Nein, Ihr habt Euch nicht verlesen und wir nicht verschrieben. Unter der obigen Überschrift philosophierte Clubmitglied Ekkes anlässlich des diesjährigen fünfzigsten Vereinsjubiläums im gedruckten „Hanseaten“ trefflich über die mögliche Zukunft des Segelclubs Hansa.
Er überlegte dort: „Werden wir … mit VR-Brille … und Wohnzimmer-Klimagerät als Wettersimulator im Ölzeug auf einem elektromechanischen 6-D-Actor „segeln“ oder benötigen wir nur ein HMI (Human-Machine-Interface), das sich kontaktlos mit dem Hirn verbindet, um in der Cloud gegeneinander zu segeln oder miteinander auf virtuellen Törn zu gehen?“ Übrigens auch digital mit diesem Link nachzulesen.
Aber es geht offensichtlich VIEL schneller als vor einigen Monaten spekuliert: Ende Oktober 2023 war in den „Westfälischen Nachrichten“ ein Bericht mit diesem aufregenden Titel zu lesen: „SEGELN OHNE MENSCHEN AN BORD„. Darin berichtete dpa über ein studentisches Projekt der Uni Darmstadt, in dem ein kleines prototypisches Boot namens „roBOOTer“ entwickelt wird, das den Atlantik autonom überqueren soll (https://www.st-darmstadt.de/ueber-uns/boote/prototyp-ii/). Das Ganze findet im Rahmen des internationalen Wettbewerbs „Microtransat Challenge“ (https://www.microtransat.org/) statt.
Doch gemach: Die hessischen Studierenden werkeln lt. dpa-Bericht nur noch an peripheren Problemchen wie dem Kontaktabriss zum Boot bei ungefähr 600 Metern Entfernung von der Küste. Wie breit ist der Ozean eigentlich, reichen da 600 Meter Kontaktreichweite etwa nicht??!! Nicht berichtet wurde in dem Beitrag übrigens über den seglerischen und programmiertechnischen Umgang mit dem berüchtigten Bermuda-Dreieck…
oder „eine Gourmet Tour für Hansa Segler“ — Inhalt dazu ganz unten.
Als Clubveranstaltung des SHM ist der diesjährige Distanztörn nicht zustande gekommen. Zu stark waren die vorgesehenen Teilnehmer nicht nur durch Verantwortungsbewustsein, Ängste und Verunsicherung sowie Stornierungszwänge befangen. Der Chartervertrag wurde kostenpflichtig storniert! Bei Verfolgung des Infektionsgeschehens der Ostsee Anlieger-Länder und Regionen, zugehöriger Risikobewertung, Einbeziehung der Erfahrungen Dritter und Abwägen der Möglichkeiten auch auf einer Yacht nahe Kontakte zu meiden, entschlossen sich vier der ursprünglich sieben Hansa-Segler die Yacht doch noch zu übernehmen. Der Chartervertrag wurde wieder aktiviert. Klar war, dass Schweden zu dieser Zeit nicht besucht werden sollte, klar war auch, dass die Besatzung nicht mehr die volle ursprüngliche Wachenstärke haben würde; unklar war, wie die seitens Dänemark eingeführte Anmelderegel für zumindest sechs Zielhäfen in der Praxis funktionieren würde.
Zwei PKW, vier Segler, deren Gepäck und einiges an Proviant machten sich am 11.7. auf den Weg nach Großenbrode, wo eine 46″ Bavaria Cruiser auf uns warten soll. (Wer die ganzen Details des 2-wöchigen abwechsungsreichen Törns inkl. des kulinarischen Anhang erfahren möchte, klicke auf ….)
Teilnehmer waren, die Segelyacht „La Le Lu“ mit der Crew Sabine als Commodorin und Schiffsführerein, Jürgen als Co Skipper Hubertus Norbert Beate Timo sowie die Segelyacht „The First“, besetzt mit Ingo als Schiffsführer Kalle als Co-Skipper Dirk-Uwe Ekkehard Thomas Alfons
Bei beiden Yachten handelte es sich 41 Fuß Bavarias aus den Baujahren 2018 und 2019.
Einen besonderen Dank möchte ich schon an dieser Stelle unserer Commodorin Sabine Ksienzyk aussprechen. Sie hat mit viel Einsatz eine akribische Vorplanung erstellt und alle vorab aufkommenden Fragen geklärt und beantwortet. Darüber hinaus hat sie eine genaue Törnplanung ausgearbeitet, die uns in einer „kleinen Acht“ von unserem Ausgangshafen Großenbrode bei Fehmarn durch den Großen Belt und durchs Kattegat nach Göteborg führen sollte. Von Göteborg aus war geplant über Skagen/Dänemark, Varberg/Schweden durch den Öre-Sund und über Warnemünde letztendlich wieder Großenbrode anzusteuern.
Aber wie das Leben so spielt, macht der Segler Pläne und das Wetter lacht dazu. Die Wettervorhersage für den Start prophezeite uns einen Wind von NW in Stärken von 3 – 4 Bft. Uns war schnell klar, dass wir mit kreuzen die angepeilte Etappe zeitlich nicht schaffen würden und sich das für den 2. Segeltag wohl kaum ändern würde. Schnell war der Entschluss gefasst, die Tour einfach umzudrehen und die geplanten Ziele in umgekehrter Reihenfolge anzusteuern. Also auf nach Warnemünde.
Der Starttag war wenig gemütlich und es war gut, dass wir keine Landratten in unserer Crew hatten. Bei Wind von 4 – 5 Bft, in Böen durchaus frischer und raumer Welle mit 1 – 2 Meter war die Yacht nicht leicht auf Kurs zu halten und wühlte unsere Verdauungsorgane ordentlich durch. Regnerisches und kaltes Wetter nagte zusätzlich an der Stimmung. Unser Anlegebier und das darauf folgende Dinner hellten die Laune schnell wieder auf.
Dirk-Uwe zauberte ein Dinner vom feinsten: Rinderhüftsteak, Rosmarinkartoffeln und Salat schmeckten köstlich. Als wäre das nicht genug, gab’s zum Nachtisch Vanillecreme mit Preisselbeeren. Diese kulinarischen Köstlichkeiten sollten sich im Laufe des Törns fortsetzen und Dirk-Uwe sich als der Inbegriff eines seelenstreichelnden Smutjes entpuppen. Immer gab es ein hervorragendes Abendessen. So manches Mal machte er sich direkt nach dem Anleger auf die Jagt nach frischen Zutaten, um uns noch mehr zu verwöhnen. Ich verbeuge mich auch im Namen der anderen Crewmitglieder für Dirk-Uwes Einsatz, sich täglich um unser leibliches Wohl zu kümmern.
Nicht, nur die Dinner vielen außergewöhnlich aus, es gab auch immer Leckerchen zwischendurch!
Nach dem wetterbedingten, ungemütlichen Start ging es die nächsten Tage deutlich angenehmer weiter Richtung Norden. Dabei entpuppte sich unsere „The First“ als äußerst sportlich. Bei Windstärken von 4 – 5 Bft waren durchaus Geschwindigkeiten regelmäßig von 7 bis 8 kn, oftmals auch etwas über 9 kn möglich. Das Grinsen stand uns ins Gesicht geschrieben.
Sicher lag das aber nicht nur an unserer Yacht sondern auch an den Fähigkeiten unserer ausgebufften Crew 😉 ?
Auch unser Skipper zeigte jederzeit vollen Einsatz!
Und wie es sich für einen ordentlichen Skipper gehört: alles im Blick!
Erwähnenswert sind ganz sicher die Fähigkeiten unseres Daniel Düsentriebs. Vereinsintern wird er auch liebevoll „Ekkes“ genannt. Unter anderem beherrschte er zu jeder Zeit alles im Bereich Navigation und Funk. Dabei war es gar nicht so einfach immer den Überblick zu behalten.
Unsere seglerischen Fähigkeiten wurden in der ersten Phase des Törns wenig gefordert. Segel setzen, reffen, ausreffen, hier und da nachjustieren und letztendlich wieder einholen…. das war’s im Prinzip schon. Wir rutschen auf einem Bug vom Start zum Ziel. Erst am vierten Segeltag kam die Sensation: wir mussten doch tatsächlich die erste Wende fahren!
Es war fast Halbzeit, als ein Highlight unseres Segelabenteuers anstand: der Nachttörn! Da unser Ziel in „nur“ 80 sm Entfernung lag, begannen wir mit einem ruhigen Tag im Hafen und legten erst am Nachmittag ab. Anfangs ermöglichte der Wind noch ein entspanntes Segeln, der gegen Abend jedoch deutlich nachließ und den Einsatz der Maschine notwendig machte. Ein traumhafter Sonnenuntergang entschädigte uns dafür.
Nach guter Einweisung für die Fahrt bei Dunkelheit und Einteilung der Nachtwachen durch unseren Schiffsführer ging es in eine kurze Nacht. Der späte Sonnenuntergang und eine frühe Dämmerung ließen uns spüren, dass wir doch einige Breitengrade nördlicher als im Münsterland unterwegs waren.
Und wir waren mal wieder schnell! So mussten wir immer weiter Fahrt herausnehmen, um nicht zu früh am geplanten Ziel Grenaa einzutreffen.
Im Morgengrauen kam segeltüchtigen Wind auf, und bald haben wir die Segelfäche verkleiner müssen, um nicht zu früh im Zielhafen anzukommen. Zu unserem Bedauern brachte uns eine Wolkendecke um das Vergnügen, den Sonnenaufgang genießen zu können. Vorübergehender Nebel rundete das Wettergeschehen ab.
Der Nacht folgte ein Hafentag bei sehr freundlichem Wetter. Es schien ein Feiertag in Dänemark zu sein, den überall anzutreffende junge Menschen mit lauter Musik und dem Erkennungszeichen „Flasche in der Hand“ feierten.
Ein Teil unserer Crew beschloss auf einen Kaffee zum Sightseeing in die Stadt aufzubrechen. Das Vorhaben entpuppte sich als gar nicht so einfach wie erwartet. Nach länger als gedacht dauerndem Fußmarsch empfing uns ein überschaubarer Ort in dem die Geschäfte weitestgehend geschlossen hatten und die Bürgersteige hochgeklappt schienen. Ein geöffnetes Cafe ließ sich ebenfalls nicht finden.
Letztendlich endeckten wir eine Imbissbude, die uns einen grenzwertig schmeckenden Kaffee offerierte. Die Freiluftbestuhlung aus Betonmöbeln im Fettfleckendesign wird uns ewig in Erinnerung bleiben.
Nach insgesamt 7 km Fußmarsch kehrten wir zurück zur Yacht und genossen bei nachbarlicher, lauter Techno-Mukke wieder mal ein fürstliches Abendmahl.
Halbzeit. Die Etappen der Rücktour hatten wir kürzer gesteckt, um in der verbliebenen Zeit nicht in Stress zu geraten. Obwohl wir dadurch meist früh in unseren Zielhäfen ankamen, waren diese oft gut besucht und die Anlegeplätze dementsprechend rar.
So manches Mal lagen wir dicht gedrängt oder im Päckchen. Einmal wurde uns sogar ein „Liegeplatz“ direkt in der Einfahrt zugewiesen. Am nächsten Morgen hielten wir ein paar Mal die Luft an, als Frühaufsteher die von uns verursachte Engstelle passierten.
Die nun kürzeren Etappen bescherten uns genug Zeit, um auch mal Hafenmanöver und Boje über Bord Manöver zu trainieren.
Der Rückweg durch den großen Belt bot uns noch einige Besonderheiten. Ein militärisches Sperrgebiet war zu umschiffen und die Brücke über den Großen Belt zu queren. Es herrschte reger, teils lustiger Funkverkehr und auch wir mussten uns anmelden, um eine Passage unter der Brücke hindurch zugewiesen zu bekommen.
Der Anblick dieses imposanten Bauwerks war schon beeindruckend.
Am Vorabend unseres Törnendes legten wir in Heiligenhafen an. Ein gemeinsames Essen mit unserer Sparringscrew von der „La Le Lu“ stand auf dem Plan.
Im vorab gebuchten Restaurant herrschte gemütliche Enge, die angesichts der guten Stimmung kein Problem darstellte.
Gut gesättigt durften wir im Anschluss noch einen lauen Sommerabend genießen, den beide Crews auf der „The First“ gemeinsam mit so einigem Seglerlatein kurzweilig gestalteten. Es war unser vorgezogener Abschluss bevor wir am letzten Tag den kurzen Schlag in unseren Heimathafen Großenbrode absolvierten. Wir waren alle dankbar uns keine Blessuren eingehandelt zu haben und die Yachten ohne Kratzer wieder abgeben zu können.
Schließlich hatten wir 509 Seemeilen auf der Logge und waren eine große Runde durch die westliche Ostsee gefahren.
Zum guten Schluss bleibt festzustellen: Nach einem holprigen Start war es ein rundum gelungener Törn, der großen Appetit auf eine Wiederholung macht:
Das jährliche Vortreffen für die gesamten Dickschiff Vereinsveranstaltungen war dieses Mal (20.11.) so gut besucht, wie noch nie, obwohl nicht wenige der üblichen Teilnehmer, die dieses Mal verhindert waren, oder sich anderweitig um ihre Teilnahme bewerben/beworben haben, noch fehlten.
Neben den regulären Sitzplätzen im Clubraum waren die Polstermöbel, die Thekenhocker sowie die Holztritte vor der Fensterseite vollständig besetzt und viele interessierte Teilnehmer mussten dennoch stehen.
Für 2019 sind erneut sieben Dickschiff bzw. eine Kieljollen-Trainingsveranstaltungen im Angebot des Clubs und entsprechend dauerten die Eintragungen in die umlaufenden Teilnehmerlisten nach Vorstellungen der einzelnen Veranstaltungen durch die Hauptorganisatoren unter Moderation des Fahrtenseglerobmann auch eine ganze Weile.
Von der Teilnehmerzahl her größte Veranstaltung ist das Mittelmeertraining; für 2019 ist Sardinien in der Planung.
Die Flottille Ostseetraining wird von Heiligenhafen aus starten.
Das Interesse am Hafenmanövertraining in einem Hafen am IJsselmeeres sprengt den Rekord des letzten Jahres bei weitem.
Der zweiwöchige Distanztörn „die kleine 8“ – auch ausgehend Heiligenhafen – hat als Nordziel Breite Göteburg / Skagen.
Für das Trainingcamp J70 in Monikendamm haben sich wieder sehr viele eingetragen, die Warteliste ist geöffnet (oder es wird umdisponiert), und für die Seenotrettungsübung gibt es auch schon eine vollständige Teilnehmerzahl, obwohl der Termin nicht einmal feststeht.
An dem Abend verhinderte Nachzügler sind dringend gehalten, sich umgehend beim Fahrtenseglerobmann zu melden, damit die Planungen weiter gehen können und keine allzu großen Enttäuschungen entstehen können, weil keine Plätze mehr verfügbar sind.
Frage: Was kann schöner sein als zwei Wochen Segeln in der südlichen und südöstlichen/zentralen Ostsee ohne einen Tropfen von oben bei nahezu täglich 100% Sonnenschein? Antwort: das gleiche wie oben, wenn denn täglich Segelwind wehen würde!
Kurzzusammenfassung: vom 14.7. bis 27.7. ab Breege/Rügen zu siebt mit einer betagten Bavaria 45 via Utklippan/Schweden, Kalmar, Mönsterås, Bryxelkrok, Visby, Lauterhorn/Fårö, Kristianopel, Karlskrona, Christiansö/Dänemark, Hasle, Glowe/Rügen und wieder Breege. Reichlich 700 sm im Kielwasser gelassen, aber oftmals etwas dürftiger Wind.
Aber der Reihe nach … ein Bericht von Sabine „Die Gotlandfahrer – Distanztörn – Schweden 2018“ weiterlesen →