist, oder mit einem bzw. mehreren anderen Vereinsmitgliedern; die größeren Boote tragen bequem bis zu vier Personen. Wenn ich sportlich segeln möchte, geeigneten Wind voraussetzt, der nicht immer mitspielt, oder eher gemütliches „Alt-Herren-Segeln“ bevorzuge, gibt es für jede Interessenlage das passende Bootsangebot am SHM-Steg und genug Mitglieder, die gern mit von der Partie sind. Oder lieber ein Bierchen trinkend vom Ufer aus zuschauen.

Die Boote sind fix segelfertig, Wertsachen in Sicherheit gebracht und los geht es – binnen einer Viertel Stunde. Auch hier gilt: es gibt Tage und Tageszeiten, an denen auf dem hinteren Aaseeteil mehr los ist und solche, an denen wir allein unterwegs sind und gelegentlich von der „Solaaris“ aus unseren Tagträumen gerissen werden. Wenn ich dann Richtung Torminbrücke segelnd auf den dahinter liegenden innenstadtnäheren Teil des Sees schaue, bin ich immer wieder froh, so viel Ruhe und Ungestörtheit genießen zu dürfen: denn dort sind oft viele rotweiße Boote der Segelschule auf dem Wasser. Wenn ich natürlich Vorfahrtsregeln üben möchte, scheitert dies doch gern an fehlenden anderen Booten… Naja, man kann nicht alles haben.

Völlig frappierend finde ich immer wieder die (Fast-)Stille auf dem Wasser. Der Autoverkehr ist kaum wahrnehmbar, bestenfalls ein leichtes Hintergrundrauschen in der Nähe der Torminbrücke, noch seltener ein Rettungsfahrzeug mit Martinshorn oder ein Helikopter unterwegs vom/zum UKM. Selbst bei geringer Fahrtgeschwindigkeit kann ich ohne Anstrengung die leise, ganz unscheinbare Bugwelle meines Bootes hören. Apropos still: gelegentlich werde ich doch tatsächlich durch die Zootiere akustisch „gestört“: Töröööh! Und die zahlreichen Schwalben, Störche und anderen Vögel sind wahre Flugakrobaten, die es mir leicht machen, ihnen immer wieder gern zuzusehen.

Noch etwas spricht für das Jollensegeln: ändert sich das Wetter, bin ich in kürzester Zeit wieder am Anleger und in Sicherheit vor Langerweile bei Flaute, Wind, Gewitter, Regen oder hereinbrechender Dämmerung. Und so lohnt auch der Ein-Stunden-Mini-Törn. Und wenn der Wind mal wieder gar nicht mehr will: wieviel kurzweilige und tiefgründige Klönschnacks habe ich schon auf dem Aasee mit meinem Segelpartner oder meiner Segelpartnerin gehalten – Abschalten leicht gemacht.

Abschließend: sehr empfehlen kann ich das Jollensegeln nach Feierabend. Hier kam ich als Berufstätiger extrem schnell auf andere Gedanken und war danach erholt zu Hause angekommen, wie nach einem Kurzurlaub.

Hans-Christoph T.

Fahrtensegeln macht glücklich! Nicht nur 2022

Es ist Freitag, und ich bin eine Woche von einer weiteren Segelreise zurück. Der Reisebericht für die Webseite ist veröffentlicht, die Renonanz darauf toll, ich sitze flankiert von einer angenehmen Brise bei 29° C im Garten und hänge trotzdem noch der vergangenen Segelwoche nach. Dabei frage ich mich, warum das so ist. Und stelle fest, dass auch andere Segelveranstaltungen einen ähnlich intensiven Eindruck hinterlassen haben.

Ein Mitsegler schrieb, und ich habe seine Worte gern in meinen Bericht übernommen, dass er schon immer dafür plädiert habe, Segeln bzw. Segelurlaube auf Krankenschein zu verordnen. Als weltfremd empfinde ich den Gedanken nicht. Auch von anderen Segelreisenden habe ich gehört, dass positive Nachwirkungen über beachtliche Zeiträume andauerten.

Was verursacht also diesen bemerkenswerten Nachhall? Bei der Betrachtung setze ich voraus, dass Segler*innen vorher wissen, dass sie mit engen Raumverhältnissen an Bord klarkommen müssen, wenig Spielraum für ausgeprägte Indivudualität haben, kaum Ausweichmöglichkeiten vorhanden sind, und ja, auch „kompatibel“ sein sollten, sprich, sich einfügen können. Und natürlich: es kann auch ganz anders laufen auf Segelreisen, aber das blende ich jetzt aus.

Bei mir wirkt Segelurlaub unmittelbar: kaum an Bord, ist das sonstige Leben ausgeblendet. Geht es doch um Überlebensfragen wie: Wohin mit der ganzen Kleidung und den Monstertaschen? Ist der Kühlschrank groß genug für die empfindlichen Lebensmittel? Was ist wo an Bord und wie funktioniert das? Und nicht zuletzt, wo schlafe ich die nächsten Tage? Und mit wem als zweiter Person in der Kabine??

Sofort am ersten Bordmorgen geht es los mit 7, 8, 9. Gemeint sind die Zeiten für das Aufstehen, Frühstücken, Ablegen. Je nach Reiseplanung natürlich auch anders oder wenn die Übergabe noch bevor steht, mit einer späteren Abfahrt. Daraus resultieren so raumgreifende Überlegungen wie: ist die Bordtoilette gerade frei, lässt das Wetter eine Dusche in den Facilities an Land zu, so vorhanden, und wie schaffe ich es, in der Enge der Kabine meine Bordklamotten zu besteigen. „Wer trinkt Kaffee zum Frühstück?“, tönt es zwischendurch, man kennt sich ja noch nicht (so gut).

Wenn der erste (Eu-)Stress vorüber ist, haben Skipper, Co-Skipper und ggf. der Flottillen“admiral“ schon ernsthafte Überlegungen oder Entscheidungen getätigt zum Wo-fahren-wir-heute-hin. So geht es flottweg weiter, scheinbar plötzlich sind die Leinen los, und wir fahren mit ein paar Leuten in einer Nussschale auf dem Wasser.

Es ist wenig Zeit und Platz für Alleinsein und Stille. Eine Stunde ungestört am Mastfuß oder Bugspriet zu sitzen ist Luxus. Wenn die Besatzungsmitglieder – wie meist – zupackender Natur sind, harmonieren und gut gelaunt, stellt sich aber schnell ein scheinbar mit der Wellenbewegung synchroner Bordrhythmus ein, in dem alle ihren gelegentlich wechselnden Platz finden. Auch die Seefahrerbeine wachsen zügig und ohne weiteres Zutun.

Auf einem Segler läuft fast alles recht gemächlich ab. Eine Reisegeschwindigkeit um fünf Knoten ist normal, das Wasser ist nicht nur blau, andere Wasserfahrzeuge haben auch Ziele, Wind und Wetter bedürfen der Beobachtung, Seeluft macht hungrig, Segelmöglichkeiten wollen ausgelotet werden, Sonne bräunt oder rötet schneller als einem lieb ist, Beobachtung von Tieren, Land, Hafenein- und -ausfahrten, Fahrwasserbetonnung, schwimmenden Objekten (Fischereimarkierung, Treibgut, Vogel?) usw. fordert Aufmerksamkeit, der nicht nur Steuermann oder Skipper allein nachkommen.

Außerdem umgibt das Segelboot eine ungeahnte Lichtfülle, faszinierende Sicht bis zur Kimm und Ruhe. Nur das Wasser plätschert, der Wind macht sich akustisch in unterschiedlichen Tönen bemerkbar, gelassene Gespräche über Wichtiges und Nichtigkeiten verkürzen die Zeit. Unterbrochen wird die Entspannung durch Fragen nach Wassertiefe, Kurs oder Geschwindigkeit. Manchmal heißt es dann, kaum wahrnehmbare Aktivitäten unter und an Deck gingen voraus, Segel setzen, Segel trimmen, Segel runter und Motor an, Kursänderung. Schon wieder ist eine Viertel Stunde vorbei. Und ehe wir uns versehen, sind es nur noch drei Meilen bis zur Hafeneinfahrt. In Vorbereitung zum Anlegen und dem Danach tauchen wieder ganz neue Fragen auf.

Was ist mit dem Anlegerbier? Wer kocht heute, und wo sind die Kartoffeln verstaut? Brauchen wir wegen starken Windes zusätzliche Leinen? Wo sind Klos und Duschen („Hast du den PIN für die Tür?“), wann hat die Hafenmeisterei geöffnet, brauchen wir Landstrom (immer!) oder Frischwasser; wie sieht es mit Tanken aus? Lohnt ein Landgang bzw. ist Zeit dafür im Hellen? „Habt Ihr den tollen Strand gesehen?“ und „Schaut Euch den Sonnenuntergang an!“. Gegen halb elf kommt dann der Sandmann, eine halbe Stunde später ist meist Ruhe an Deck, gelegentliche Schnarchgeräusche ausgenommen. Und so weiter, Tag für Tag.

Ein Knüller für mich: kaum bis kein Handy-Empfang und Smartphone unter Deck, damit es nicht schwimmen lernen muss. Ich glaube, das nennt man „zeitlos“. Sogar die häuslichen und weltlichen Ereignisse und Sorgen verwischen: als uns mittags mehrere Kriegsschiffe begegnen und Militärjets akustisch aufdringlich werden, taucht die Frage auf, ob es neue Spannungen in Sachen Ukrainekrieg und umzu gäbe. Keiner weiß Näheres und schwupp ist die Frage wieder untergetaucht – wie ein Fisch oder Kormoran im Wasser. Schlauer sind wir aus temporärem Desinteresse heraus auch tags darauf nicht.

Gelassenheit macht sich breit. So ärgert zwar der dritte Versuch, beim Anlegen in die schmale Box zu kommen, im Moment, ist aber kurz darauf wieder vergessen. Andere können es ja oft auch nicht besser. Und „Hafenkino“ mit wechselnden Rollen gehört an Bord einfach zum Programm.

So dümpeln Boot und Tage vor sich hin, plötzlich und völlig unerwartet wirft der Zielhafen seinen Schatten voraus. Packen der Kleidung und der restlichen Lebensmittel, Ordnung an Bord wieder herstellen, Mängelliste vervollständigen, letzten Logbucheintrag tätigen, alle von Bord, damit Skipper und Vercharterer die Schlussübergabe machen können. Wagen packen, pinkeln, rasch-rasch. Tschüß, war toll mit euch. Dann nach Hause fahren. Das war’s.

Traumloser Tiefschlaf danach im eigenen Bett und eine bekannte Dusche am Morgen, viel mehr Platz als an Bord. Hach, das Leben zu Hause kann so schön sein! Und schneller als das Frühstück auf dem Tisch steht, geht die Routine des Alltags wieder los.

Wie schön ist es dann, einige Zeit davon ausspannen zu können und den Erinnerungen nachzuhängen. Übrigens, wo ist die Anmeldung für die nächste Segelreise?

Text: Hans-Christoph T.
Bilder: Besatzung der Yucabay 2022

Ostseetörn 2022: Segelurlaub auf Krankenschein?

Ende Juli 2022 war es so weit: das Ostsee-Flottillentraining von und nach Heiligenhafen rund Falster und Lolland startete. Elf Clubmitglieder waren auf den Booten „Neela“ und „Yucabay“ , beides Bénéteau Oceanis 38.1 Segelyachten, eine Woche unterwegs.

Um es mit den Worten eines Besatzungsmitgliedes vorweg zu nehmen: „Das war ein richtig schöner Törn. Ich bin noch ganz voll davon, und mich hat das – endlich – wieder auf andere Gedanken gebracht. … Und vielen Dank an alle für Gutmütigkeit, Hilfsbereitschaft und das unermüdliche Hervorsprudeln guter Laune!“ Vielleicht sollten unsere Krankenkassen ernsthaft überlegen, Segelurlaube auf Krankenschein zu verordnen angesichts so viel positiver Resonanz.

Garniert mit einem Foto (Wasser, geblähte Segel, Kumulanten am Himmel, Land im Hintergrund), könnte ich den Bericht nun schließen. Aber dann vermag ich meinen VÖLLIG ERNST GEMEINTEN Ländervergleich nicht darzulegen.

Verglichen werden Frankreich, Deutschland und Dänemark. Wie erwartet, sticht unser westliches Nachbarland u.a. durch Eleganz, optische Harmonie und wohlklingende Namen hervor: schön anzuschauende Segelyachten, Hingucker halt, und fließende Wörter wie „Bénéteau“ (langes und leicht nach oben gezogenes O am Ende), der Werft der gecharterten Yachten. Wie spröde klingt da doch „Bavaria“ (abgehackt, hart gesprochen, Stimme nach unten). Bei genauer Betrachtung hingegen stellt der geneigte Deutsche (m/w/d usw.) fest, dass alle Bordtüren für Menschen unter 180 cm geschaffen wurden, die Achterkabinen für zwei Personen nur in horizonaler Position geeignet sind (oh lálá) und das Umkleiden darin an die Verrenkungen der Laokoon-Gruppe erinnert. Dagegen legten die französischen Designer Wert auf große Betten, den hochgelobten Navigationstisch, eine große Vorderkabine mit Flügeltür und eine geräumige Plicht, letzte im krassen Gegensatz zur Enge der Sitzgruppe im Salon.

Unsere nordischen Nachbarn, deren Revier wir überwiegend befuhren und dort Häfen wie Gedser, Stubbeköbing, Femö, Spodsbjerg und Rödbyhavn anliefen, verstehen offensichtlich etwas anderes unter Begriffen wie „moderne Sanitäreinrichtungen“, „großzügig“ und „kräftiger Schwell der Fähren“ als unsereins. Das von uns getestete dänische Nationalgericht „Biksemad“ hingegen hat uns positiv überrascht.

Auch die Skipperkonzepte auf den Booten variierten. Auf der Yucabay war eher „in die Karten gucken lassen“ und Teilhabe an Skipper-Überlegungen angesagt. Auf der Neela hieß das Motto oft „Skipper of the Day“, will heißen, dass (fast) jeder sich einen Tag so fühlen durfte wie der wirkliche Skipper. Beide Ansätze haben etwas für sich, eine Wertung fällt mir schwer.

Völlig einig dagegen war sich die Neela-Besatzung, dass der zweite Platz bei der Ankunft im Hafen nicht erstrebenswert ist, also machte Yucabay eifrig mit beim Hase und Igel Spiel. Das Bild sagt in etwa aus: „Machen die den Anleger auch richtig? Aber bloß nicht schneller als wir!“

Das Inselhopping in der dänischen Südsee war je nach Sichtweise anstrengend oder sportlich, da sich die Meilensumme auf 213 nautische Einheiten belief. So erlebten wir Vieles unterwegs, und die Hafen(frei)zeit fiel entsprechend kürzer aus. Das Wetter war vielseitig, oft anders als noch Stunden vorher prognostiziert und des Öfteren verkehrt herum: sprich, die Windrichtung entsprach nicht den Segelwünschen, kreuzen hätte zu lange gedauert, und manchmal traf auch der Begriff Wind für die Luftbewegung nicht wirklich zu. 2,2 Knoten sind wohl eher als Hauch zu bezeichnen. Wenngleich dieses Ereignis die richtige Richtung aufwies, half auch der (nicht ganz flugs) gesetzte pinke Gennaker kaum.

Unterwegs wurden wir fleißig begleitet von Schweinswalen, Kormoranen, unzähligen schnabbelsüchtigen Schwalben in Hafennähe, Untiefen, Felsen, Fähren, Übungs- und anderen Sperrgebieten, Baustellen (Stichwort „Schweizer Käse“) mit Meldepflichten und sorgsamen, speedboat-fahrenden Baustellenwächtern (echte Kerle!!!), die der gerade an Oberdeck befindlichen weiblichen Crew äußerst charmant erläuterten, dass wir am Rand einer solchen Baumaßnahme führen, aber auf der richtigen Seite! Schwupp, waren sie wieder weg. Ich hörte noch: „Wenn bei denen ein Platz frei gewesen wäre, hätte ich ihn genommen“; und kurz darauf eine andere Stimme: „Zu spät“.

Auch zahlreiche echte Schiffe zwischen 100 und 300 m Länge, viele Segel- und das eine oder andere Sport- bzw. Fischerboot trugen stets zu wechselnden Horizonten bei. Sogar das Militär gab sich einen Tag geballt die Ehre, mit fünf großen Einheiten bis hin zum Flugzeugträger zu Wasser und einigen Kampfjets in der Luft.

Zwei heftige Unwetter sorgten in Burgstaaken für Hektik und nasse Klamotten. Einige Boote hatten weniger Glück als unser Flottillchen, das rechtzeitig festgemacht hatte. So leiteten wir einen Mayday-Ruf erfolgreich weiter und vernahmen einen weiteren, ohne wegen unverständlicher Koordinaten helfen zu können. Zwischen der Fehmarnsundbrücke und Heiligenhafen hat es zuvor einen Segler auf Legerwall an den Kiesstrand geschlagen, wo er mit 45° Schlagseite hoch auf dem Trockenen lag.

Was zählt? Viel neu erlangtes bzw. aufgefrischtes Wissen (Segelmanöver und -trimm, Gennaker setzen/bergen, An- und Ablegen, Umgang mit dem Kartenplotter, Kurse festlegen, Hindernisse erkennen und umschiffen, Logbuch schreiben, Tampenarbeit, Anlegen im Päckchen, Quer- und Fährverkehr beobachten und einschätzen), sehr viel gute Laune, trotz teils unpassender Winde viel Segelstrecke und nie Langeweile.

Text: Hans-Christoph T.
Fotos: Segelbesatzungen

(Hafen) Manövertraining 2019

Zwanzig Hanseaten machten sich auf nach Lemmer kurz nachdem die Sturmtiefs Eberhard, Franz, Heinz und Igor vorüber waren, die zuvor die Wetterberichte dominierten.
Die Segler bezogen noch am Freitag 22.3. vier Yachten in der 36″ Klasse um die beiden Folgetage für ausgiebiges Manövertraining überwiegen im Hafen zu nutzen.
Während die Woche zuvor die Charterfirma anderen Seglern wegen der zu kräftigen Winde absagen mussten, fanden die Hanseaten ideale Bedingungen vor.

Aus der Sicht unseres jüngsten Teilnehmers klingt das dann so:

Am Freitag dem 22. März war es endlich soweit, dass dritte Manövertraining des SHM begann.
Zwanzig Hanseaten machten sich auf den Weg zum Rundhafen nach Lemmer.
Dort angekommen wurde von einem Teil der Crew das Schiff übernommen, während die anderen vom nahegelegenem Supermarkt Proviant holten.
Trotz der Arbeitsteilung verstrich die Zeit und die Schiffe blieben am Freitag noch in der Box.
Bei dem selbstgekochtem Gulasch von Ekkes besprachen wir die anstehenden Manöver der nächsten Tage und ließen den Tag gemütlich ausklingen.

Am Samstag ging es früh aus den Federn und es fiel auf, dass die Hanseaten nicht die Einzigen waren, die an diesem Wochende ein Manövertraining angesetzt hatten.
Neben unseren vier Schiffen waren noch mindestens 15 andere „Trainingsschiffe“ in dem Hafengebiet unterwegs.
Das machte viele Manöver schwieriger hatte aber auch einen gewissen Trainingseffekt.
Nach diversen Aufstob-„Ein-Leinen-und An-und Ablege“ Manöver konnten wir acht Seemeilen am Ende des Tages verzeichnen.
Der erfolgreiche Trainingstag wurde von einem leckeren Essen im Hafeneigenen Restaurant gekrönt.

Am Sonntag war es anfangs bewölkt und deutlich kälter als am Vortag, doch zu unserem Glück dauerte es nicht lange bis der Himmel aufbrach und die Sonne sich zeigte.
Zu diesem Zeitpunkt befanden wir uns in der Schleuse „Prinzessin Margrietsluis“ mit dem Blick aufs IJsselmeer.
Nach dem Schleusenmanöver machten wir uns auf zur „Stelle Bank“ um dort noch Anker- und Bojenmanöver zu trainieren.
Zu guter letzt sind wir sogar noch ein bisschen gesegelt und ganz gemächlich Richtung Hafen geschippert.

Alle(s) geschafft …

Dort angekommen wurde noch ein Anlegebier getrunken, die restliche Verpflegung aufgeteilt und die Sachen in den Autos verstaut.
Nach dem obligatorischen Gruppenfoto ging es dann wieder Richtung Heimat.
Zum Abschluss möchte ich mich nochmal im Namen aller bei Beate für die Organisation von diesem tollen und lehrreichen Wochenende bedanken.
(Marius)