Kielbootwochenende in Balk – das Besondere: Der Gennaker

Balk, Oktober 2025

Um den Schluss direkt vorweg zu nehmen: Balk ist immer eine Reise wert. Balk besticht durch die pitoresken, friesischen Örtchen mit Windmühlen, Känalen, gemütlichen Cafés und nicht zuletzt gutem Essen, die jedwede Diätvorhaben auf jeden Fall zerstören. Dazu ein Segelgebiet, das es ermöglicht, nicht nur auf dem See zu segeln, sondern eine Tour um Balk auf den zahlreichen Känalen zu unternehmen. Daher insgesamt ein sehr interessantes, umfangreiches und abwechselungsreiches Segelgebiet, wenn der Wind stimmt! Am Kielbootwochenende in Balk waren wir mit dem perfekten Wind nicht beglückt. Dennoch konnten wir am Samstag Gennaker setzen und die Feinheiten erlernen, die es mit dem Gennaker zu beachten gibt. Nachdem der See mit Gennaker-setzen und verschiedenen Übungsmanövern überquert war, erwartete uns auf der anderen Seite Kuchen und Kultur, und wir konnten eine alte Holzmühle besichtigen.

Der Höhepunkt des Segelwochenendes war das synchrone Segeln mit Gennaker aller Boote, womit wir die Aufmerksamkeit anderer Boote und Segler hatten. Am Abend gab es sehr interessante und hilfreiche Tipps und Tricks, wie der Gennaker leichter und schneller gesetzt und umgesetzt werden kann.

Die Unterkunft in Balk war pragmatisch, einfach, aber gut. Beeindruckend war die reichhaltige Auswahl an typisch niederländischen süßen Brotaufstrichen, angefangen mit Hagelslag, Nutella und Erdnusscreme sowie weiteren drei süßen Aufstrichen. Sehr angenehm war die lockere Atmosphäre in der Unterkunft mit verschiedenen Wassersportgruppen und dem Vertrauenskühlschrank. Am Sonntagmorgen war Balk in mystischen Nebel gehüllt. Das Segelziel war gesetzt – der gute Kibbeling-Imbiss auf der anderen Seeseite. Mit den typisch holländischen, superfrischen Kibbelings, denen keiner widerstehen konnte, war die Stärkung für die Heimfahrt gelegt. Der abschließende Spaziergang durch das hübsche, alttypische holländische Dörfchen ergänzt die abwechselungsreiche Reise mit Kultur und wunderschönen Landschaften.

Fazit:
Das Segelwochenende in Balk war eine perfekte Mischung aus sportlicher Aktivität und kulturellem Genuss. Die Segeltour mit den Kielbooten, das Setzen des Gennakers bei sanften Winden und die Erkundung der niederländischen Landschaft machten dieses Wochenende zu einem unvergesslichen Erlebnis. Die Dörfer mit ihren typischen Windmühlen, Grachten und dem einzigartigen Flair sorgten für eine unaufdringliche und entspannte Atmosphäre. In Kombination mit dem hervorragenden Essen und den herzlichen Niederländern war es ein Wochenende, das sowohl Segler als auch Naturliebhaber begeistert hat.

Wer also auf der Suche nach einem Ort für eine entspannte Segelreise mit kulturellem Charme ist, sollte sich Balk und die umliegende Region unbedingt genauer ansehen.

Text: Juttta G. W.
Fotos: Teilnehmer*innen

Kielboottraining auf dem Slootermeer

Balk, 9. bis 11. Mai 2025

Kielboottraining auf dem Slootermeer bei Balk wäre doch bestimmt mal eine tolle Alternative zu den Dickschifftörns auf dem IJsselmeer – sportliches Segeln auf Revieren mit frischem Wind und mit Booten, die praktisch nicht kentern können. Da ich unsere c55s schon einige Male unbeschädigt in den Hafen zurückgebracht hatte, fühlte ich mich genügend kompetent und meldete meine Teilnahme an.

Für das diesjährige Frühjahrstraining hatten sich sechzehn Leute, drei Frauen und und dreizehn Männer, sowie ein Motorboot zusammengefunden. Die Altersspanne reichte von zarten achtzehn Jahren bis irgendwohin ins robuste Rentenalter. Die Organisation lag in den Händen von Markus, der die Übungseinheiten mit dem Motorboot begleiten wollte.

Da ich am Freitag bis zum frühen Nachmittag im Raum Köln unterwegs war, schaffte ich es nicht mehr, rechtzeitig für die Fahrgemeinschaften nach Münster zu kommen. So begab ich mich allein auf die Reise über einige Ecken mit Bussen und Bahnen. Das letzte Stück mit dem Bus führte von Heerenveen durch umliegende Dörfer zu unserem Zielort Balk. Die Landschaften boten im Licht der Abendsonne ein Bild, das ein van Gogh nicht schöner hätte malen können. In der Ferne bewegten sich Schiffsmasten durch die Gegend. Weil die Wasserläufe aufgrund der Perspektive nicht zu sehen waren, sah es so aus, als beführen die Holländer ihre Landstraßen mit Segelbooten.

So startete das Kielboot-Abenteuer für das SHM-Mitglied Raimund. Mehr erfahren unsere Mitglieder im gedruckten Hanseaten, der Anfang 2026 veröffentlicht werden soll.

Reimund O. H. (Text)
Karl-Heinz K., Markus J. (Fotos)

Kielboottraining 2024 in Balk/NL

Wir haben Freitag, den 20.9.2024 und bei mir macht sich Hochstimmung breit! Dieses Wochenende steht das Kielboottraining in Balk an. Das Gennakersegeln („bunte Tücher“) steht dabei im Mittelpunkt. Wer mich genauer kennt, der weiß, die Niederlande meine zweite Heimat ist. Je weiter ich mich Friesland nähere, desto mehr wird meine holländische Seite getriggert und Eigenschaften wie Gelassenheit, Harmonie und Affinität zum Wasser gewinnen die Überhand. Markus Jenki leitet das Training, hat viel Vorarbeit reingesteckt und auch die Unterkunft organisiert.

Angekommen in der Segelschule ‚de Ulepanne‘ lerne ich mit Peter Keus gleich den Besitzer kennen. Angesprochen auf unser Übungsboot, eine Keus 22, frage ich nach dem Ursprung des Bootes. Ganz sachlich und ohne jeden Habitus erklärt Peter, dass er das Boot 2008 gezeichnet und dann in einer Kleinserie gebaut hat. 2012 Besuch der Boot (Name der Messe in Düsseldorf) und in der Kategorie nominiert als Europas Yacht des Jahres Ich bin beeindruckt!

Nach und nach treffen die anderen Seglerinnen und Segler ein, wir sind insgesamt sechzehn Personen. Zur Unterstützung wird auch ein Motorboot des SHM getrailert, das seinen großen Nutzen schnell unter Beweis stellen wird. Traditionell wird der erste Abend mit einem gemeinsamen Restaurantbesuch begonnen, bei dem für mich schon viele bekannte Gesichter dabei sind, obwohl ich noch keine 18 Monate Vereinsmitglied bin. Nach dem Restaurantbesuch ist es schon spät, aber alle wollen gern vom Trainer einen Vorgeschmack auf den morgigen Tag bekommen. Mit mir sind auch noch einige andere Gennaker-Anfänger dabei, und wir werden vier Keus 22 mit jeweils drei Leuten besetzten. Markus weiß um die Fähigkeiten seiner Schützlinge und besetzt jedes Boot mit mindestens einem „alten Hasen“. Erst jetzt wird klar, wie gründlich das Training von Markus vorbereitet wurde. Eine große lamellierte Karte für jedes Boot, Blätter zum Gennaker-Trimm auf verschiedenen Kursen. Wir sprechen noch kurz über das Wetter.

Weiterlesen: Kielboottraining 2024 in Balk/NL

Das Wochenende soll sonnig und sehr warm werden, die Winde östlich und schwächer werdend. Am Samstagmorgen werden nach dem Frühstück die Übungen besprochen. Wir treffen uns um 9 Uhr bei den Booten, die direkt vor der Haustür liegen. Einige Boote haben schon einen eingebauten Elektroantrieb, unser Boot hat einen Außenborder. Zur Vorbereitung der Fahrt öffne ich die Entlüftung und kontrolliere das Benzin. Sieht alles gut (!) aus. Gegen 10 Uhr sind die meisten segelklar und unsere Crew (Matthias, Daniela und ich) beginnt die Fahrt durch den Kanal. Wir kommen gerade aus dem Kanal in das Slotermeer, da wird der Motor langsamer und geht aus. Matthias, unser „alter Hase“, ist der Steuermann und bringt das Boot ruhig in den Wind zum Segelsetzen. Uns ist klar, dass für die Rückfahrt der Motor besser wieder funktionieren sollte. Wir kontrollieren erneut den Tank und staunen nicht schlecht: die Minimalmarke bedeutet, dass der Tank des Motors eigentlich kurz vor leer (!) war. Mein Fehler, ich hatte den Füllstand falsch eingeschätzt. Wie gut, dass jetzt ein Motorboot verfügbar ist, mit dem später Benzin gebracht werden kann!

Aber wir sind ja zum Segeln hier! Wir luven an und segeln Amwindkurs. Matthias schlägt vor, das erste Reff wieder zu entfernen. Das Boot macht sich gut, wir werden besser bei den Abläufen. Bei Böen schauen wir auf ein GPS-Gerät und messen 5,5 Knoten, das geht bei einer Länge über Alles (LüA) von 6,5 m schon in Richtung maximaler Rumpfgeschwindigkeit (6,2 kn). Matthias spornt uns an und wir setzten bald das erste Mal das Gennaker. Jetzt kommt es auf das Zusammenspiel der vorderen Crew an: Ist der Gennakerbaum klar, wird mit dem Dichtholen der Tackleine der Gennakerhals nach vorn gebracht („gefüttert“). Kurz nach dem Anschlagen des Halses am Baum wird auch schon mit dem Gennaker-Fall der Kopf des Dreieckssegels nach oben gebracht. Am Schothorn sind die Lee- und Luv-Schot befestigt und laufen über Blöcke zum Heck und wieder zurück zum Cockpit. Wir segeln lange Schläge nach Luv, um dann viel Gelegenheit für das Gennaker-Seglen zu haben, beim dem natürlich oft geschiftet (gehalst) werden muss, um den Kurs zu fahren. Am Anfang bin ich mit dem komplexen Zusammenspiel noch ein wenig überfordert, aber das bessert sich stetig und dann „fluppt“ es. Wir sind im Flow. Jetzt wechseln wir die Positionen durch, haben uns als Crew gefunden und viel Spaß. Die Zeit vergeht wie im Flug. Wir sind ja beim Training und somit darf auch der Blick auf die stetige Leistungsverbesserung nicht fehlen! Da kommt auch schon unser Trainer Markus mit dem Motorboot angefahren und geht bei uns an Bord. Daniela und Matthias sind am Gennaker bzw. an der Pinne und Markus schließt sofort, dass ich ja gerade ohne Aufgabe bin (ja – segeln kann so schön sein 🙂 und sagt, ich sei jetzt der „Taktiker“! Ich bin verdutzt – Taktiker?! War ich doch noch nie – ich segle doch nur ein wenig 😉

Aus der Nummer komme ich nicht mehr raus und füge mich. Markus hebt an und erklärt die große Bedeutung eines Taktikers im Team: Vorausschauend, das Feld und den nächsten optimalen Kurs im Blick. Das hört sich ziemlich weit entfernt von mir an, wenn ich auf dem Wasser bin. Einen kurzen Augenblick halte ich inne und wünsche mir solche Menschen mit diesen Fähigkeiten noch woanders in der Gesellschaft…

Aber wir sind auf dem Boot und Markus fixiert mich und fragt, ob ich nach hinten geschaut habe! Habe ich das Containerschiff achtern übersehen? Ich schaue geschwind nach hinten und alles ist natürlich safe. Aber jetzt schwant mir, worauf er abzielt. Wir fahren mit Gennaker Raumschotkurs und achtern ist jetzt Luv und dort ist ein Bereich unruhigen Wassers, das von einer Böe stammt, die vermutlich gleich zu uns kommen wird. Wir tauschen wieder durch und jetzt bin ich an der Pinne und die neue Losung heißt: Wettkampf! Das Slotermeer ist sehr viel größer als der Aasee und ich würde selbst nie auf die Idee kommen, anderen Booten Wind oder Raum (= Wasser) streitig zu machen – es ist doch genug für alle da. Markus zeigt auf das nächste Boot und ich erkenne mit Bernhard Wuth, den „alten Hasen“, auf der anderen Keus. In Münster auf dem Aasee sind Bernhard und Karl-Heinz Kötterheinrich ein lang bewährtes Team auf dem Schwertzugvogel, und denen kann ich nicht das Wasser reichen. Aber jetzt ist Markus der Taktiker und das Boot ist unser Gegner. Ich bin schon wieder verdutzt und soll anluven. Steuerfehler! Ich falle kurz noch mehr ab und es donnert ANLUVEN! Ich reiße mich zusammen und konzentriere mich! Markus bestätigt „Ja, anluven!“ und „Meeeehr!“ Wir gewinnen an Fahrt und verlagern gleichzeitig den Schwerpunkt nach vorn. Meter um Meter pirschen wir uns ran. Wir beginnen, Bernhards Boot vom Wind abzuschatten und überholten die Keus. Bernhard nimmt es sportlich und lacht.

Ja, jetzt will ich mehr. Markus hat einen neuen „Gegner“ ausgemacht und langsam wird mir klar, dass er vielleicht noch versucht, aus mir einen halbwegs anständigen Wettkampfsegler zu formen. Wir erfahren, dass morgen eine Regatta stattfinden soll. Wenigstens hatte die Crew auch ihren Spaß, denn ich kann noch immer als schlechtes Beispiel dienen 🙂

Am Sonntag können wir beim Frühstück vom niederländischen Leiter der Gruppe die Einweisung und auch die Bewertung des Wetters hören. Mir bleibt hängen: „afschuwelijk weinig wind“ – was so viel wie „verdammt wenig Wind“ bedeutet. Upps! Von 10 – 13 Uhr soll noch ein wenig Wind sein, der danach aber immer weiter abnimmt. Wir warten, bis alle den Frühstücksraum verlassen haben und Markus erklärt den Bereich vor der Theke kurzerhand zum Boot. Die Stütze im Raum wird der Mast und wir alle hören zu. Markus demonstriert jetzt nochmal die optimierten Handgriffe und Zuglängen beim schnellen Dichtholen der Lee-Schot. Mit sofortigem Fieren eben dieser kann sich das Gennaker aufbauen. Auch wird die Bedeutung des Vorliegs und seine „nervöse“ Bewegung zur Optimierung der Ausrichtung des Gennakers betont.

Jetzt sitzen die Begriffe auch bei den Neulingen und alle können die Schilderungen nachvollziehen. Auch soll das ständige Halsen wieder geübt werden. Am besten die optimierten Versionen als Rollhalse und auch Rollwende, mit denen man nicht so viel Geschwindigkeit verliert. Den Abschluss soll dann die Regatta bilden, in der alle trainierten Fähigkeiten zur Wirkung kommen sollen.

Es geht auf 10 Uhr zu und die Boote fahren wieder aufs Slotermeer. Der Wetterbericht behält recht und es herrscht deutlich weniger Wind als gestern. Zu Beginn kann noch einigermaßen Amwindkurs gefahren werden, Gennaker können gesetzt werden, aber es ist deutlich weniger „Musik drin“ als gestern. Leider sind die wenigen Funkgeräte anderweitig in Verwendung und die Kommunikation gestaltet sich schwierig. Das Motorboot muss von Boot zu Boot fahren, um ein Meinungsbild zu bekommen. Anders als erst angedacht, wird jetzt doch noch beim schönen Terrassencafé direkt am Eingang zum Kanal nach Balk Mittagspause gemacht. Karl-Heinz denkt noch an das Gruppenfoto und wir gehen wieder auf die Boote mit Ansage zur Regatta. Aber der Wind richtet sich jetzt wörtlich nach der Vorhersage und nach 13 Uhr ist wirklich „tote Hose“. Alle umliegenden Boote, wie unsere auch, stehen, nur ein Motorboot zieht einen Wasserski-Sportler. Uns wird klar, dass an Regatta nicht mehr zu denken ist. Da kommt auch schon das Motorboot, sagt die Regatta ab und sammelt die Helfer ein, die beim Trailern des Motorboots helfen werden. Alle Boote fahren unter Motor wieder zum Stützpunkt, und nachdem die Boote abgerüstet und grob gereinigt wurden, bleibt noch genügend Zeit für ein gemeinsames Bier.

Ich bin sicher, dass ich jetzt für alle spreche und wir gemeinsam auf ein rundum tolles Segelwochenende in Balk zurückblicken können! Großer Dank geht an alle Helfer und Organisatoren, ohne die das nicht gestemmt werden kann! Für die Niederlande noch meine persönliche 5-Punkt-Checkliste: Man ist wirklich in den Niederlanden, wenn

  • für jedes noch so kleine „Vergnügungsboot“ die Straße hochgeht und alle warten müssen.
  • es zum Frühstück runde Zwiebäcke anstatt eckige gibt und Hagelslag (tatsächlich Hagelschlag) kein Blechschaden bedeutet.
  • man einen alten Niederländer nach dem Weg fragt und er antwortet er sei „doof“ und damit nur seine starke Schwerhörigkeit andeutet.
  • man an einem Wegweiser vorbeifährt, wo Heino draufsteht und hier kein Sänger, sondern nur ein Dorf gemeint ist.
  • man eine sehr steile Treppe rauf muss und sich fragt, wie man dort heil wieder runterkommen soll.

Richard Heming

: Kielboottraining 2024 in Balk/NL

Gennakertraining par excellence – Kielboottraining Balk 2024

Traumhaftes Trainingswetter, acht motivierte Segler*innen und zwei Keus 22 Kielboote bildeten die besten Voraussetzungen für das Gennakertraining dieses Jahr in Balk. Nach der gemeinsamen Anreise am Freitagnachmittag und dem Bezug der Unterkunft in der Segelschule «De Ûlepanne» wurden die Teams eingeteilt, und eine erste Theoriebesprechung von Dirk führte auch die Neulinge in die Handhabung des Gennakers ein. Voll motiviert und erwartungsvoll auf den bevorstehenden Trainingstag ließen wir im Restaurant «Teernstra» den Abend gemeinsam ausklingen.

Der nächste Morgen startete mit einem gemeinsamen Frühstück und einem Wetterbericht, der ideale Trainingsbedingungen mit Sonne und Windstärken von 3 – 4 Bft aufzeigte, sodass um 9 Uhr die Praxis beginnen konnte. Nach einer ausführlichen Einführung in die Handhabung der Keus setzten beide Teams ihre Segel in Richtung Slotermeer. Ein erstes Vertrautmachen mit dem neuen Revier gelang beiden Teams schnell, und es wurde sich an das Setzen des Gennakers gewagt.

Deutlich wurde sogleich, wie wichtig bei solch einem großen Tuch Timing, eine klare Aufgabenverteilung und deutliche Kommandos waren. Nach anfänglichen Verwicklungsschwierigkeiten des Gennakers um die Rollfock oder störende Klampen am Bug schafften es beide Boote, den Gennaker zu setzen und ein Gefühl für den Raumwind- bzw. Halbwindkurs zu entwickeln. Auf beiden Keus testeten Richard und Helen zudem ausgiebig das Trapez.

Nach nicht wenigen erfolgreichen Halsen und Bergen des Gennakers fuhren wir gemeinsam nach Woudsend, wo es aufgrund des tollen Wetters sehr voll war, doch hatten wir Glück und fanden einen Platz zum Anlegen. Gestärkt nach dem Mittagessen ging dann zunächst durch die Brücke und einen langen Kanal zum Heegermeer, wo wir unser Training mit einer kleinen Regatta und schönem Raumwindkurs fortsetzten.

Die Rückfahrt ins Slotermeer durch den Kanal war gekennzeichnet durch Kreuzen, Kreuzen und nochmals Kreuzen, evtl. zum Unmut der entgegenkommenden Motorboote. Schnell wurde der raume Wind auf dem Slotermeer erneut zum Setzen des Gennakers genutzt. Es folgte eine Abfolge von Halsen im Drei- Minuten-Takt. Etwas erschöpft kamen alle gegen 18 Uhr sicher an der Anlegestelle an und freuten sich auf das wohlverdiente Anleger*innenbier. Das gemeinsame Abendessen im italienischen Restaurant rundete den gelungen Tag ab.

Der letzte Morgen startete mit einem gemeinsamen Frühstück und dem Räumen der Zimmer. Der Wetterbericht sagte perfektes, sportliches Segelwetter voraus: Sonne, 23 Grad und 4 bis 5 Bft Windstärke. So begann das Training erneut auf dem Slotermeer um 9 Uhr. Es zeigte sich, dass 1 bis 2 Windstärken mehr im Vergleich zum Vortag doch deutlich sportlicher waren, und somit war Helen schnell wieder im Trapez. Bei diesem Wind waren alle Beteiligten froh, dass am ersten Trainingstag nur leichter Wind war. Jetzt zeigte sich, dass das Gennakersetzen unter stärkerem Wind doch eine größere Herausforderung als am Vortag war. Doch durch die gut eingespielten Teams gelang es erneut beiden Booten, die Gennaker zu setzen. Gleichwohl wurde jeder kleinste Fehler an Pinne und Gennakerschot sofort deutlich. Auch ein Sonnenschuss war durch zu starkes Anluven dabei, konnte jedoch durch klare, richtige Anweisungen von Dirk schnell wieder behoben werden.

Gennakerhalse

Zum Mittagessen segelten wir erneut durch einen Kanal nach Sloten und kehrten dort zum Kibbelingessen ein. Ein kleiner Spaziergang durch die Festungsstadt ließ noch mehr Urlaubsgefühl aufkommen. Gestärkt setzten wir unser Training auf dem Slotermeer noch etwas fort. Insgesamt wurden Geschwindigkeiten von 8, 9 Knoten mit dem Gennaker erreicht, bis wir um 15 Uhr die Boote abgeben mussten und uns wieder auf dem Heimweg befanden.

Fazit dieses Trainingswochenendes: Wir werden Wiederholungstäter*innen und freuen uns auf das nächste Mal Gennaker setzen!

Daniela

Kielboottraining Balk 13.-15.10.2023

Die Vorhersagen waren mies …

… aber zum Glück haben wir nicht drauf gehört. Die Vorhersage war „anhaltende 5-7 Bft mit Starkwind, dazu kräftige Böen, Dauerregen und ein Temperatursturz“. Die Ostseeküste begann schon langsam vollzulaufen und die Nordseeküste wurde immer trockener. Trotzdem fanden sich letztlich sechs Hanseat*innen, die Interesse am Kielbootraining hatten. Die Erwartungen waren aber niedrig; zur Sicherheit wurde schon mal geschaut, ob die Unterkunft auch einen gemütlichen Kaminplatz hat und ein Fässchen Bier mit eingepackt, um die Sturmtage überstehen zu können.

Vielleicht war es Zufall, vielleicht trug aber auch Optimismus dazu bei, denn trotz der Vorhersagen setzte man sich am ersten Abend zusammen und ging Erklärungen zum Gennakersegeln anhand von Bildern, Diagrammen und Segelbootmodellen durch. Da die Unterkunft auch eine Segelschule beherbergt, war alles da, was man zum theoretisieren, erörtern und … ach egal; sehr schöner Abend jedenfalls.

Am nächsten Morgen gab es eine vorsichtige Wetteraufklärung vom Segellehrer, umherfliegende Äste wurden ignoriert, der Gennakersack allerdings gegen Trapezhosen eingetauscht. Dann wurde einige Zeit im Hafen investiert, um die Boote kennenzulernen, das laufende Gut zu kontrollieren und Abläufe besonders zum Einziehen der beiden Reffs zu üben. Beide Boote waren mit Elektromotoren ausgestattet.

Statt Gennakern standen am ersten Vormittag optimierter neutraler Trimm bei unterschiedlicher Segelkonfiguration, sicheres Halsen und schnelle Raumschotskurse, 8en-Segeln und Trapezeinsatz auf dem Programm.

Zu Mittag hat sich ein tolles Kulturprogramm selbstorganisiert, da es einer der wenigen Tage war, an dem die noch vollständig erhaltene Sägemühle in Woudsend in Betrieb war. Bei dem Wind lief die Mühle auch ganz ohne Tuch in den Mühlenflügeln ordentlich.

Danach wurde entschieden, eine größere Runde über die Kanäle zu segeln, die unter üblichen Windverhältnissen bis zur Dämmerung kaum zu schaffen wäre. Die Crews übten sich am Austarieren bei schnellen Vorwindkursen, sowie vor allem immer wieder am Ein-/Ausreffen und Setzen/Bergen auch bei engen Manövern im Kanal. Auf kurzen kreuzbaren Abschnitten wurden sofort wieder Segel gesetzt. Und als sich zeigte, dass die Elektromotoren die kurzen Abschnitte direkt gegenan tatsächlich schafften, dachten alle, dass die Runde machbar ist. Zweifel kamen jedoch nochmals auf, als Wind und Wellen beim Queren des Slotermeeres den kleinen Booten klare Grenzen aufzeigten. Aber wir hatten ja Platz. Es war sonst keiner da. Unter Landabdeckung ließ sich dann nochmal fein üben. So war es am Ende ein „rasanter Ritt über Kanäle und Seen“, wie ein Teilnehmer kommentierte.

Auch der zweite Tag bot abwechslungsreiche Segelmöglichkeiten bei Sonne, Regenbögen und ganz wenig Regen – zumindest direkt über den Booten. Es konnte sogar einmal ausgerefft werden. Nach einer kurzen Pause beiliegend bei wenig Wind wurde in wieder aufziehenden heftig-deftigen Böen zurückgesegelt. Alle waren konzentriert und aufmerksam an den Schoten und beim Raushängen, so dass die Boote mit schnellen flüssigen Manövern sicher zurückgebracht werden konnten. Das abschließende Segelbergen ging dann schneller als der Wind schauen konnte. Letztlich tolles Segeln, bei meistens super Wetter, viel Sonne und viel Spaß. Vorhersagen – pffft.

Kleinigkeiten, wie ein Getriebeschaden auf der Anfahrt und eine Rückfahrt im zweiten und vierten Gang braucht man nicht erzählen. Leider gibt es keine Bilder vom Vereinsvorsitzenden im Trapez hängend. 🙂

Markus