RumRegatta AGLAIA ’17

Flensburger RumRegatta mit der AGLAIA

Der SHM „Astrotörn“ auf der AGLAIA fand dieses Jahr vom 19. bis 27. Mai ausgehend vom Museumshafen in Lübeck statt. Neben dem obligatorischen Sonnenschießen mit anschließender Berechnung von Standlinien war dieses Mal die Teilnahme an den beiden Zubringerregatten von Schleimünde via Sønderborg nach Flensburg nur ein netter Vorgeschmack für die eigentliche RumRegatta in der Flensburger Förde mit über 130 Traditionsseglern unterschiedlichster Größe und Bauart am Start. Oliviers Bericht beschreibt den Törn und seine dabei gemachten Eindrücke genauer:

AGLAIA „Astro“ Törn mit RumRegatta

Mit der AGLAIA von Lübeck nach Flensburg
19. bis 27. Mai 2017

Es ist schon lange her, dass unsere Häfen ein Wald von hölzernen Masten und Rahen waren und Fischer auf den Kais ihre Netze und Fässer hatten. Der Geruch von Fisch, Öl und Dampf ist Geschichte. Heute ziehen Diesel- oder Espresso-Düfte über das Wasser und die Fallen schlagen hell gegen Alu-Masten. Doch es gibt Orte und Gelegenheiten für die Rückbesinnung auf vergangene Zeiten. Und es sind keineswegs nur ältere Nostalgiker, sondern viele junge Menschen, die nachfühlen wollen, wie früher das seemännische Leben mit und auf dem Wasser war. Die jährliche Flensburger RumRegatta, das internationale Treffen segelnder historischer Berufsfahrzeuge, ist dafür eine Gelegenheit.
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AGLAIA „Astro“ Törn 2016

AGLAIA

In diesem Jahr waren drei Termine vorgesehen, um auf die AGLAIA zu- und auszusteigen.
Traditionell Start an Fronleichnahm, erster Crewwechsel am Sonntag, weitere Mitsegler am Mittwoch zugestiegen, Ende des Törns am Sonntag des folgenden Wochenendes – insgeamt also vom 25. Mai bis 5. Juni.
Wetter überwiegend freundlich, aber leider Wind­tendenz abnehmend.

Bericht von Hubertus:

AGLAIA „Astro“ Törn
25. Mai bis 5. Juni 2016

AglaiaAustrai FlaggeDie Schönste ist sie ja nicht im Hafen und auch nicht die Schnellste auf See. Ein bisschen schmuddelig kommt sie daher und erinnert entfernt an eine Walnussschale, die Rettungs-Ketsch AGLAIA mit Heimathafen „Wien“ (Barawitzka lässt grüßen!). Trotzdem hat sie einen Charme, dem ich am Ende ganz erlegen bin…
Aglaia SegelnZwölf Tage war sie dieses Jahr für den SHM reserviert. Das war ein Novum und eine logistische Heraus­forderung bei der mehrfach wechselnden Crew und den an verschiedensten Häfen geparkten PKWs.
Beim ersten Crew­wechsel am Sonntag Abend kam ich in Kiel-Holtenau an Bord. Einen guten Tag brauchte ich dann schon, um meinen Magen wieder an die Ostsee zu gewöhnen und mich an Bord zurecht zu finden. Als Gute-Nacht-Lektüre gab mir Heiko, unser Skipper, den Belegplan an den Nagelbänken und das Bord-Handbuch. Was war noch mal das Klau-Fall und vor allem wo war das festgemacht?
Aglaia macht FahrtAllen vorhergesagten Gewittern und Stürmen zum Trotz waren wir dann die ersten Tage bei bestem Segelwetter unterwegs, so dass die alte Dame mit guter Krängung Richtung Maasholm die Ostsee durchpflügte und dann weiter über Hoeruphav (einem netten kleinen Hafen östlich von Sonderburg) wieder in die Kieler Bucht nach Laboe, wo wir einige weitere SHMler an Bord nahmen. Bagenkop und Orth (auf Fehmarn), Neustadt und schließlich der Museumshafen in Lübeck waren die weiteren Ziele.
Nahezu FlauteLeider flaute der Wind während der Woche immer weiter ab, doch das bot uns die Gelegenheit, an Lappen hochzuziehen, was da so an Bord zu finden war: ein Jager als drittes Vorsegel und ein Topsegel über der Großgaffel – da schlugen unsere Seglerherzen höher! (Doch was war jetzt noch mal ein Jolltau?) Leider kam unsere alte Lady mangels Wind trotzdem nicht so recht in Fahrt und irgendwie konnte der Leuchtturm Kiel sich kaum von uns trennen. Es half nichts: Motor an! (Sofern er denn ansprang… aber nach einem kleinen chirurgischen Eingriff durch Bernhard war auch dieses Problem gelöst.)
Unser gemächliches Reisetempo verlockte zum Angeln. Peter war perfekt ausgestattet, doch wahrscheinlich war die Auswahl der zahlreichen Angeln für die armen Fische zu verwirrend; jedenfalls fingen wir dieses Jahr nichts (im Gegensatz zu früheren Jahren, wie gerüchteweise erzählt wurde). Nur einigen Dosen, die in hintersten Schaps aufgefunden wurden und in polnischer Schrift (oder war es litauisch) verrieten, dass sie wohl Thunfisch enthielten, war es zu verdanken, dass die Bordküche mit Fisch aufwarten konnte.
SonnenschussUnd natürlich kamen auch unsere Sextanten zum Einsatz. Wir wollten unserem Anspruch als „Astro-Törn“ doch gerecht werden! Was wir im Winter über bei Ekkes gelernt hatten, wurde jetzt dem Praxistest unterzogen. Vor allem Michael zeigte sich dabei akkribisch und fleißig. Lieber Ekkes, leider konntest Du krankheitsbedingt nicht mitfahren, aber unsere Astro-Berechnungen dürfen Dir zur Ehre gereichen!
Adieu, Aglaia, Du alte Dame! Irgendwie hab ich mich verliebt… Ich freu mich schon auf’s nächste Mal!
Dank an die tolle Seglergemeinschaft an Bord und Dank an Stephan für die Orga und Vorbereitung!
Achja, Heiko, einen Wunsch hätte ich noch: Könnten wir nicht vielleicht beim nächsten Törn mal ’ne Wende fahren? Auf dem Aasee üben wir das nämlich richtig gut!
Hubertus Deuerling

Stolzes TS

 

AGLAIA Kurztörn 2015

Wie in den vergangenen Jahren nutze eine gute Handvoll Hansa Segler das lange Fronleichnamwochenende um ein paar Tage auf dem Traditionsschiff „AGLAIA“ zu segeln.
Das Schiff hat nach arbeitsreichen Wochen der AGLAIA-Vereinsmitglieder gerade einen neuen Großmast sowie neue Wanten erhalten. So waren zwischendurch auch mal mit den Juffern Wanten und Stagen nachzusetzen.
Segeln war natürlich nur ein Thema, denn es ist schon fast Tradition, dass nicht nur praktische Übungen der astronomischen Navigation an Bord praktiziert werden, sondern auch das von Bord reichliche Dorsche gefangen und zubereitet werden.
Überwiegend frischer Wind – zumeist allerdings aus der falschen Richtung – und überwiegend üppiger Sonnenschein waren beste Voraussetzung für Segeln und Sonne schießen, allerdings nicht unbedingt für das Dorschangeln, so dass nur drei davon in den Mägen landeten.

AGLAIA „Astro“ Törn 2014

Die achtköpfige Mannschaft des diesjährigen SHM Törns auf der Colin Archer „AGLAIA“ nutzte den Brückentag und einen weiteren Urlaubstag, um schon am 30.4. im Museumshafen Lübeck die Leinen loszuwerfen. Die Anreise am Dienstag, den 29.4. Abends ging schnell, obwohl die mitgenommen Lebensmittelvorräte und der Jahreszeit entsprechend üppige Ausstattung mit warmer Kleidung die Kofferräume der PKWs füllten.

Einen Vorgeschmack auf die niedrigen Temperaturen, die noch kommen sollten, gab die Fahrt des ersten Tages nach pünktlichem Öffnen der Kompasshistorischen Lübecker Drehbrücke um 9 Uhr. Es ging zunächst Trave stromab nach Travemünde sowie anschließend die relativ kurze Strecke nach Neustadt. Zusammen ergaben sich rund 26 Seemeilen.

Ein nachgereister Mitsegler wurde am Mittwoch spätnachmittags in Neustadt aufgenommen und es ging tags drauf nach anfänglichem Dümpeln vor Pelzerhaken gegen eine erst um 14 Uhr einsetzende frische ENE „Brise“ nach Timmendorf auf Poel.

NagelbankFür manchen noch nicht so ganz warm angezogenen Segler waren es gefühlt mindestens minus 5 Grad.

Zwischenzeitlich gelang es der Sonne nur gelegentlich sich einen Weg durch die Wolkenfelder zu bahnen, was das Sonnenschießen mehr zum Glückspiel werden lies als der vorherrschende Seegang, der für ein regelmäßig überspültes Vordeck sorgte. See

Die zu kreuzende Strecke zog sich hin, so dass das unbefeuerte Tonnenpärchen „Offentief“ erst gegen 21:30 Uhr im Dunkel des Neumond, aber geleitet von der klar auszumachenden Ansteuertonne ISO 4s erreicht wurde. Von dort leitete erst der Leuchturm Timmendorf sowie anschließend die befeuerte Rinne zwischen „Schweinsköthel“ und „Flaggtief“ gefolgt von der Ansteuertonne Timmendorf den Weg in den Hafen. Im Schein der Handlampen musste noch die unbefeuerte Tonne 1 unmittelbar vor dem Hafen ausgemacht werden um schließlich die Festmacher erst 15 Minuten vor 23 Uhr am Steg zu belegen. 42 Seemeilen blieben im Kielwasser dieses Tages.
linksrechts

SonneschiessenDer Tag drauf belohnte mit einem Anlieger nach Fehmarn unter erneut frischem und kaltem etwas rückgedrehtem NE.

Aglaia vor Haifischbar

Ob es die Kälte des Windes war, die einige Segler veranlasste als Ziel unbedingt die „Haifischbar“ mit ihrer „anheimelnden Wärme“ und ihrer hohen Tabakrauchbelastung anzulaufen?

Egal, nach 32 sm lag die AGLAIA nur wenige Schritte vom ersehnten Ziel entfernt unter dem Kran von Burgstaaken. So haben die Segler zu recht unterschiedlichen Zeiten ihre Kojen aufgesucht. Nicht weniger in Erinnerung bleibt die Tatsache, dass in den Sanitärräumen des Hafens nicht nur die olfaktorische Belastung grenzwertig ist, sondern auch, dass man meint, das Toilettenpapier sei 120er Schmirgelpapier. Nun galt es – wie immer viel zu früh – Kurs Heimathafen aufzunehmen.

Der Wind wollte dies offenbar eindringlich verhindern und verweigerte den notwendigen Antrieb für das 18 Tonnen schwere Schiff.

So blieb den Mannen nichts weiter übrig, als sich anderen seemännischen Tätigkeiten zu widmen:
SonnenschussArbeitenDorsche
Es wurde die Sonne und die zarte Mondsichel geschossen sowie ebenso terrestrische Messungen zur Ortsbesimmung mit dem Sextanten gemacht, andere wiederum führten Verbesserungen am Schiff aus und die Wichtigsten waren die, die fünf Dorsche für das Abendessen aus der See fischten.

Einfahrt Grossenbrode
Die zurückgelegten 17 sm überwiegend in „Schleichfahrt“ waren nötig um die richtigen Fischgründe zu finden. Am frühen Abend frischte der Wind dann doch noch etwas auf, was in der Einfahrt Großenbrode für einen anderen Segler, der wohl etwas forsch schnippelte, zu unfreiwilliger Grundberührung sorgte.
Track MaitourDen Fisch gab es an in Großenbrode eingepackt in Alufolie mit etwas Gemüse und Kräutern vom Grill.

Am Sonntag mußte dann früh aufgestanden werden, denn bei den ca. 40 Seemeilen zum Heimathafen, den unsicheren Windvorhersagen sowie der nicht verhandelbaren letzten Brückenöffnungszeit der „Eric Warburg-Brücke“ vor Lübeck war nichts zu verschenken.
Diesmal meinten es die Seegötter allerdings rundherum gut mit den Mannen aus Münster. Mit halbem Wind aus NW und Rauschefahrt immer wieder blauen Himmelsflecken konnten die Segler so viel Zeit gewinnen, dass auch der überwiegende Teil der Trave von Travemünde bis Lübeck unter Segeln zurückgelegt werden konnte.

Alte-Schiffe.deAGLAIA, bis zum nächsten Törn!

AGLAIA „Astro“ Törn 2013

„Redningskøyte“ segeln

Seit 2008 stand jährlich der sogenannte „Astrotörn“ bei einer Gruppe Hanseaten auf dem Programm, um mit der „AGLAIA“, einem Nachbau einer vom berühmten Colin Archer konstruierten „Redningskøyte“, einer Rettungsketch, zu segeln und dabei die in der Astronavigationsgruppe erlernten Fähigkeiten praxisnah an einem verlängerten Wochenende zu erproben.
In diesem Jahr (29.5. – 9.6.) war der Schwerpunkt darauf gelenkte, das Traditionsschiff selbst mit seiner für moderne Yachties sehr ungewohnten Rigg im Detail und intensiv kennenzulernen. (Wird fortgesetzt)

 

Astrotörn 2012

Aglaia Crew

Aglaia
In diesem Jahr konnte der mittlerweile schon als traditionell zu bezeichnende „Astrotörn“ des SHM mit Ausgangshafen Lübeck/Museumshafen auf der AGLAIA erst später im Jahr, am letzte Juli Wochenende, realisiert werden. Dafür waren die Temperaturen nicht wie in der Vergangenheit im einstelligen Bereich, sondern sehr angenehm.
Weil dieses Mal fünf Neulinge dabei waren, lag natürlich ein Schwerpunkt darin, sie in die Fertigkeiten im Umgang mit der kuttergetakelten Gaffelketch einzuführen.

Aglaia Segeln
Der Wind war verhalten und so konnte Skipper Sebi und die drei schon mit der AGLAIA vertrauten SHM-Segler die Funktion und den Einsatz der x-Fallen, Dirken, Schoten, Geien, Backstagen, Bullen und Niederholer in Ruhe vermitteln, was insbesondere beim Timing in Wende und Halse der Colin Archer anfangs nicht so ganz einfach ist.
Die Regattafelder der noch andauernden Travemünder Woche in der Lübecker Bucht sowie die großen Fähren verlangten vermehrte Aufmerksamkeit beim Ausguck.

Sonneschiessen Es blieb aber insofern genügend Zeit zu Alledem, weil sich die Sonne leider nur gelegentlich zeigte, um sie mit den mitgebrachten Sextanten auf die Kim zu ziehen. Umso eifriger wurde dann die Gelegenheit genutzt und brachte auch den Reiz auch durch dünne Wolkendecke durch geeignete Wahl der Filter einen scharfen Sonnenrand nutzen zu können. Am letztenAbend zeigte sich, dass die neun Segler noch reichlich Reserven hatten, denn es wurde unter Deck noch bis nicht allzulang vor Sonnenaufgang überwiegend seemännisch musiziert und mit wenig Schlaf – allerdings etwas später als sonst – die Rückfahrt nach Lübeck angetreten, bei der dann nicht mehr ganz soviel Manöver gefahren werden wollten.
Einhellige Meinung: gerne bald wieder!

 

Astrotörn 2011

Nunmehr zum 5. Mal in Folge ging ab dem 15.4. eine Mannschaft aus dem Kreise der Workshopgruppe „Astronavigation“ auf die Ostsee, um statt mit dem künstlichen Horizont in realistischem Szenario Gestirne auf die Kim zu ziehen und unter Realbedingungen daraus sowie dem nautischen Jahrbuch Standlinien zur Ortbestimmung zu berechnen.
Zum 4. Mal war die „Aglaia“ das dafür auserkorene Schiff, weil es mit seinem großen Deck ideale Voraussetzungen für mehrere Navigatoren gleichzeitig bietet und nicht zuletzt, weil ein Traditionsschiff optimal zu dieser traditionellen Art der Navigation passt. Bei traumhaftem Sonnenschein und am Freitag Abend auch einem hervorragend zu schiessenden Mond herrschten beste Bedingungen für das Vorhaben. Die gelegentlichen unterschiedlich dichten Wolken und die bisweilen dunstige Kim sorgten für abwechslungsreiche Messungen.

 

Astrotörn 2010

Auch in diesem Jahr nutzte eine kleine Schar der Teilnehmer der SHM Workshops zur Astronavigation das großflächige Deck des Colin Archer Nachbaus „AGLAIA“ für ihre Sonnenschüsse. Der Wind meinte es zwar gut mit ihnen, aber der Himmel war nur an eineinhalb der drei Tage freundlich genug, um die Sextanten aus den Kisten zu holen.
Angereist sind die 7 Hanseaten am Donnerstag Abend mit zwei PKWs und trafen sich noch im Hellen im Museumshafen Lübeck.
In diesem Jahr stand Sven als Schiffsführer für das verlängerte Wochenende nicht zur Verfügung, sondern Roland war extra aus München gekommen, um den Hanseaten weiter in die Geheimnisse der Traditionssegler einzuführen.
Schnell waren die Kojen verteilt, das Gepäck verstaut und die Autos gebührenfrei untergestellt, so dass sich Skipper und Crew noch ein wenig beim Bier beschnuppern konnten.
Das Auslaufen am Freitag Morgen war durch die Öffnungzeit der historischen Drehbrücke um 9 Uhr vorgegeben. Gegen 11:20 konnten die Moleköpfe und das Hotel Maritim von Travemünde im Kielwasser des Spitzgatters gelassen werden und endlich die Segel gehißt werden, so dass die 18 Tonnen alleine durch Windkraft mit 6 Knoten Fahrt und Kurs 045° durch Wasser der Lübecker Bucht pflügten. Mit zunehmendem Abstand zur Küste lockerte die Bewölkung etwas auf, so dass zumindest zwei Segler ihre Instrumente auspackten, um schon einmal deren Indexfehler zu bestimmen und mit sekundengenauer Zeitnahme die Sonnescheibe auf die Kimm zu legen. Bald war nämlich durch das Westufer der Bucht keine Kim mehr verfügbar.
Für alle war der erste Tag mit dem gut 40 sm vom Museumshafen entfernten Ziel Großenbrode sehr kurzweilig. Die Neulinge der Crew waren in die Geheimnisse der Takelage des zweimastigen Traditionsschiffes einzuführen, und das Ordnungschema der x-Leinen zu vermitteln. Nicht zuletzt trug zur Kurzweiligkeit auch Roland mit so mancher Story, und auch einer zu seinem letzten Einlaufen in die Großenbroder Bucht bei Nacht bei. Um 18:15 waren die Leinen fest und das noch in Münster von Stephan vorbereitete Gulasch kam bald auf den Tisch. Ob das nächste Tagesziel im Osten Poel oder eher wieder im Süden liegen würde sollte am Samstag Morgen nach dem Auslaufen festgelegt werden, wen klar war, ob der Wind wirklich erst später über Nord drehen würde.
Tatsächlich sollte der Wetterbereicht recht behalten und für die nach dem Sonnengestirn navigieren wollenden Segler riss am Samstag auch bald nach dem Auslaufen zunehmend der Himmel auf. Die knapp 30 Seemeilen weite Überfahrt nach Timmendorf/Poel war schnell beschlossen.
Raumschots mit gesetztem Bullenstander liessen sich bei strahlendem Sonnenschein trotz der niedrigen Temperaturen die Stunden auf der kalten Ostsee geniessen und immer wieder wurden die Meßinstrumente an Deck geholt um die Sonne auf die Kimm zu ziehen und immer wieder, konnten neue Standlinien – wenngleich mit unterschiedlichen Erfolgen – errechnet werden.

Im noch von Sportbooten leeren Hafen von Timmendorf empfing uns der aufmerksame Hafenmeister und Roland konnte die AGLAIA mit ihrer Schokoladenseite gegenüber den Fischerbooten anlegen. Nach dem Abendessen war ein Spaziergang ins Innere der Halbinsel angesagt, da dort das einzig frisch Gezapfte beim Reiterfest zu erwarten war.

Schon am Abend wollte der Himmel darauf hinweisen, dass es am Sonntag vorbei sein würde mit Sonnenschein. Und so konnte die Rückfahrt am Sonntag weder zum Sonnenbaden noch für Sonnenschüsse verwendet werden.

Aber der Wind hatte wie angekündigt recht über Nord gedreht, so dass wir zügig in Travemünde eintrafen, wenngleich die Temperaturen wie einvernehmlich festgestellt wurde, im „unteren Zentimeterbereich“ lagen.

So blieb noch Zeit für kurzes Anlegen auf der Ostseite der Trave, um noch einen heißen Kakau zu trinken. Auch jetzt galt es nämlich die Termine für die Brückenöffnungzeiten in Lübeck zu erreichen.
Die Rückfahrt stromauf konnte schon zum Verklaren des Schiffes und Packen der 7-Sachen genutzt werden.
Pünklich machten die Brücken für die AGLAIA auf und sicher konnte das Schiff wieder an seinen Platz im Museumshafen gelegt werden.

Ob wir uns im nächsten Jahr an Bord der AGLAIA wiedersehen?

 

AGLAIA „Astro“ Törn 2009

Einigen Hanseaten ist die Gruppe der Unbelehrbaren durchaus bekannt, die sich an dunklen Winterabenden im Clubhaus mit dem Wälzen von Tabellenwerken und dem Umgang mit dem 60er Zahlensystem herumschlägt und bisweilen auch mit feinoptischem Instrument den exakten Stand der Sonne oder anderer Gestirne bestimmt.
Viele Mitglieder dieser Gruppe haben zum dritten mal einen Kurztrip auf die Ostsee gemacht, um gemeinsam neben dem Messen und Rechnen in der Realität auch noch Spaß zu haben und auf einem Traditionsschiff der guten alten Seemannschaft zu frönen.
In diesem Jahr fand das Abschlußwochenende am 7. bis 10.5. erneut auf der „AGLAIA„, einem Collin Archer Nachbau, statt.
Diese, von manchen als etwas zu nostalgisch angesehene Gruppe, die scheinbar nichts vom Fortschritt der Navigation mit GPS etc. wissen will, sieht es anders als mancher Kritiker: Ist es nicht ebenso ein Anachronismus sich alleine von der Windkraft getrieben über das Wasser zu bewegen, statt mit Motorboot oder Flugzeug? Gehört es sich nicht für den Seesegler neben allem Fortschritt soweit es der Sicherheit dient auch bei der Navigation die alten Künste zu erlernen und anzuwenden, auch wenn es zunächst etwas anstrengend sein mag?

 

Hanseaten im Banne der Götter – Aglaia 2008

Ungewöhnliche Dinge geschahen während der letzten Wochen in klaren Frühjahrsnächten am Aasee. Leise raunten sich erwachsene Männer mit Kennermine die Namen der römischen Gottheiten Mars, Jupiter und Venus zu. Dabei hantierten sie mit seltsamen Instrumenten. Späte Spaziergänger glaubten, heidnische Götzenanbeter treiben Teufelszeug.
Tatsächlich begegnen sie nur einer Gruppe Münsteraner Hansa-Segler. Diese haben längst die engen Grenzen des heimischen Gewässers hinter sich gelassen. Traditionspflege hat bei Seglern noch immer noch einen hohen Stellenwert. So üben sie zu nächtlicher Stunde die Kunst, Gestirne im Sterngewimmel aufzuspüren. Mit Hilfe von Sextanten bestimmen sie dann präzise den eigenen Standort.
Der jährliche Höhepunkt in dieser offenen Gruppenarbeit des Vereins SHM ist ein Hochseetörn mit einem Traditionssegler. Die Wahl fiel diesmal auf die zweimastige norwegische „Redningskøyte“ (Rettungsketch) mit dem Namen der griechischen Grazie „Aglaia“. Sie liegt im Museumshafen der Hansestadt Lübeck. Erbaut wurde Sie nach einem Entwurf des legendären norwegischen Schiffskonstrukteurs Colin Archer (*1832/†1921). Eigentümer ist der gemeinnützige Verein Sail-Aglaia e.V. Dieser sorgt sich besonders um die pädagogische Arbeit mit Jugendlichen.
Der Name des Schiffes steht für die Göttin der Anmut. Genau diese Tugend war daher gefragt, um bei Seegang und Schräglage Gestirne anzupeilen. Zudem war das Schiff mit der altmodischen Gaffeltakelung sicher zu seinen Zielen zu führen. Auch ergab sich die Herausforderung, in engen Ostseehäfen, ohne Nutzung des Motors auszulaufen und anzulegen.
Unter der sachkundigen Führung des Traditionsskippers Sven Esser gelang es, bei herrlichem Kaiserwetter am 1. Wochenende im Juni, alle Aufgaben auf See reibungslos zu erfüllen. Krönender Abschluss der Ausbildungsfahrt war sicher die Bewältigung der verschlungenen Anfahrt zum Lübecker Heimathafen von Travemünde aus – nur unter Segeln – ganz wie zu Zeiten der hanseatischen Handelskoggen. (Stephan)

Astrotörn 2007

Endlich war es soweit: 7 der 9 Teilnehmer des SHM Workshop „Astronavigation“, die im Winter und Frühjahr 2007 tapfer Woche für Woche Donnerstags für 2 Stunden dem GPS Zeitalter trotzend die klassische Methode der Positionsbestimmung mit Hilfe des Sonnenstandes erlernten, konnten am Wochenende 14.-16.9. endlich auf See nunmehr mit dem echten, anstelle des künstlichen Horizonts, dafür auf schwankender Planke des 2 Masters „Taipan“ des WHS die Sonne „schießen“. Auch das Errechnen der Standlinien aus gemessenen Sonnenhöhe über der Kimm und der sekundengenauen Uhrzeit unterscheidet sich unter Deck bei 3-6 Beaufort deutlich vom ruhigen Tisch an Land, wenn Tabellen, Interpolationstafeln, Stift und Papier sich unentwegt selbständig machen wollen.
Die Zeichen stehen gut, dass auch im Winter 2007/2008 im SHM der Themenkreis Astronavigation fortgesetzt wird. Derzeit ist für den Winter vorgesehen, sowohl eine Arbeitsgruppe für Einsteiger in dieses anspruchsvolle Thema zu bilden, als auch einen Aufbaukurs, um weitere Methoden astronomischer Navigation kennen zu lernen.